Veröffentlicht inFamilie, Kind & Familie

Wechsel auf weiterführende Schule: So kannst du dein Kind unterstützen

Der Wechsel auf die Realschule oder das Gymnasium kann unsere Kinder verunsichern. Mit ein paar Hilfen meistern sie ihn aber problemlos.
Der Wechsel auf die Realschule oder das Gymnasium kann unsere Kinder verunsichern. Mit ein paar Hilfen meistern sie ihn aber problemlos. Credit: AdobeStock/ pololia

Schon morgen startet in NRW das neue Schuljahr. Während die neuen Erstklässler oft super motiviert in die Schule gehen, kämpfen viele Fünftklässler mit dem Wechsel in die weiterführende Schule. So kannst du deinem Kind helfen!

Inhaltsverzeichnis

„Mama, ich will nicht in die Schule!“ Es war der zweite Schultag der fünften Klasse, als mein Sohn mir morgens mit diesem Satz begegnete. Ein Satz, den ich in den vier Grundschuljahren kein einziges Mal von ihm gehört habe. Denn bis zu diesem Tag war Schule ein großer Spaß für ihn.

Und jetzt, ganz plötzlich, schien die Schule ihm Angst zu machen. So sehr, dass er schon Nächte vorher schlecht schlief und schließlich, als es so weit war, schon morgens keine Lust hatte überhaupt aufzustehen, geschweige denn hinzugehen. Eine völlig ungewohnte Situation, die in mir vor allem eines auslöste: Hilflosigkeit.

10 Tabusätze für Eltern - Sagt das nie zu eurem Kind!

Kinder schnappen viel mehr auf, als sich Erwachsene vorstellen können. Alles, was sie mitkriegen, hat eine Auswirkung darauf, was für Gewohnheiten das Kind entwickelt. Vor allem die Wortwahl der Eltern macht sehr viel aus. Deswegen zeigen wir dir 10 Sätze, die du am besten nie zu deinem Kind sagen solltest.

Um euch, vor allem aber euren baldigen Fünftklässlern, den Start in der neuen Schule ein bisschen zu erleichtern, haben wir hier ein paar Hilfen für euch.

Lesetipp: 8 Sätze, mit denen Kinder indirekt um Hilfe bitten

Plötzlich sind sie wieder die Kleinsten

Der Schritt von der Grundschule in eine weiterführende Schule ist enorm. Gerade noch waren unsere Kinder die Großen an der Grundschule. Sie wussten ganz genau, wer was darf oder wo was hingehört. Und plötzlich sind sie wieder die Kleinsten. Es prasselt so viel auf sie ein: Eine fremde, oft viel größere Schule, mit fremden Lehrer*innen, Fächern, Zimmern und vor allem vielen fremden Kindern – in der eigenen Klasse, aber eben auch in der Schule.

Das schüchtert viele Kinder ein und jene, die sich schwer mit Veränderungen tun, ganz besonders. So auch meinen Sohn, der schon zum Ende des vierten Schuljahres meinte, er wolle die Grundschule am liebsten gar nicht verlassen.

Auch interessant: Weiterführende Schulen: Welche Schule ist die richtige für mein Kind?

Gefühle, Ängste und Sorgen

Es klingt so leicht, wenn man sagt, dass man diese Gefühle offen ansprechen soll. Doch leider ist nicht jeder bereit, darüber zu sprechen, was ihm fehlt, was ihm Angst macht oder ihn bedrückt. Mein Sohn gehört zu der Sorte Mensch, der die Dinge gerne mit sich selbst klärt.

Er kann einem tausend und eine Frage stellen zu allen Themen dieser Welt. Er kann auch mindestens genauso viele Antworten geben. Was er aber gar nicht mag, ist zuzugeben, dass er Angst hat oder dass ihm etwas Sorgen bereitet.

Daran werden wir Eltern in den kommenden Tagen und Wochen also arbeiten. Wir werden viel nachfragen und noch mehr zuhören. Wir werden Geschichten von unserer ersten Zeit auf der neuen Schule erzählen (vermutlich mit einem augenrollenden Kind, denn, „die Geschichte hast du schon tausend Mal erzählt, Mama.“). Wir werden versuchen, ihm die Angst oder Scheu vor der neuen Schule zu nehmen und sie ihm hoffentlich ordentlich schmackhaft machen.

Eigene Erwartungen nicht auf das Kind übertragen

Es ist wichtig, dass wir Eltern unsere Erwartungen an das Kind nicht zu hoch schrauben. Unsere Kinder sind gerade erst zehn Jahre alt. In meinen Augen eigentlich viel zu jung, um schon den einen oder anderen Bildungsweg zu wählen. Viele sind in diesem Alter noch verspielt und verträumt. Die Lehrpläne und Methoden sind in den meisten Grundschulen genau darauf angepasst. In weiterführenden Schulen weht aber ein anderer Wind.

Es ist durchaus möglich, dass die Kinder ihre bisherige schulische Leistung weiterhin bestätigen. Genauso gut ist es aber möglich, dass die Noten erst einmal schlechter werden. Denn Klassenarbeiten oder Tests werden strenger bewertet. Das gilt besonders für Kinder, die auf ein Gymnasium wechseln.

Von den ersten Noten sind wir noch ein Stück entfernt, aber wichtig ist, dass unsere Kinder wissen, dass ein paar schlechte Noten keinen schlechten Schüler aus ihnen machen.

Lies auch: Lerntypen erkennen: So hilfst du deinem Kind in der Schule

Gib deinem Kind Zeit

Denn alles braucht ein bisschen Zeit. Hab also Geduld und Verständnis mit deinem Kind. Lass es ganz in Ruhe in dieser neuen Umgebung ankommen. Immerhin wird es die nächsten 5–9 Jahre auf dieser Schule verbringen. Und wenn es schließlich die ersten Noten mit nach Hause bringt, und die sind schlechter als vorher, dann ist das kein Beinbruch. Setz dein Kind nicht zusätzlich unter Druck, sondern muntere es auf und motiviere es.

Biete an, gemeinsam mit ihm zu lernen oder Inhalte anzuschauen. Zeig deinem Kind, dass dich interessiert, was es in der Schule macht.

Wie du deinem Kind außerdem beim Schulwechsel helfen kannst!

Auch wenn unsere Kinder mit zehn Jahren noch recht klein sind, sie brauchen trotz der neuen Umgebung Freiräume und Zeit, ihre Selbstständigkeit auszubauen. Es hilft ihnen also nicht, wenn Mama und Papa beispielsweise während der Hausaufgaben mit Adleraugen zusehen und jeden kleinen Fehler sofort anzeigen. Das hilft nicht, sondern schadet ihrem Selbstbewusstsein.

Lesetipp: 7 Schritte, mit denen dein Kind das Lernen richtig lernt

Viel besser ist es, das Kind so selbstständig wie möglich die Aufgaben erledigen zu lassen. Treten Probleme auf, darf es gerne nachfragen. Fehler sind kein Problem, denn aus denen lernt man ja bekanntlich.

Der Schulweg

Genauso verhält es sich mit dem Schulweg. Auch wenn der Weg in die neue Schule länger ist und mehr Straßen und potenzielle Gefahrenstellen hat, lass dein Kind alleine oder mit Freunden gehen oder radeln. Klar kann man ihnen in den ersten Tagen noch helfen. Aber ihr Selbstvertrauen wird einen riesen Sprung machen, wenn sie den Weg schließlich selbstständig bewältigen. Wie die Großen.

Struktur finden (lassen)

Am Anfang braucht dein Kind vielleicht Hilfe, seinen Tag zu strukturieren. Hausaufgaben, lernen, Freunde, Hobbys und Sport, das muss erst einmal unter einen Hut gebracht werden. Erkläre deinem Kind, dass Lernen und Schule natürlich wichtig sind, (Lern-) Pausen aber mindestens genauso. Achte darauf, dass es sich nicht zu viel zumutet. Länger als zwei Stunden sollte es in der fünften Klasse nach der Schule nicht an Hausaufgaben sitzen.

Und sprecht viel über die Schule. Wie sind die Lehrer*innen, was lief heute besonders gut, was war richtig doof oder worüber hat sich dein Kind gefreut bzw. geärgert? Lass dir von deinem Kind erzählen, was es in den neuen Fächern so gelernt hat. Zeig einfach Interesse für den so wichtigen und neuen Lebensabschnitt deines Kindes.

Es ist nichts in Stein gemeißelt

Und wenn ihr irgendwann merkt oder euer Kind euch sagt, dass es in dieser Schulform nicht zurechtkommt, dann ist das alles andere als schlimm. Die Klassenstufen fünf und sechs gelten nicht umsonst als Orientierungsstufen. Kein Bildungsweg ist in Stein gemeißelt. Ein Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule oder andersherum ist immer möglich.