Veröffentlicht inFamilie, Kind & Teenager

Mental Load nach den Ferien: Warum es jetzt besonders wichtig ist, Aufgaben zu teilen

Familie bereitet gemeinsam das Frühstück zu.
© Getty Images/ Halfpoint Images

Warum vor allem Frauen unter Mental Load leiden und was dagegen hilft

Erfahre, warum es jetzt nach den Ferien so wichtig ist, alltägliche Aufgaben neu zu verteilen und wie Familien Stress wirklich reduzieren können.

Die Koffer sind längst ausgepackt, die letzten Sandreste aus der Strandmuschel geschüttelt und im Keller stapelt sich die Wäsche wie ein Mahnmal dafür, dass Ferien eben nicht automatisch Erholung bedeuten. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich fühlen sich die letzten Tage vor dem neuen Schuljahr oft besonders anstrengend an. Der Urlaub erscheint monatelang her. Und statt Sonnenuntergang am Meer warten jetzt wieder Termine, Email, Elternabende und das Gefühl, alles gleichzeitig jonglieren zu müssen auf einen. Willkommen zurück im Alltag. Und willkommen zurück im Mental Load, der nach den Ferien doppelt und dreifach zuschlägt.

Warum trifft Mental Load Eltern so hart?

Mental Load beschreibt die unsichtbare und unbezahlte Denkarbeit im Familienalltag: Wer kauft die Schulmaterialien fürs neue Schuljahr? Wer weiß, ob die Turnschuhe aus dem letzten Jahr noch passen oder neue hermüssen? Wer macht den Termin beim Kieferorthopäden, weil die Zahnspange kaputtgegangen ist? Aber nicht am Dienstag oder Donnerstag, da ist schon Musikschule und Reiten.

Studien und Umfragen zeigen immer wieder, dass in den meisten Familien vor allem Frauen diese unsichtbare, unbezahlte Arbeit leisten. Während die ganze Familie also vom Urlaubsmodus in den Alltag wechseln muss, türmt sich der Organisationsberg in unermessliche Höhen: Schule, Arbeit, Vorbereitungen, Besorgungen, Planungen, Termine. Und genau deshalb ist die Zeit nach den Ferien so besonders heikel.

Von außen betrachtet, findet nämlich all das zusammen. Die Kinder werden an ihrem ersten Schultag mit passenden Turnschuhen, einer randvollen Brotdose und bestens ausgestattet ins neue Schuljahr starten. Die kognitive und emotionale Belastung, die in diesen scheinbar reibungslosen Abläufen steckt, die sieht aber keiner. Solange nicht, bis sie sie selbst übernehmen müssen.

Warum ist der Mental Load nach den Ferien noch größer?

Zwar ist man nach den Ferien idealerweise ausgeruht, konnte neue Kraft und Energie tanken, aber spätestens, wenn die Planung des Alltags ansteht, steigt das Stresslevel bei Mamas (und ja, auch manchen Papas). Und dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich:

  1. Fehlende Struktur
    Im Urlaub haben die wenigsten festen Zeiten, geschweige denn Tagesstrukturen. Ein bisschen macht jeder, worauf er oder sie Lust hat und das zu Zeiten, zu denen es passt. Die bekannten Alltagsstrukturen wieder einzuführen, kostet Energie.
  2. Aufgeschobene Aufgaben
    Privat und beruflich schiebt man unliebsame Aufgaben gerne auf nach dem Urlaub. Und dann ist man zurück und muss alles am besten gleichzeitig erledigen.
  3. Erwartungen vs. Realität
    Nach dem Urlaub entspannt ankommen und langsam in den Alltag finden – das können sich die wenigsten leisten. Oft hat man den Koffer noch gar nicht richtig ausgepackt, da warten schon die ersten Termine und To-dos.
  4. Erholungseffekt verpufft schneller als er kam
    Wer schnell wieder im Alltagsstress steckt, fühlt sich schnell noch erschöpfter als vor dem Urlaub.

Kurz gesagt, entfällt der Mental Load, der in dieser Phase so besonders groß ist, (wieder) nur auf eine einzige Person, entsteht Frust, Streit und Überlastung.

Warum Aufgaben teilen eine Notwendigkeit ist

Vielleicht habt ihr schon mal versucht, „diesmal alles gerechter aufzuteilen“? Oft endet das leider darin, dass To-do-Listen und Gedankenschleifen wieder bei einer Person landen. Was wirklich bedauerlich ist, denn Studien zeigen, dass eine faire Aufteilung von Familienarbeit nicht nur eine Person entlastet, sondern auch die Partnerschaft stärkt. So sind Beziehungen, in denen Care- und Organisationsarbeit gleichberechtigt aufgeteilt ist, nach Angaben einer Schweizer Studie stabiler und langfristiger.

Wichtig! Das Teilen von Aufgaben bedeutet nicht nur, dass jemand anderes die Spülmaschine ausräumt. Es geht darum, Verantwortung abzugeben bzw. zu übernehmen und das schließt auch die Denk- oder Planungsarbeit mit ein. Mental Load entsteht nicht durch Tun, sondern durch ständiges Mitdenken müssen.

How-to: Mental Load fair aufteilen

Verabschiedet euch direkt von der Idee eines perfekten Systems. Das gibt es nicht. Überlegt euch machbare Veränderungen und setzt diese um. Wie macht man das?

  1. Macht Unsichtbares sichtbar
    Schreibt kleinlich genau auf, welche Aufgaben anfallen. Oft wird so erst klar, wie viel dieser unsichtbaren Arbeit tatsächlich im Alltag steckt.
  2. Übergebt Verantwortung
    Der Satz „Sag mir einfach, was ich tun soll!“ ist nicht Verantwortung übernehmen! Wer eine Aufgabe übernimmt, übernimmt auch die Planung, Erinnerung und Nachkontrolle.
  3. Regelmäßige Checks
    Sprecht mindestens einmal die Woche darüber, wie es läuft. Strukturiert und verteilt noch mal um, wenn jemand überlastet ist. Oder besser noch, bevor jemand überlastet ist.
  4. Setzt Prioritäten
    Nicht alles muss sofort erledigt werden. Manche Aufgaben dürfen bewusst liegen bleiben. Perfektionismus ist ein großer Treiber von Mental Load.
  5. Bezieht eure Kinder ein
    Kinder können schon ab dem Kindergartenalter Verantwortung übernehmen. Ab dem Schulalter sollten sie so schnell wie möglich für ihre Sport- und Schulsachen Verantwortung übernehmen. (Das heißt auch, dass sie mit Sicherheit Dinge vergessen werden. Aber nur so lernen sie, sich nicht auf andere zu verlassen.)

Warum sich die Umverteilung des Mental Load genau jetzt lohnt!

Die Tage und Wochen nach den Ferien sind eine Chance, Routinen ganz neu einzuführen. Statt in alte Muster zurückzufallen, könnt ihr jetzt gemeinsam überlegen, welche Aufgabe unbedingt jetzt und in naher Zukunft anfallen, welche unmittelbar gemacht werden müssen, und wer was übernimmt. Und das am besten auch dauerhaft.

Nur so schafft man es, den Familienalltag so zu gestalten, dass keiner alleine alles tragen muss und zwangsläufig überlastet. Überforderung macht nämlich nicht nur müde, sondern vor allem gereizt. Und das spüren auch die Kinder. Wer jetzt bewusst Aufgaben teilt, legt den Grundstein für einen entspannteren Herbst.

Und falls ihr für euch als Familie eine Aufteilung gefunden habt, bei der eine Person den größeren Teil des Mental Loads übernimmt und sich damit wohlfühlt, dann ist auch das völlig in Ordnung. Solange es für alle Beteiligten fair und stimmig bleibt.

Weitere Themen:

KI-Leitlinien der Redaktion