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Schwimmen lernen in Kraul-, Rücken- oder Brustlage: Welche eignet sich am besten?

Junge, ca 6 Jahre alt, guckt mit Schwimmbrille aus dem Wasser eines Schwimmbads.
Erfahre, weshalb Rückenschwimmen und Kraulen besser für den Einstieg sind und Brustschwimmen später leichter gelingt. Credit: Getty Images/ WIN-Initiative/Neleman

Brust, Kraul oder Rücken? Erfahre, welche Schwimmlage sich am besten zum Schwimmen lernen eignet und wie der sichere Einstieg ins Wasser gelingt.

Brustschwimmen ist ein überholter Standard

In vielen Schwimmschulen ist es auch heute noch Standard, schwimmen in Bauchlage zu lernen. Die Vorteile des Brustschwimmens liegen auf der Hand. Der Kopf der Schwimmschüler*innen ist über Wasser, sie sehen und hören alles und können sich gut orientieren. Das macht es vor allem Schwimmlehrerinnen und Schwimmlehrern leicht, Anweisungen und Hinweise (vom Beckenrand) zu geben.

Allerdings ist das Brustschwimmen eigentlich die schwerste aller Schwimmarten. Die Koordination der Arm- und Beinbewegungen macht sie so komplex. Beides wird gleichzeitig, aber gegenläufig ausgeführt, was Kindern große Probleme bereiten kann. Technikfehler schleichen sich schnell ein und können zur Überstreckung der Halswirbelsäule und Nackenproblemen führen. Und auch die Kniegelenke werden durch die eigentlich unnatürliche Beinbewegung strapaziert.

In anderen Ländern wie den USA, Australien, Frankreich oder Großbritannien lernen Kinder schwimmen immer zuerst in Rückenlage. Auch in unserem Nachbarland Österreich ist man dazu übergegangen, Schwimmschüler*innen zuerst Rücken- und Kraulschwimmen und erst im Anschluss daran, Brustschwimmen beizubringen. Warum?

Natürlich schwimmen lernen in Rückenlage und Kraul

Im Wasser ist der Mensch leichter als an Land. Denn unser Körper erfährt dort Auftrieb. Das kommt daher, weil der menschliche Körper und Wasser in etwa dieselbe Dichte haben. Gehen wir ins Wasser, verdrängen wir es mit der Kraft unseres Körpergewichts. Mit derselben Kraft wirkt das Wasser auf unseren Körper (Archimedisches Prinzip) und ‚hebt uns an‘ bzw. macht uns leichter.

Dieses Prinzip wirkt besonders gut in Rückenlage, wie die meisten von euch sicher wissen. Denn legt man sich auf dem Rücken ins Wasser und bewegt weder Arme noch Beine, kann man sich einfach treiben lassen und geht dennoch nicht unter.

Schwimmen lernen dank physikalischer Prinzipien

Genau deshalb ist das Rückenschwimmen die einfachste und natürlichste Methode zum Schwimmenlernen. Die Atmung funktioniert ohne Technik, denn Mund und Nase sind frei, der Kopf liegt bequem im Wasser und Arm- und Beinbewegungen entsprechen natürlichen Bewegungen. Die Beine schlagen auf und ab, ähnlich den Bewegungen beim Laufen. Die Arme werden abwechselnd, kreisend am Kopf vorbei geführt, ohne die Beinbewegung zu stören. Und selbst wenn man in dieser Schwimmlage nur die Arme oder nur die Beine bewegt, kommt man bereits vorwärts. Einzig die Orientierung im Wasser ist beim Rückenschwimmen etwas erschwert.

Kraulen mag auf den ersten Blick wesentlich komplizierter aussehen, kann aber dennoch leichter erlernt werden als Brustschwimmen. Besonders, wenn das Schwimmen in Rückenlage schon klappt. Wie beim Rückenschwimmen liegt man im Wasser, nur eben bäuchlings. Die Beine werden auf und ab bewegt, die Arme kreisen abwechseln am Kopf entlang. Größte Schwierigkeit bei diesem Schwimmstil ist die Atmung. Doch wer sich die Zeit nimmt, sie in kleinen Schritten zu üben, erlebt beim Kraulen meist schnell Erfolgserlebnisse.

Schwimmschulen passen sich an

Viele Schwimmschulen beginnen auch hierzulande mittlerweile gezielt mit dem Rückenschwimmen. Aus den eben genannten Gründen, aber auch, wie uns der Leiter der Schwimmschule der ‚Schwimm- und Sportfreunde Bonn 1905 e. V., Pascal Schreiter, erklärt, weil „Kinder eigentlich Angst vor der Rückenlage im Wasser haben. Aber je jünger sie sind, wenn wir sie an diese Lage gewöhnen, umso einfacher wird das Schwimmenlernen.“

Außerdem, so erklärt Schreiter, ist das Wissen darum, dass man in Rückenlage einfach vom Wasser getragen wird, ein weiterer Schutz vorm Ertrinken. Wer weiß, wie er sich im Wasser helfen kann, wenn einem die Puste ausgeht, wird nicht panisch, sondern dreht sich auf den Rücken und atmet kräftig durch.

Auch die DLRG hat ihre Anforderungen an das erste Schwimmabzeichen, das Seepferdchen, dahingehend angepasst. Denn Kinder müssen die unter anderem erforderlichen 25 m Strecke in Bauch- oder Rückenlage absolvieren. Hauptsache ist, dass sie die Bahn durchgehend und ohne sich festhalten zu müssen meistern.

Welche Schwimmlage sich am besten eignet

Brustschwimmen hat Tradition, doch für den Einstieg ins Schwimmen ist es oft die komplizierteste Wahl. Es dauert relativ lang, bis Kinder das Schwimmen lernen. „Man kann mit rund 8 bis 9 Monaten rechnen, bis Kinder ihre Seepferdchenprüfung sicher schaffen“, so Pascal Schreiter. Damit sie aber am Ball bleiben und kontinuierlich Spaß daran haben, bräuchten sie Zwischenerfolge. Und die erzielt man leichter und schneller im Rücken- und Kraulschwimmen, weil sie natürlichere und intuitivere Bewegungsabläufe haben.

Besonders das Rückenschwimmen nimmt Kindern die Angst vor dem Atmen im Wasser, vermittelt Vertrauen ins Wasser und sorgt dafür, dass sie sich früh selbstständig über Wasser halten können. Lernen sie im Anschluss an das Rückenschwimmen das Kraulen, entsteht eine solide Basis, auf der sich das Brustschwimmen später leichter und sauberer aufbauen lässt.

Wer Schwimmen heute kindgerecht vermitteln möchte, beginnt also nicht mit dem, was lange Standard war, sondern mit dem, was für kleine Schwimmerinnen und Schwimmer wirklich Sinn ergibt.

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