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Teenager-Crashkurs: So bringst du ihnen Wertschätzung für Dinge bei

Mädchen im Teenageralter sitzt auf dem Sofa in einem unglaublich unordentlichen Wohnzimmer.
© Getty Images/ fcafotogigital

Vorab im Video: Darum flippen viele Teenager so schnell aus

Kaputte Geräte, verschwundene Dinge, Teenager haben ein ganz besonderes Talent. Wie du dein Hab und Gut schützt und ruhig bleibst, liest du hier.

Mit dem Alter wird man ja auch ein bisschen schrulliger (hab ich mal gelesen 😉). Man hat dann gewisse Eigenarten, auch mal einen Lieblingskaffeebecher und eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie das eigene Heim aussehen soll, damit man sich wohlfühlt. Alles (Schöne) hat seinen Platz, wird abends weg- und aufgeräumt, damit man entspannt in den nächsten Tag starten kann. Ihr kennt das vermutlich.

Aber all das ist für die Katz, wenn man Teenager hat. Die wüten durchs Haus, kochen sich nachts noch Drei-Gänge-Menüs, machen Displays, Fernbedienungen und Tassen kaputt und lassen Dinge verschwinden. Schlüssel, Schmuck, Turnschuhe – es gibt nichts, das nicht auf magische Weise verschwinden kann, wenn man Teenager unter demselben Dach wohnen hat.

Und da musste ich letztens an diesen Satz denken, den frischgebackene Eltern immer zu hören bekommen: „Kauf dir bloß keine schönen Dinge, wenn du kleine Kinder hast – die machen alles kaputt!“ Und das stimmt schon, irgendwie. Nur sagt dir niemand, dass dieser Satz noch mal relevant wird, wenn die Pubertät zuschlägt. Denn Teenager sind in dieser Disziplin echte Profis, leider auf einem ganz anderen Level.

Warum Kinder und Teenager Dinge kaputt machen (und es oft nicht mal merken)

Bevor ich klinge wie die moralische Instanz persönlich: Mir ist natürlich bewusst, dass meine Kinder (und vermutlich die meisten anderen auch) Dinge nicht mutwillig zerstören. Dahinter steckt in der Regel eine Entwicklungsphase, in der ihre Bedürfnisse sich verändern und manchmal auch schlichte Gedankenlosigkeit. Die Gründe für die zerstörerische Kräfte von Kindern sind also je nach Alter andere.

  • Kleinkinder erkunden ihre Welt über alle Sinne. Sie tasten, beißen, werfen, ziehen. Aus ihrer Sicht ist ein umgestoßener Blumentopf deshalb auch kein Drama, sondern ein spannendes Experiment in Sachen Schwerkraft und Geräuschkulisse.
  • Grundschulkinder sind motorisch geschickter, aber auch mutiger. Sie testen ihre Kräfte, wollen Dinge selbst machen und unterschätzen dabei, wie empfindlich etwas ist.
  • Teenager wiederum sind oft in Gedanken woanders – beim Chat mit dem oder der Freund*in, bei den Hausaufgaben (okay, selten) und sehr oft bei inneren Monologen über ….weiß der Geier worüber. Auf jeden Fall macht sie das zu wahren Meistern der unbeabsichtigten Zerstörung: Der Kaffeebecher kippt um, weil das Handy wichtiger ist, der Laptop fällt vom Sofa, weil man schnell aufstehen musste, um irgendwas zu holen.

Das „Kaputtmachen“ verändert also je nach Alter der Kinder seine Form. Knete im Teppich oder Filzstift an der Wand wird irgendwann zur kaputt-gebastelten Fernbedienung, zum zersplitterten Tablet-Bildschirm.

Typische Schadensbilder eines Teenagers

Während früher meist die Sachen von Mama und Papa in Mitleidenschaft gezogen wurden, sind es heute oft die (teuren) Sachen der Teens selbst. Die, betrachtet man es genau, eigentlich trotzdem die Sachen von Mama und Papa sind, schließlich haben wir sie bezahlt. Darum soll’s aber gar nicht gehen.

Teenager sind selten absichtlich rücksichtslos. Aber sie sind oft abgelenkt, in Gedanken versunken oder unterschätzen schlicht die Folgen ihres Handelns. Hinzu kommt, dass sie gar nicht mehr klein, sondern oft groß und kräftiger sind. Sie sind experimentierfreudiger und bewegen sich freier (und zu unmöglichen Uhrzeiten) in allen Räumen des Hauses.

Das führt zu einer ganz eigenen Kategorie von „Unfällen“: Gesplitterte Smartphone-Displays, weil das Handy beim Multitasken aus der Hand gerutscht ist. Verschwundene oder defekte Ladegeräte, diesmal dann von den Eltern, denn das eigene Kabel des Teens ist gerade nicht auffindbar oder wurde als ‚praktische‘ Verlängerung für etwas anderes zweckentfremdet. Mysteriöse Möbelkratzer, von denen nie einer nur Notiz nimmt, genauso wenig von plötzlichen Flecken auf Sofa und Teppich.

Und nicht zuletzt sind da beschädigte Küchengeräte, vom Mixer mit verkantetem Messer bis zum fehlenden Mikrowellenregler, der „schon nicht mehr dran war als ich mir gestern Abend schnell was warmmachen wollte“, sagt das Kind.

Und natürlich steckt dahinter kein böser Wille. Vielmehr ist es eine Kombination aus jugendlicher Selbstsicherheit („Ich weiß, wie das geht!“), fehlender Risikoeinschätzung und einem blinden Fleck in Sachen Ordnung halten.

Wer als Elternteil gelassen bleiben will, muss sich klarmachen: Diese „Unfälle“ sind ein Nebenprodukt davon, dass Teenager selbstständiger werden. Und dabei nicht immer so umsichtig sind, wie wir es uns wünschen würden.

Wie du gelassen bleibst, wenn dein Teenager (mal wieder) etwas kaputt gemacht hat

Mit Teenagern ist es oft nicht nur der materielle Schaden, der nervt, es ist besonders das Wie. Diese Mischung aus „War doch nicht so schlimm“ und dem gefühlten Desinteresse an den Konsequenzen kann Eltern regelrecht zur Weißglut treiben. Doch bevor du in Dauermeckerei verfällst (was die Wahrscheinlichkeit einer Besserung eher senkt), lohnt sich ein klarer, strukturierter Umgang.

1. Sofort runter vom Adrenalin

Wenn du den zerbrochenen Laptopdeckel oder die umgekippte Kaffeetasse siehst, ist der erste Impuls oft laut und wütend zu werden. So verständlich die Reaktion ist, sie ist nicht zielführend, besonders nicht bei Teenagern, die schnell in den Verteidigungsmodus gehen. Atme also kurz durch, zähle innerlich bis zehn oder verlasse für einen Moment den Raum. Sprich erst dann darüber.

2. Den Vorfall sachlich ansprechen

Teenager nehmen Kritik oft persönlicher als sie zugeben. Formulierungen wie „Du bist so unvorsichtig“ führen nur zu Abwehr. Besser ist, zu beschreiben, was passiert ist, ohne dabei ein Urteil zu fällen. Zum Beispiel: „Der Mixer ist kaputt, weil ein Metalllöffel drin war, während er lief.“ So trennst du das Verhalten von der Person.

3. Ursachen gemeinsam ergründen

Oft steckt hinter den Teenagerunfällen Gedankenlosigkeit oder Unwissenheit. Frag deshalb einfach nach, was passiert ist und hör zu, ohne dein Kind sofort zu unterbrechen. Das schafft die Basis dafür, dass dein Teenager eigene Lösungen findet.

4. Konsequenzen klarmachen und selbst umsetzen

Bei wiederholten Schäden sollte dein Kind die Folgen spüren. Das heißt nicht, dass du gemeine Strafen verhängen sollst. Aber Reparatur- oder Ersatzkosten können anteilig vom Taschengeld abgezogen werden oder der Teenager übernimmt dafür zusätzliche Aufgaben. Wichtig ist, dass die Konsequenzen nachvollziehbar und realistisch sein müssen, sonst wirken sie willkürlich.

5. Wertschätzung für Eigentum vermitteln

Gerade im Teenageralter ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen Aufwand, Wert und Pflege herzustellen. Das funktioniert oft besser über eigene Erfahrungen. Lass deinen Teen also das gesplitterte Handy- oder Tablet-Display selber zur Reparatur bringen und diese auch selber bezahlen (ganz oder anteilig).

Das wird ihm oder ihr sehr wehtun, denn es kommen schnell dreistellige Summen zusammen. Aber nur wer weiß, wie lange es dauern kann, auf ein neues Handy(display) zu sparen, weiß den materiellen Wert wirklich zu schätzen.

6. Humor als Rettungsanker nutzen

Nicht jeder Schaden muss in einen Grundsatzkonflikt münden. Manchmal hilft ein humorvoller Kommentar, die Situation zu entspannen. Gerade, wenn es sich um etwas Kleines handelt. Das zeigt deinem Teenager, dass nicht jede Kleinigkeit ein Drama ist.

Am Ende zählt was anderes

Unser Haus ist ganz sicher kein Showroom, dafür aber ein Ort, an dem gelebt wird. Dass Dinge kaputtgehen, heißt ja auch, dass sie benutzt, geteilt und ausprobiert werden. Es heißt, dass hier Kinder groß werden, die sich ausprobieren dürfen, auch wenn sie dabei manchmal den Porzellanbestand dezimieren.

Und ganz ehrlich: In ein paar Jahren wird’s hier vermutlich ordentlicher sein, die Gläser werden ganz bleiben und ich werde es vermissen, dass das Leben hier so sichtbar tobt.

Und bis dahin werde ich mir wohl weiterhin schöne Dinge kaufen. Das ein oder andere vielleicht lieber gleich im Doppelpack.

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