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Wie streng müssen Eltern sein? Ein ehrlicher Guide zwischen streng sein und lass mal gut sein

Tochter im Teenageralter sitzt gelangweilt am Laptop, ihre Mutter steht daneben und redet gestikulierend auf sie ein.
© AdobeStock/ Lumos sp

Im Video: Erziehung - Wie streng müssen Eltern sein?

Strenge Eltern? Keine Angst! So gelingt Erziehung ohne Machtkämpfe. Ein ehrlicher Guide für Eltern, die es nicht perfekt machen müssen.

Wir alle wollen keine autoritären Brüll-Eltern sein, aber auch keine Pudding-Eltern, die ihre Kids auf der Nase herumtanzen lassen. Schließlich brauchen Kinder Regeln und Grenzen, innerhalb derer sie sich ausprobieren können. Hin und wieder muss man als Eltern also auch durchgreifen und streng sein. Doch wie streng ist gut streng? Und was passiert, wenn wir es mit der Lockerheit übertreiben?

Ich habe selbst zwei Kinder (12 und 15) und stehe regelmäßig zwischen streng sein und lass mal gut sein. Deshalb kommt hier mein Blick auf das, was Forschung, Praxis und das echte Leben dazu sagen.

Brauchen Kinder Regeln?

Kurze Antwort: Ja.

Längere Antwort: Auch ja. Und zwar nicht, weil wir Eltern kleine Tyrannen bändigen müssen, sondern weil Kinder Regeln brauchen, die ihnen Orientierung, Sicherheit und ein Gefühl von ‚Hier geht’s lang‘ geben.

Die Entwicklungspsychologie (u. a. der bekannte Psychologe Lawrence Kohlberg) zeigt seit Jahrzehnten: Kinder lernen Moral und Sozialverhalten nicht durch Vorträge, sondern durch klare, verlässliche Grenzen, gepaart mit warmherziger Zuwendung.

Heißt im Klartext: Nur wer weiß, was erlaubt ist und was nicht, kann sich sicher bewegen. Ohne Regeln müssen Kinder ständig ausprobieren, wie weit sie gehen können. Das kostet Kraft und oft auch Nerven.

Zu streng, zu locker, gibt’s da ein gesundes Mittelmaß?

Oh ja. Psycholog*innen unterscheiden grob drei klassische Erziehungsstile:

1. Autoritär: Viel Kontrolle, wenig Wärme. Regeln ohne Diskussion, Strafen ohne Erklärung. Funktioniert kurzfristig, hinterlässt aber oft unsichere oder rebellische Kids.

2. Laissez-faire: Alles darf, nichts muss. Klingt nach Freiheit, endet oft im Chaos. Kinder ohne klaren Rahmen tun sich schwer mit Verantwortung und Eltern kommen sich irgendwann vor wie Animateure ohne Stopp-Taste.

3. Autoritativ: Klare Regeln plus enge Bindung. Genau hier liegt der Sweet Spot: Eltern erklären Regeln, hören zu, bleiben aber standhaft, wenn’s darauf ankommt. Studien zeigen, dass Kinder aus solchen Familien selbstbewusster, sozial kompetenter und stressresistenter sind.
Autoritativ heißt: Ich sehe dich und ich nehme dich ernst. Aber ich bleibe dabei, wenn ich nein sage. Klingt einfach? Ist es aber selten. Macht jedoch den Unterschied.

    Wann bin ich eigentlich zu streng?

    Streng wird dann zu streng, wenn du nicht mehr erklärst, sondern nur noch kontrollierst. Wenn Kinder keine Chance bekommen, mit dir zu verhandeln oder Dinge selbst zu lernen. Und wenn du drohst, schimpfst oder bestrafst, ohne dass dein Kind versteht, was es hätte besser machen können.

    Lies auch: Erziehung extrem: Was Tiger-Eltern mit der Psyche ihrer Kinder anrichten können

    Wichtig: Konsequenz ist nicht gleich Härte. Ein Nein kann freundlich sein. Eine Regel darf verhandelbar sein, muss es aber nicht immer. Ein „Ich verstehe dich, aber trotzdem ist um 21 Uhr Schlafenszeit“ kann mehr wirken als jedes Türknallen oder Lautwerden.

    Wie setze ich Regeln klug durch?

    Die Theorie ist oft herrlich klar, der Alltag aber nicht. Meine beiden testen ihre Grenzen regelmäßig. Der Große, zum Beispiel, indem er stundenlang Argumente runterbetet (An dieser Stelle ein Dank an die Deutschlehrerin, das Thema ‚Argumentieren‘ hat er hervorragend verstanden), warum man als Teenie unbedingt bis Mitternacht zocken muss.

    Hier ein paar Dinge, die bei uns funktionieren:

    1. Weniger Regeln, klarer formuliert

    Weniger ist mehr. Statt hundert kleiner Verbote lieber ein paar große Leitplanken, die immer gelten. Beispiel: „In deinem Zimmer darfst du Chaos machen. Im Wohnzimmer nicht.“
    Extra-Tipp: Man muss es dann auch wirklich aushalten können, wenn das Zimmer des oder der Kinder im Chaos versinkt. Ich sag’s euch nur vorher. Da hilft oft nur Zimmertür schließen und Augen zu machen.

    2. Wenn-Dann-Sätze ohne Drohung

    Ein gut formulierter Wenn-Dann-Satz ist keine Drohung, sondern eine logische Konsequenz. „Wenn du deine Hausaufgaben erledigt hast, kannst du dich mit deinen Freunden treffen.“ Klingt anders als „Wenn du das nicht machst, gibt es Ärger!“ und wirkt auch anders.

    3. Konsequenzen vorher klären

    Spontanen Strafen im Affekt sind oft nicht zielführend und leider meist auch wahllos. Besser ist, ihr sprecht schon vorher darüber, was passiert, wenn Absprachen nicht eingehalten werden: „Wenn du zu spät kommst, müssen wir heute deine Lieblingsserie streichen, denn die Zeit wird zu knapp.“ So weiß dein Kind, woran es ist. Und du vermeidest das Gefühl, Strafen aus Rache zu verhängen.

    4. Diskussionen zulassen, aber klare Grenzen haben

    Kinder dürfen verhandeln. Das ist kein Zeichen von Respektlosigkeit, sondern Übung fürs Leben. Irgendwann muss aber Schluss sein. Dann hilft ein ruhiges: „Ich hab dich gehört, meine Entscheidung steht.“

    Und jetzt?

    Elternsein macht uns nicht zu geduldigen Heiligen. Seien wir also nicht zu streng zu uns selbst. Streng genug zu sein heißt nicht, perfekt zu sein. Sei streng. Aber fair. Warmherzig. Berechenbar. Und hab Humor. Ein Nein mit einem Augenzwinkern wirkt oft stärker als hundert laute Drohungen.

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    Hinweis: Bei diesem Artikel haben wir uns von KI unterstützen lassen. Alle Inhalte wurden anschließend durch unsere Redaktion sorgfältig überprüft und angepasst.