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Aktuelle Studie: Dieses Verhalten erschwert uns die Partnersuche

Aktuelle Studie: Diese Verhalten erschwert uns die Partnersuche
Aktuelle Studie: Diese Verhalten erschwert uns die Partnersuche Credit: Getty Images

Wir machen es uns unnötig schwer, wenn es darum geht, gleichberechtigt zu daten und Beziehungen zu führen. Denn nicht selten erfüllen wir veraltete Rollenmuster. Über die zum Teil echt erschreckenden Ergebnisse einer aktuellen Umfrage.

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Aktuelle Studie: Dieses Verhalten erschwert uns die Partnersuche

Vielleicht habt ihr schon mal von dem englischen Begriff „Romance Gap“ gehört. Er ist angelehnt an die bekannten Begriffe Gender Pay Gap und Gender Health Gap. Er bezeichnet die Ungleichheit der Erwartungen an das Verhalten der verschiedenen Geschlechter beim Dating und in Beziehungen.

Was bedeutet Romance Gap?

Was bedeutet das genau? Romance Gap ist zwar ein neuer Begriff, aber er bezeichnet ein Verhalten, das viele von uns nur allzu gut kennen: „Die Momente, in denen man sich fragt, ob man nach der letzten Nachricht zu interessiert wirkt, darauf wartet, dass die andere Person aktiv wird, oder sich Sorgen macht, ob man zu direkt, zu unerfahren oder zu alt rüberkommt“, erklärt Naomi Walkland, Vice President Marketing bei Bumble.

Sicher kommt euch das bekannt vor. Es geht um veraltete Erwartungen, aber vor allem um die Diskrepanz zwischen dem Verhalten, das man von Männern (männlichen bzw. männlich gelesenen Personen) und von Frauen (weiblichen / weiblich gelesenen Personen) erwartet. Denn noch immer ist es so, dass viele Verhaltensweisen, die bei Männern als normal gelten, für Entrüstung und Verwunderung sorgen, sobald eine Frau sie an den Tag legt.

Typische Beispiele für den Romance Gap

Beispiel: Werden Frauen beim Dating aktiv, fällt das auf. Man wird gelobt, dass man als Frau den ersten Schritt macht, als sei das etwas Besonders. Dabei sollte das normal sein. Umgekehrt sind die gesellschaftlichen Erwartungen an den Mann groß. So soll er beim Dating nicht alles der Partnerin überlassen und sie im Idealfall direkt noch einladen, als hätte sie kein Geld. Reine Höflichkeit natürlich.

Fühlt sich ein Mann, dessen Rechnung mitgezahlt wird, anders als eine Frau? Ja, leider ist das so. Und zwar ohne einen triftigen Grund, sondern einfach „weil das eben so ist“.

Und diese ganzen, verstaubten Gedanken in den Köpfen, was „normal“ ist und was nicht, ist kaum moderner als das, was die Großelterngeneration als „schicklich“ bezeichnet hat. Es schickt sich nicht für eine Frau dies oder das zu tun. Und so veraltet uns diese Ausdrucksweise auch vorkommen mag, wir machen es letztlich kaum besser.

Willkommen mitten in der Romance Gap. Die nicht nur unlogisch ist, sondern uns das Liebesleben auch unfassbar schwer macht.

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Weshalb der Romance Gap uns aufhält

Denn für eine gleichberechtigte Beziehung zwischen den Geschlechtern ist die Romance Gap mehr als hinderlich. Und das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. Die Vorstellungen davon, was Männer und Frauen beim Dating und in einer Beziehung tun sollten und was nicht, driften auch 2022 noch arg weit auseinander. Und trotz all der schönen Gleichberechtigung, über die alle ständig reden, bleiben diese Erwartungen in den Köpfen.

Das zeigt auch eine ganz aktuelle, von Bumble* in Auftrag gegebene Studie. Zwar sagt die absolute Mehrheit (85 %) der Befragten, dass Gleichberechtigung beim Dating und in einer Beziehung unerlässlich sind. Dennoch sagen ganze 74 Prozent, „dass es in romantischen Beziehungen je nach Geschlecht noch immer unterschiedliche Erwartungen und erwartete Verhaltensweisen gibt – ein Romance Gap“.

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Bestimmte Verhaltensweisen gelten als romantisch und fürsorglich, wenn ein Mann sie zeigt. Tut eine Frau es ihm gleich, wird es als negativ angesehen. Und hier geht es um so platte Thesen wie: Männer sollten die Initiative beim Dating ergreifen. Sie entscheiden, wann es ernst wird. Sie zahlen Rechnungen, gehen an die Wäsche und machen Heiratsanträge.

Das bestätigt auch die Umfrage: Während jeder zweite Befragte sagte, dass gemeinhin erwartet werde, dass der Mann der aktive Part beim Dating und in der Beziehung ist, so sagten das über Frauen nur magere acht Prozent.

Frauen wiederum, so die Studie, müssten aufpassen, auf keinen Fall verzweifelt auf der Suche wirken. Und auch zu forsch datende Frauen werden mitunter kritisch beäugt.

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Klischees hängen in den Köpfen fest

Und damit noch nicht genug mit den Klischees: 43 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass von Männern erwartet wird, dass sie mehr Geld verdienen als die Partnerin. Von einer Frau erwarten das umgekehrt lediglich fünf Prozent.

Auch ein Fakt, der das Dating unnötig erschwert: 29 Prozent der Befragten geben an, dass von Männern erwartet werde, beim Dating und in einer Beziehung so zu wirken, als wäre ihnen das alles nicht wichtig. Wir verstellen uns beim Kennenlernen, wir verbergen unsere Gefühle, statt uns zu zeigen, wie wir sind? Wahnsinn, oder? Das macht das eh schon komplizierte Herantasten und Kennenlernen nicht wirklich einfacher.

Und das sehen auch die Teilnehmer der Studie recht klar. Knapp die Hälfte der Befragten (47 %) stimmt zu, dass die bestehenden Geschlechterrollen es deutlich schwerer machen, eine Beziehung gleichberechtigt und auf Augenhöhe zu führen.

Das Traurigste an den Ergebnissen bleibt jedoch das: 42 Prozent der befragten Männer und Frauen sagten, dass die Gesellschaft erwartet, dass Frauen sich in einer Partnerschaft binden müssen, bevor sie „zu alt“ sind. Der Romance Gap gehört also echt einmottet.

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*Zur Studie: Für die von Bumble in Auftrag gegebene Studie von YouGov Plc wurden zwischen dem 25. Januar und 4. Februar 2022 insgesamt 6770 Erwachsene befragt, darunter 2069 aus dem Vereinigten Königreich, 1053 aus Frankreich, 1015 aus den Niederlanden, 2129 aus Deutschland und 504 aus Irland.