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Läuse im Lippenstift? Insekten können auch in unseren Kosmetikprodukten stecken

Läuse im Lippenstift - Karmin
Läuse im Lippenstift - Karmin Credit: AdobeStock

Ob Wanderheuschrecken, Mehlkäfer, Hausgrillen oder Larven des Getreideschimmelkäfers – die kleinen Krabbeltierchen dürfen tatsächlich in Lebensmitteln enthalten sein. Das hat die EU-Kommission zugelassen. Insekten können aber nicht nur in unserer Nahrung, sondern auch in Kosmetikprodukten stecken. Wie zum Beispiel Läuse.

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Läuse im Lippenstift? Insekten können auch in unseren Kosmetikprodukten stecken

So manch einer macht sich erst Gedanken über etwas, wenn er mit der Nase darauf gestoßen wird. Die aktuelle Berichterstattung über Insekten in Lebensmitteln ist so ein Thema. Seit kurzem ist es erlaubt – das hat die EU-Kommission so beschlossen -, dass Wanderheuschrecken, Mehlkäfer, Hausgrillen oder Larven des Getreideschimmelkäfers in unserer Nahrung vorkommen dürfen – zum Beispiel in Form von Pulver.

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Wow! Das ist ja ein Ding. Die Meinungen sind geteilt. Während sich die einen ekeln, loben die anderen den hohen Proteingehalt der kleinen Krabbeltierchen und betrachten die Insekten als nachhaltige Alternative zu Fleisch aus Nutztieren. Wie auch immer.

Bei all der Diskussion – wusstest du, dass in vielen beliebten Lebensmitteln bereits Insekten bzw. Teile von Insekten enthalten sind? Ganz so neu ist das Ganze nämlich gar nicht. Unter anderem gibt es zum Beispiel den Farbstoff E 120. Dahinter verbirgt sich „rotes Karmin“. Und jetzt kommt’s: Dieser Farbstoff wird aus Schildläusen gewonnen. Karmin steckt nicht nur in vielen Lebensmitteln, wie Marmeladen, Weingummi oder Getränken, sondern auch die Kosmetikbranche macht sich diesen Farbstoff zunutze.

Wollläuse zählen zur Familie der Schildläuse.
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Das steckt hinter dem Farbstoff Karmin

Karmin wird weder aus Pflanzen gewonnen, noch synthetisch hergestellt, sondern hat einen tierischen Ursprung. Und zwar wird das Pigment aus Cochenille-Schildläusen gewonnen. Schildläuse gehören übrigens zu den Pflanzenläusen und sind mit den Blattläusen verwandt.

Das funktioniert so: Um das Karmin zu gewinnen, werden weibliche trächtige Läuse mit Essig gewaschen, getrocknet und anschließend ausgekocht. (Zur Info: Die Tierschutzorganisation PETA ist gegen die Gewinnung und Verwendung von Karmin und weist zudem darauf hin, dass der Stoff allergische Reaktionen hervorrufen kann).

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Deshalb ist Karmin so beliebt

Weil Karmin die Eigenschaft hat, alles so richtig schön rot zu färben, wird der Farbstoff nicht nur in der Lebensmittelindustrie, sondern auch in der Kosmetikbranche verwendet. Bestes Beispiel hierfür sind rote Lippenstifte.

Kann man Karmin denn nicht einfach durch einen anderen Stoff ersetzen? Ja, das scheint zu funktionieren. Auf der Seite der Tierschutzorganisation PETA heißt es: „Neben pflanzlichen roten Farbstoffen aus der Alkannawurzel oder Rote-Bete-Saft gibt es auch synthetisches Karmin, das man an der Nummer E 124 erkennt.“

Bleiben wir beim Beispiel Lippenstift. Weshalb enthalten dennoch viele Lippenstifte Karmin? Die Antwort: Weil bislang kein alternativer Stoff an die Leuchtkraft von Karmin herankommt. Das heißt: Das Rot wäre nicht mehr so leuchtend und deckend.

Beispiele: So gehen Kosmetikmarken mit dem Thema Karmin um

Das Verbrauchermagazin Ökotest hat zu diesem Thema unter anderem mit Christina Velten von der Naturkosmetik-Marke Benecos gesprochen. Benecos hat viele vegane Produkte im Sortiment, setzt bei roten Lippenstiften aber noch auf Karmin. „Vor allem bei leuchtend roten Lippenprodukten ist es uns noch nicht gelungen, auf Karmin zu verzichten“, so Velten.

Auch die Naturkosmetik-Marke UND GRETEL geht offen mit der Karmin-Thematik um. Auf der Website heißt es: „Bis heute haben wir leider keine natürliche Alternative gefunden, die diesen wichtigen Farbstoff – und das im Einklang mit unseren Qualitätsansprüchen an die Performance – ersetzen könnte.“ Transparent listet das Unternehmen anschließend Produkte auf, in denen der Farbstoff Karmin enthalten ist.

Essence verzichtet auf Karmin

Die Marke Essence hat übrigens nur noch vegane Produkte im Sortiment und verzichtet eben auch auf den Farbstoff Karmin. Das Unternehmen hat, so berichtet Mirjam Nierste vom Essence-Anbieter Cosnova gegenüber Ökotest, Karmin durch eine Mischung von mineralischen und synthetischen Pigmenten ersetzt. Allerdings seien damit auch gewisse Abstriche verbunden, besonders bei den Lippenstiften: „Das Ersetzen von Karminrot ging vor allem mit dem Verzicht auf einige klassisch-leuchtende Rottöne einher.“

Karmin im Lippenstift? So findest du es heraus

Steckt in deinen Kosmetikprodukten vielleicht auch Karmin? Das kannst du ganz leicht selbst herausfinden. Schau dir die INCI-Liste (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients-Liste) des Artikels einfach mal genauer an. Meist befindet sie sich auf der Rückseite des Produkts, bei Lippenstiften auf der Umverpackung. Tauchen in der Aufzählung die Bezeichnungen „CI 75470“, „Carmine“ oder „Cochenille“ auf? Alles klar. Dann enthält das Produkt Karmin. In Lebensmitteln wird der Farbstoff übrigens unter der Bezeichnung „E 120“ geführt.

Wichtiger Hinweis zum Schluss: Ob du Lebensmittel kaufst oder Kosmetikprodukte verwendest, die den Farbstoff Karmin enthalten, musst du selbst für dich entscheiden. Bist du unsicher, ob die Produkte, die du isst oder verwendest, den Farbstoff enthalten, kannst du dir Hilfe auf der Website CodeCheck holen. Hier kannst du gezielt nach Lebensmitteln oder Kosmetikprodukten suchen und dir anzeigen lassen, welche Inhaltsstoffe hier enthalten sind.