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Sinus Studie: So überraschend anders tickt die heutige Jugend

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Das Sinus-Institut befragt alle vier Jahre 14- bis 17-Jährige in Deutschland. Jetzt ist die neuste Studie herausgekommen und zeichnet ein Bild von einer ernsten und besorgten Jugend.

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Es wird ja gerne mal geschimpft über die „Jugend von heute“. Dennoch machen die jungen Menschen Hoffnung, wenn man sich anschaut, wie sie sich bei Fridays for Future für das Klima engagieren und wie viel nativer und toleranter sie mit Andersdenkenden umgehen, als das noch unsere Großelterngeneration getan hat.

Egal, ob es jetzt um LGBTQ geht und darum an der Heteronormativität zu rütteln oder sich mit Bodyshaming und dem absurden Schönheitsdiktat zu beschäftigen: Die junge Generation macht schon einiges sehr richtig, mag man da denken.

Dennoch fragt man sich: Wie ticken die jungen Menschen sonst so? Was wünschen sie sich und worüber sind sie frustriert? Wie gehen sie mit einer Welt um, die immer globaler wird und gleichzeitig immer unsicherer erscheint?

Die Sinus-Studie gehört neben der Shell-Studie zu den bekannteren Befragungen von Jugendlichen, die in regelmäßigem Abstand veröffentlich werden. Erstere zeigt alle vier Jahre Schwarz auf Weiß, wie sich junge Menschen zwischen 14 und 17 in Deutschland fühlen. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse der Studie einmal für euch zusammengefasst.

Sorge und Ernsthaftigkeit

Es ist das Privileg der Jugend, das Verhalten und die Werte der Generation vor ihr zu hinterfragen – und es dann im Idealfall besser zu machen. Das war in den 1968 Jahren so und das ist auch heute so. Wütende Jugendliche, die auf die Straße gehen und ihre Eltern fragen, wie sie es wagen können, ihnen einen kaputten und vergifteten Planeten zu hinterlassen.

So sehen es viele junge Menschen als ihre zentrale Aufgabe, den globalen Klimawandel zu bekämpfen. Aber auch ein soziales Miteinander ist ihnen wichtig. Wer sich für andere einsetzt, punktet bei ihnen.

Was vielleicht auch den ein oder anderen überraschen mag: Es geht den Jugendlichen weniger um ihren eigenen Genuss, ihr Vergnügen und Action. Vielmehr ist ihnen Leistung und Verantwortung für sich selbst wichtig. Also kein hedonistisches Ich Ich Ich, sondern eine überraschend brave und verantwortungsbewusste Jugend.

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Jugend und Politik: Nicht ernstgenommen

Wenn es um die Politik geht, sollten die alteingesessenen Parteien allerdings das Fürchten bekommen. Denn die Jugend sagt ganz klar: Die Politik redet zu viel, streitet nur und kommt zu keinem Ergebnis. Zudem fühlt sich die Jugend nicht ernstgenommen und schlichtweg nicht repräsentiert. Politikerbashing sei jedoch eher eine Ausnahme, so die Herausgeber der Studie.

Die Politiker scheißen auf die Kinder.

Auch in der Schule sei es nicht vorgesehen, dass sich Schüler selbst einbringen, so die Stimmung unter den 14 bis 17-Jährigen. Dennoch finden sie Schule „ganz ok“:

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Jugend und Wünsche für die private Zukunft

Nicht die große Karriere, sondern eher eine gute Work-Life-Balance ist den Jugendlichen heute wichtig. Mehr Zeit für Freunde und Familie steht bei ihnen weit oben auf der Prioritätenliste. Es sei eher eine „bürgerliche Normalbiografie“, die hier angestrebt wird, so die Herausgeber der Studie.

Bei der Berufswahl steht im Vordergrund, dass der Job Spaß macht, das Team nett ist und man sich nicht kaputtarbeitet. Dazu wurden eher bodenständige und realistische Berufswünsche genannt. Wichtiger als Karriere, Geld und Statussymbole sind den meisten jungen Menschen „gute, abgesicherte Lebensverhältnisse“, die ihnen Zeit und Energie für ihre sozialen Kontakte, allen voran die eigene Familie lassen. Fun, Action und Ausgehen verlieren dagegen eher an Bedeutung.

Auf jeden Fall wird unsere Zukunft halt schlecht, die Zukunft von unseren
Kindern oder so.

Scheinbar sorgt die mit der Globalisierung einhergehende Unsicherheit in der Welt dafür, dass sich die Jugend eher ins private Glück zurückziehen möchte. Für sie stehen „Zugehörigkeit, Halt und Orientierung“ im Vordergrund. Eine gute Ausbildung, ein sicherer Job, Ehe und eine Familie gründen – so ihre Vorstellung von Zukunft.

Mit sozialer Geborgenheit, Hilfsbereitschaft und Toleranz wollen sie dem Hass in der Welt begegnen. Dennoch gibt es trotz aller Toleranz und dem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit auch Dinge, die ihnen Angst machen, so auch Themen wie die zunehmende Migration.

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Jugend und Corona

Die Corona-Krise haben die Jugendlichen durchaus mit Besorgnis empfunden. Allerdings eher für ältere Angehörige und Mitmenschen, als für sich selbst. Auch wenn sie von den Einschränkungen genervt sind, so zeigen sie sich doch weitgehend solidarisch mit den Risikogruppen. Sowieso zeigt sich die Generation als fair und verantwortungsbewusst.

Einen langfristigen Schaden der Wirtschaft durch Corona sehen nur wenige. Die Studie zeigt ganz klar: „Die Zukunftshoffnungen überwiegen deutlich gegenüber den Sorgen“.

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Zur Studie

Die Sinus-Studie gibt es seit 2008. Alle vier Jahre zeigt sie die Lebenswelt von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland auf. Dabei ist sie jedoch nicht repräsentativ, da nur 72 junge Menschen in langen Interviews befragt werden. Dennoch bietet sie einen guten Einblick in die Denkweise von Jugendlichen in Deutschland.

Die Studie wird unter anderem im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend erstellt.


Weitere Infos zur Studie findet ihr hier.