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Hunde-Adoption in Corona-Zeiten: Viele Tierheime schlagen jetzt Alarm

Hundekauf in Coronazeiten: Warum so viele Tierheime jetzt Alarm schlagen
Hundekauf in Coronazeiten: Warum so viele Tierheime jetzt Alarm schlagen Credit: Getty Images

Seit dem Ausbruch der Pandemie gibt es immer mehr Menschen, die sich einen Hund anschaffen. Vielen Tierheimen bereitet das große Sorge. Wir erklären, warum das so ist und was jeder beachten sollte, bevor er sich einen Hund anschafft.

Inhaltsverzeichnis

Wegen Corona verbringen wir aktuell mehr Zeit zu Hause, als je zuvor. Viele Menschen sind einsam, langweilen sich und haben kaum noch einen Grund, vor die Tür zu gehen. Da liegt der Gedanke nah, sich ein (neues) Haustier anzuschaffen. Vor allem Hunde stehen ganz hoch im Kurs. Und ich bin ganz ehrlich: Auch ich habe schon darüber nachgedacht.

Immer mehr Tierheime und Tierschutzvereine schlagen nun aber Alarm. Einige Tierheime berichten, dass ihr Telefon seit mehreren Monaten nicht mehr stillstehen würde. Menschen reißen sich darum, einen Hund zu adoptieren und in einigen Städten gibt es weitaus mehr Anfragen als Hunde.

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Eigentlich ist das natürlich erst mal ein sehr positives Zeichen, denn es bedeutet: Ganz viele Tiere, die vorher im Tierheim oder sogar auf der Straße gelebt haben, finden nun ein Zuhause.

Doch mit jeder weiteren Adoption steigt auch die Sorge der Tierheime: Was passiert mit all den Hunden und Katzen, wenn die Zeiten von Lockdown und Corona vorbei sind? Und das noch viel größere Problem: Wo sollen die Tiere hin, die nach Corona nicht mehr gewollt werden?

Hunde-Adoption in Corona-Zeiten: Viele Tierheime schlagen jetzt Alarm

„Was passiert, wenn das Homeoffice wieder gestrichen ist?“

Viele Tierheime gehen deshalb nun mit einer eindringlichen Message an die Öffentlichkeit und machen klar: Tiere sind keine Maßnahme gegen Langeweile, sondern Familienmitglieder, die dauerhaft bleiben.

Das Tierheim Bergheim zum Beispiel postete eine Reihe süßer Hunde- und Katzenfotos. Alle Tiere tragen ein Schild um den Hals, auf dem diese Message klar zum Ausdruck gebracht wird: „Freund für’s Leben, nicht für den Lockdown.

Unter dem Beitrag schreibt das Tierheim: „Unsere Bewohner haben gehört, dass es tatsächlich Leute geben soll, die gerade jetzt auf den Hund kommen. Oder auf die Katze. Weil ihnen im Lockdown langweilig ist. Weil sie genau jetzt etwas Kuscheliges brauchen. […] Tiere sind keine Seelentröster auf Zeit, sondern anspruchsvolle Wesen, die eine lebenslange Verantwortung fordern.

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Zu Recht fragen sich die Mitarbeiter des Tierheims, was passiert, wenn der Lockdown vorbei ist. Wenn das Homeoffice gestrichen wird, die Shopping-Center wieder öffnen und die Freunde vor der Türe stehen.

Deshalb fordert das Tierheim (zusammen mit vielen anderen) eindringlich dazu auf, sich die Anschaffung eines Hundes oder einer Katze sehr gut zu überlegen: „Wir haben jedenfalls bestimmt nicht genug Plätze, um all die Spontankäufe dann zu versorgen. Und eBay nimmt keine Retouren… Bitte überlegt es euch ganz genau, bevor ihr euch ein Tier anschafft.

Ein Hund ist ein vollwertiger Teil der Familie

Wie ich ja schon verraten habe, habe auch ich mir in letzter Zeit Gedanken zu diesem Thema gemacht. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als jetzt einen Hund zu adoptieren. Meine Eltern haben einen Vierbeiner (Liebe Grüße an Jimmy!) und ich bin auch mit Hunden großgeworden. Ich weiß also, wie viel Verantwortung ein solches Tier bedeutet. Dass es wie ein Kind und ein vollwertiger Teil der Familie ist.

Ich weiß aber auch, dass ich definitiv weniger Zeit haben werde, wenn Corona vorbei ist. Dass ich zurück ins Büro muss und auch mal spontan Urlaub machen möchte. Und ich weiß auch, dass ich, wenn ich mich jetzt für ein solches Lebewesen entscheide, es niemals auf Zeit tun würde.

Und gerade weil Zeit dabei so eine große Rolle spielt, habe ich mich dazu entschieden, noch etwas abzuwarten. Denn bei einer Tier-Adoption sollte es wirklich nicht auf ein paar Monate ankommen. Ich schaue also, wie ich „nach“ Corona zu dem ganzen Thema stehe. Denn diese Zeit und Geduld hat jeder Hund auf der Welt verdient.

Nicht jeden verurteilen, der in letzter Zeit einen Hund adoptiert hat

An dieser Stelle möchte ich aber auch sagen, dass ich in meinem Umfeld einige Menschen habe, die sich in den letzten Monaten einen Hund angeschafft haben. Bei ihnen hat Corona aber nur für den letzten „Ruck“ gesorgt. Es war in diesen Fällen also kein spontaner Einfall aus Langeweile, sondern ein lang und gut überlegter Wunsch.

Corona hat in diesen Fällen nur dazu geführt, dass sie sich darüber klar geworden sind, was wirklich wichtig ist im Leben. Und dass sie sich in Zukunft Zeit für ihr geliebtes Tier nehmen und Kompromisse eingehen wollen. Und das nicht nur während des Lockdowns, sondern ein Hundeleben lang.

Klar ist also, wir sollten hierbei auf jeden Fall differenzieren. Wir dürfen nicht jeden verurteilen, der sich in der Zeit der Corona-Pandemie einen Hund angeschafft hat. Und dennoch sollten wir die Sorgen der Tierheime natürlich ernst nehmen.

9 Fragen, die du dir vor dem Hundekauf stellen solltest

Was wir also tun können, ist, uns vor einem Hundekauf ehrlich zu fragen, ob wir bereit für diese Art der Verantwortung sind. Ich habe deshalb ein paar Leitfragen herausgesucht, mit denen ihr euch einen ersten Überblick verschaffen könnt.

Disclaimer: In der Regel sollte jeder, der ein Tier aus dem Tierheim oder dem Tierschutz adoptiert, von der entsprechenden Organisation gründlich „geprüft“ werden. Die Fragen dienen also nur der ganz groben Selbsteinschätzung.

1. Kann ich mich die nächsten 10-15 Jahre um mein Tier kümmern?
Besonders, wenn ihr euch einen Welpen oder eine Jungkatze holt, muss euch bewusst sein, dass euch dieses Tier eine lange Zeit begleiten wird. Ohne Wenn und Aber.

2. Habe ich genügend Zeit für ein Haustier?
Wie sieht mein Alltag aus, vor allem nach Corona? Habe ich einen Job, bei dem ich das Tier mitbringen könnte? Wie sieht meine Freizeitgestaltung aus? Kann ich diese mit einem Tier vereinbaren? Ein Hund sollte nicht länger als 4 bis 5 Stunden alleine sein.

Hund und Katze
Credit: Getty Images

3. Kann ich meine Urlaube künftig mit Haustier gestalten?
Sind Urlaube am See oder an Hundeständen okay für mich oder kann ich auf den Dubai-Urlaub einfach nicht verzichten? Kann ich mein Haustier im Notfall irgendwo unterbringen?

4. Habe ich Erfahrungen mit dem Tier oder die Zeit, mich damit auseinanderzusetzen?
Wer bisher noch keine Erfahrung mit Katzen oder Hunden gemacht hat, sollte sich vorher unbedingt genau über sein Wunschtier informieren. Besonders bei Hunden müsst ihr euch viel Zeit nehmen, beispielsweise um eine Hundeschule zu besuchen.

5. Ist es mir gesundheitlich möglich ein Haustier zu halten?
Habt ihr oder ein anderes Mitglied eures Haushaltes irgendwelche Allergien? Und vor allem: Seid ihr körperlich fit genug, um eurem Tier gerecht zu werden? Das gilt vor allem bei Hunden, die viel Auslauf brauchen.

6. Kann ich mir ein Haustier leisten?
Jedes Tier kostet Geld – und zwar nicht nur in der Anschaffung, sondern auch danach. Könnt ihr genug Geld für das Futter, ungeplante Tierarztkosten und Medikamente oder beispielsweise die Hundesteuer aufbringen?

7. Bin ich bereit für mein Haustier große Kompromisse einzugehen?
Mit einem Haustier ändert sich sehr viel. Ihr könnt nicht mehr machen, worauf ihr Lust habt und müsst Rücksicht nehmen, zum Beispiel in Hinblick auf eure Freizeitaktivitäten. Zusätzlich solltet ihr damit klarkommen, dass euer Hund Dreck macht und zu Hause einiges nicht mehr so sein wird, wie zuvor.

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8. Bin ich geduldig, streng und gleichzeitig liebevoll?
Sowohl Hunde als auch Katzen sind Lebewesen, die viel Zuneigung und Liebe brauchen. Genauso brauchen sie aber auch ihre Grenzen. Seid ihr geduldig genug, um euch der Erziehung zu widmen?

Anschaffung Hund
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9. Kann ich für mein Haustier sowohl in guten, als auch schlechten Zeiten da sein?
Ein Tier bedeutet nicht immer Spaß und Freude. Man muss sich aufopferungsvoll kümmern, wenn es krank ist und es auch dann noch lieben, wenn es vielleicht mal Unsinn gebaut hat oder es ernsthafte Probleme gibt.