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Ist dein Kind ein Anfängerbaby oder ein High-Need-Baby?

Ist dein Kind ein Anfängerbaby oder ein High-Need-Baby?
Ist dein Kind ein Anfängerbaby oder ein High-Need-Baby? Credit: Getty Images

Das Leben mit Baby ist oft ganz anders als gedacht – für die einen entspannter, für andere anstrengender. Und bei dir? Finde mithilfe unseres Tests heraus, ob dein Kind ein Anfängerbaby oder High-Need-Baby ist!

Inhaltsverzeichnis

Noch in der Schwangerschaft hören werdende Mamas viel darüber, wie das Leben mit Baby sein wird. Doch die Vorstellungen, die man sich dadurch macht, weichen sehr oft von der Realität ab. Das Leben mit Baby ist ganz anders als gedacht – für die einen entspannter, für andere anstrengender.

Vorab im Video: Tipps, damit das Baby die Nacht durchschläft

Ist dein Kind ein Anfängerbaby oder ein High-Need-Baby?

Vermutlich sind manche Eltern verwundert darüber, wie leicht das eigene Kind zufriedenzustellen ist. Das Bedürfnis nach einer üppigen Milchmahlzeit, einer innigen Kuscheleinheit oder einem ausgiebigen Schläfchen ist für sie eindeutig zu erkennen.

Andere Mütter und Väter kommen mit dem Nachwuchs jedoch an die Grenzen von dem, was sie leisten können. Ihr Baby ist besonders schwer zufriedenzustellen, lässt sich nicht gerne ablegen und ist sehr fordernd. Kinder, die rund um die Uhr etwas brauchen und das auch lautstark äußern, nennt man auch High-Need-Babys oder auch „24-Stunden-Babys“.

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Was es mit dem Begriff High-Need-Baby auf sich hat und was Eltern tun können, wollen wir erklären. Außerdem findet ihr am Ende des Artikels einen Test, mit dem ihr herausfinden könnt, zu welchem Babytyp euer Kind gehört.

High-Need-Baby: Was ist das?

Alle Babys brauchen Aufmerksamkeit, Nähe, Liebe und Geborgenheit, das steht außer Frage. Und alle Babys fordern diese Grundbedürfnisse ein. Meist durch Weinen, denn das ist gerade am Anfang ihres Lebens die einzige Art und Weise, sich ihrer Umwelt mitzuteilen. Bei einem High-Need-Baby, das Eltern rund um die Uhr fordert, scheinen diese Grundbedürfnisse um ein Vielfaches ausgeprägter.

Daher stammt auch der Begriff „High-Need-Baby“. „High need“ lässt sich hier übersetzen mit „besonders hohe Bedürfnisse“. Diese Begrifflichkeit wählten die Namensgeber, Kinderarzt William Sears und dessen Frau, Krankenschwester Martha Sears. Ihnen war es wichtig, deutlich zu machen, dass es dem Baby nicht darum geht, durch anhaltendes Weinen oder schlechten Schlaf die Eltern in den Wahnsinn zu treiben. Diesen Babys geht es, genau wie alle anderen Kindern, um die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse.

Woran erkennt man ein High-Need-Baby?

Babys haben, genau wie wir Erwachsenen, gute und schlechte Tage. Das heißt, es gibt Tage, da weinen sie fast gar nicht und es gibt Tage, da scheint man absolut nichts richtig machen zu können.

Hat man ein High-Need-Baby zu Hause, kann man das Gefühl bekommen, vor allem die schlechten Tage überwiegen. Denn das Baby weint viel, lässt sich nur schwer beruhigen, schon mal gar nicht zum Schlafen ablegen und ist durchgehen unruhig. Das zerrt an den Nerven und Kräften der Eltern.

ABER: Ihr Eltern macht nichts falsch, nur weil euer Baby mehr weint als andere. Macht euch klar, dass euer Baby andere Bedürfnisse hat. Vergleicht es nicht mit anderen Kindern im selben Alter.

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Woran aber erkennt man, ob das eigene Kind ein High Need Baby ist?

Das Ehepaar Sears hat dazu einen Ratgeber veröffentlicht. In ‚The Fussy Baby Book‘ (hier bei Amazon in der deutschen Ausgabe bestellen*) erklären sie anhand von zwölf Punkten, dass High-Need-Babys…

  • … besonders intensiv sind. Bereits kurz nach der Geburt äußern diese Kinder ihre Bedürfnisse laut und ausdauernd durch Weinen. Auch ihre Körpersprache macht deutlich, dass sie jetzt und sofort Mama oder Papa brauchen.
  • … hyperaktiv sind. Hyperaktiv ist nicht im negativen Sinn zu verstehen und keine Diagnose. Aber High-Need-Babys sind ständig angespannt und aktiv. Fahren im Kindersitz ist für sie ein Graus, denn sie fühlen sich eingeengt. Auch Pucken, was auf viele Kinder beruhigend wirkt, schlägt bei 24-Stunden-Kindern ins Gegenteil um.
  • … Kräfte zehrend sind. Sie weinen viel, wollen rund um die Uhr getragen werden und suchen immer die Nähe ihrer Bezugsperson(en).
  • … ein größeres Stillbedürfnis haben. Dabei geht es nicht nur um das Stillen des Hungers, sondern auch um die Nähe zu Mama oder eine Einschlafhilfe. High-Need-Babys brauchen oft auch länger, um abgestillt zu werden.
  • … besonders anspruchsvoll sind. Während sich mancher Säugling mit einem Nuckel oder einer Rassel zufriedengibt, brauchen High-Need-Babys ihre Eltern, um sich beruhigen zu können.
  • … schlechter schlafen oder sogar weniger. Sie wachen nachts oft auf und verlangen nach der Nähe der Eltern.
  • … oft unbefriedigt scheinen.
  • … unvorhersehbar sind. Was an einem Tag gut funktioniert hat, um das Baby zufriedenzustellen, kann am nächsten Tag schon nicht mehr funktionieren.
  • … sehr sensibel reagieren. Babys mit diesen hohen Bedürfnissen erschrecken schnell. Kleinste Geräusche lassen sie aus dem Schlaf hochschrecken. In neuen Umgebungen reagieren Kinder oft ganz heftig und lassen sich nur schwer beruhigen.
  • … nicht gerne rumliegen. Sie wollen viel lieber getragen und geschaukelt werden.
  • … sich nicht selbst beruhigen können. Zugegeben, das fällt vielen Kindern am Anfang ihres Lebens schwer. Bei High-Need-Babys ist das Bedürfnis nach Nähe aber besonders groß. Nuckel oder Plüschtiere reichen ihnen oft nicht.
  • … stark fremdeln. Während es normal ist, dass Kinder zwischen sechs bis acht Monate anfangen zu fremdeln, ist die Trennungsangst bei High-Need-Babys schon viel früher vorhanden. Sie brauchen sehr viel Zeit, um bei einer anderen Person (um Beispiel den Großeltern) zu bleiben.

Tipps für den Alltag mit einem High-Need-Baby

Bei den Tipps soll es nicht darum gehen, wie man das Kind schnell beruhigt oder was man tun kann, damit es weniger weint und schreit. Es liegt in der Natur des Kindes, dass es seine Bedürfnisse immer und sofort äußert.

Es geht vielmehr darum, Eltern klarzumachen, dass ihr Kind besonders hohe Bedürfnisse hat, ihnen dabei zu helfen, diese anzunehmen und ihren Alltag mit Baby so zu gestalten, dass sie sich dabei nicht aus den Augen verlieren. Dass sie lernen, ihre Kräfte, die bei allen Eltern einfach begrenzt sind, besser einzuteilen. Und darum, unwichtige Dinge, die den Druck auf sie nur verstärken, zu erkennen und wegzulassen.

Das klingt oft leichter gesagt als getan. Habt ihr ein High-Need-Baby zu Hause, versucht die folgenden Dinge zu berücksichtigen:

Arbeitet zusammen, wann immer es möglich ist.
Allein das Stillen erzeugt eine große und tiefe Bindung zwischen Mama und Kind. Doch ist sie die Hauptbezugsperson zum Kind, lastet viel Stress auf ihr. Deshalb ist es wichtig, dass auch Papa viel Zeit mit dem Kind verbringt, es wickelt und füttert, in den Schlaf begleitet oder herumträgt.

Und auch Aufgaben im Haushalt sollten fair geteilt sein. Mit einem High-Need-Baby bleibt auch was liegen und das ist völlig okay. Viel wichtiger als eine saubere Küche oder ein leerer Wäschekorb sind, dass Mama und Papa nicht die Geduld mit ihrem Baby verlieren.

Schlaft, wann immer es möglich ist.
Diesen Tipp hören alle Eltern. Aber für jene mit einem 24-Stunden-Baby ist er mehr als Gold wert. Denn wer viele Monate nur wenige Stunden schlafen kann, ist früher oder später einfach ausgebrannt.

Nehmt Hilfe an
Es ist absolut keine Schande, Hilfe von Freunden, Verwandten und Bekannten anzunehmen. Sei es, dass sie anbieten den Haushalt zu machen, für euch einkaufen zu gehen oder für euch zu kochen. Nehmt alle Hilfe an, die ihr bekommen könnt. Und streicht den Gedanken aus eurem Kopf, dass es unverschämt ist, sich auszuruhen oder zu schlafen, während die Freundin das Bad für einen putzt oder ein Essen kocht. Ihr seid mit eurem Baby voll ausgelastet. Ihr braucht diese Kraft für euch und euer Baby.

Haltet es aus.
Auch High-Need-Babys müssen irgendwann lernen, mit Frustration umzugehen. Das heißt auf keinen Fall, dass ihr euer Baby über Stunden weinen lassen sollt, in der Hoffnung, dass es irgendwann einschläft. Aber ihr solltet irgendwann anfangen, nicht beim kleinen Pieps sofort loszulaufen. Das klingt schwer und das ist es auch. Schließlich will man, dass es seinem Baby gut geht. Aber gemeinsam schafft ihr das. Und wenn es Mama schwerer fällt als Papa (und das Baby gerade nicht gestillt werden muss), dann hilft es auch, wenn sie die Wohnung verlässt, Papa und Baby allein lässt und eine Runde um den Block geht.

Sucht euch Gleichgesinnte
Es kann einem ungemein helfen und schafft so viel Erleichterung, wenn man weiß, dass es anderen genauso geht und wenn man sich auf Augenhöhe austauschen kann. Denn es bringt gar nichts, die Tipps und Ratschläge von Freunden und Bekannten zu hören, sich gar von ihnen im Umgang mit dem eigenen Kind belehren zu lassen, wenn sie nie die Erfahrung mit einem High-Need-Baby gesammelt haben.

Lesetipp: So gehst du mit Freunden um, die einen anderen Erziehungsstil haben

Versucht es mit Attachment Parenting
Beim Attachment Parenting geht es darum, die Bedürfnisse seines Kindes zu befriedigen. Nicht mehr, nicht weniger. Das reicht vom Stillen nach Bedarf, über häufiges Tragen bis hin zum Familienbett. Kommt ihr den Bedürfnissen des Kindes nach, ohne euch selbst dabei verbiegen zu müssen, kann das für alle eine große Erleichterung sein.

Mach hier unseren Test: Hast du ein Anfänger- oder High-Need-Baby?

Professionelle Hilfe bei einem Schreibaby

Bei allen Ratschlägen und Hinweisen, ein Schreibaby ist anstrengend und kann die Familie sehr belasten. Deshalb ist es keine Schande, wenn man sich professionelle Hilfe holt. Sowohl der Kinderarzt als auch die Hebamme können betroffenen Eltern zur Seite stehen.

Zudem gibt es sogenannte Babysprechstunden oder „Schreiambulanzen“ von Vereinen, Praxen, Kliniken und Beratungsstellen. Hier helfen Fachkräfte Eltern, wenn das Baby oder Kind viel und lange schreit, schlecht schläft oder schlecht trinkt bzw. isst.

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) ermöglicht über ihre Internetseite eine Postleitzahlen-Suche, mit der Eltern Hilfe ganz in ihrer Nähe finden können.

Wichtiger Hinweis zum Schluss: Die Informationen und Tipps in diesem Artikel sind lediglich Anregungen. Jedes Kind ist anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.