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Cybermobbing: So schützt du dein Kind vor der Gefahr im Netz

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Was Eltern zu Cybermobbing wissen sollten

In der Anonymität des Internets kann jeder zu Opfer, aber auch Täter werden.

Beleidigende Kommentare, fiese Fotos und Bedrohungen passieren im Internet jeden Tag. Sie treffen unsere Kinder und machen sie zu Opfern von Cybermobbing. Doch was ist das genau und wie können wir sie davor schützen?

Inhaltsverzeichnis

Mobbing, wie wir es noch aus unserer Schulzeit kennen, wird seltener. Doch das heißt nicht, dass bei unseren Kindern und Teenagern plötzlich alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Ganz im Gegenteil. Denn womit Kinder heute konfrontiert sind, ist um einiges dramatischer. Die Rede ist von Cybermobbing.

Was sind Anzeichen von Mobbing? Diese Alarmsignale sollten Eltern kennen

Mobbing, das ist leider kein Geheimnis, ist an vielen Schulen an der Tagesordnung. Treffen kann es jedes Kind und schützen können sie sich nur bedingt davor. Besonders aufmerksam sollte man als Eltern werden, wenn das Kind sich verändert.

Rund um die Uhr werden Mobbing-Opfer im Netz drangsaliert, bedroht oder erpresst. In der Anonymität des Internets ist es schwer, Täter eindeutig zu identifizieren. Und auch wenn die Cybermobbing-Attacken irgendwann nachlassen – das Internet vergisst nicht. Es ist schlichtweg kaum möglich, alle verletzenden Kommentare, Gerüchte, Postings oder Bilder, die einmal hochgeladen wurden, restlos löschen zu lassen.

Was Cybermobbing genau bedeutet, was die Statistiken zu Cybermobbing in Deutschland sagen, wie man per Gesetz versucht, gegen fiese Cybermobbing-Attacken vorzugehen und warum die Grenzen zwischen Tätern und Opfern manchmal verschwimmen, das lest ihr bei uns.

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Was ist Cybermobbing?

Bei Cybermobbing, auch Cyberstalking oder Cyberbullying genannt, handelt es sich um das Phänomen, eine Person absichtlich zu beleidigen, belästigen, bedrohen, bloßzustellen oder auszugrenzen und das über einen längeren Zeitraum mithilfe digitaler Medien. Das heißt, Cybermobbing findet hauptsächlich im Internet statt.

Opfer von Cybermobbing werden über soziale Netzwerke, Messenger-Dienste, E-Mails oder Chats im Internet, aber auch über das Handy mit SMS, Anrufen und Fotos kontaktiert und terrorisiert. In der Regel kennen sich Täter und Opfer.

Die Besonderheiten des Cybermobbings

Das besonders Problematische am Cyberbullying ist, dass es rund um die Uhr stattfindet. Die Angriffe auf eine Person enden nicht mit dem Schul- oder Arbeitstag, sondern finden überall da statt, wo Opfer Zugang zu ihrem Handy und dem Internet haben. Schwerwiegend hinzu kommt, dass Cybermobbing oft ein großes Publikum erreicht und die Täter anonym agieren können.

Und: Bilder, Kommentare oder Videos, die einmal im Netz veröffentlicht wurden, lassen sich nur schwer ganzheitlich wieder entfernen. Opfer von Cybermobbing haben deshalb viele Jahre mit den Folgen zu kämpfen.

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Wenn der Vorwurf „Cybermobbing“ im Raum steht, ist es zum Teil schwer für Dritte herauszufinden, wer Opfer und wer Täter ist. Aus anfänglichem ‚Spaß‘ mit lustigen Fotos oder dummen Kommentaren kann schnell Ernst werden. Wenn sich eine Person angegriffen und verletzt fühlt, können die ‚witzigen‘ Kommentare schnell in Mobbing umschlagen. Täter können zu Opfern werden und Opfer selbst zu Tätern.

Statistik zu Cybermobbing in Deutschland

Der Verein ‚Bündnis gegen Cybermobbing‘ führte 2022 bereits die 4. Studie zum Thema Cyberlife/Cybermobbing durch. ‚Cyberlife IV‚ beschäftigte sich abermals mit der Frage: Wie und wo wird am häufigsten gemobbt? 3011 Schülerinnen und Schüler, aber auch 355 Lehrerinnen und Lehrer und 1.053 Eltern nahmen an der Umfrage teil und die Ergebnisse sind erschreckend.

Sie zeigen, dass Cybermobbing bereits zum Dauerproblem bei Jugendlichen geworden ist. Sieben von zehn Schüler*innen gaben an, dass Cyberbullying seit Corona zugenommen hat. Ähnlich schätzen es auch Eltern und Lehrer*innen ein.

In Zahlen bedeutet das, dass 16,7 % der befragten Jungen und Mädchen angaben, bereits mindestens einmal selbst Opfer von Cybermobbing geworden zu sein. In noch konkreteren Zahlen sind das 1,8 Millionen Jugendliche, die Opfer geworden sind. Bei einem Drittel von ihnen geschahen die Vorfälle im Kontext des Fernunterrichts.

Die häufigsten Kanäle über die Cybermobbing betrieben wird, so gaben es die Befragten der Studien an, seien Instant-Messenger, soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram und an letzter Stelle E-Mails, Chats und Foren.

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Anonyme Plattformen: Verstärken sie das Cybermobbing-Problem?

Cybermobbing ist allgegenwärtig. Fast jeder hat einen Facebook-, Instagram, TikTok oder Snapchat-Account, alle posten Bilder, Sprüche und Videos auf der Suche nach den meisten Likes und Kommentaren. Aber nicht nur Freunde und Bekannte liken und kommentieren unter Posts, sondern eben auch Menschen, die es nicht gut meinen. Unter (öffentlichen) Beiträgen finden sich immer häufiger fiese Botschaften, Belästigung, Beleidigungen und Hass-Kommentare. Mit dem bloßen Ziel, andere Menschen bloßzustellen.

Das ist möglich, weil Menschen im Internet weitestgehend anonym agieren können. Das macht sie mutig und eben leider auch gemein. Dinge, die man sich nie wagen würde, einer Person ins Gesicht zu sagen, lassen sich leichter schreiben, wenn man weiß, dass man nicht als Urheber dieser Nachricht zu identifizieren ist.

Aber genau diese Anonymität nutzen Apps wie beispielsweise Tellonym. Jeder registrierte User kann sich ein Profil anlegen und den Link dazu mit Freunden und Bekannten teilen. Wer den Link erhält, kann, eben auch ohne Registrierung, nun alles kommentieren und bewerten, was er auf der Seite findet. Und das völlig anonym. Die Person kann zudem den Link mit weiteren Menschen teilen, die ihrerseits auch Zugriff auf das Profil haben und nun auch völlig anonym kommentieren können.

Auch die App Ask.fm ist problematisch. Zwar können sich User registrieren, jedoch lassen sich diese Profile kaum auf privat stellen und Beiträge sind deshalb einem unbegrenzten Publikum und vor allem auch nicht registrierten Usern zugänglich.

Dass Plattformen wie diese missbraucht werden, um andere zu beleidigen oder zu bedrohen, liegt dabei leider fast auf der Hand.

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Cybermobbing: Was sagt das Gesetz?

In Deutschland gibt es bisher kein eigenes Gesetz, welches sich ausschließlich dem Cybermobbing widmet. Je nach Fall können aber auch beim Cybermobbing Gesetze des Strafgesetzbuches greifen, beispielsweise bei Beleidigung, übler Nachrede, Verleumdung, Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen, Nötigung, Bedrohung und Gewaltaufnahmen.

Kinder unter 14 Jahren sind schuldunfähig. Bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 und von 18 bis 21 gilt das Jugendgerichtsgesetz.

Cybermobbing: Hilfe für Betroffene

Alleine, so sagen es Experten, kommt man nicht gegen Cybermobbing an. Für Opfer ist es am wichtigsten, sich jemandem anzuvertrauen. Das können die Eltern, ein Vertrauenslehrer oder Experten im Netz sein. Hilfe für Eltern und Kinder findet man beispielsweise bei der Nummer gegen Kummer. Es ist außerdem wichtig, dass sich Betroffene eine Art Hilfsnetzwerk aufbauen. Das können der Rat von Experten, Gespräche mit anderen Betroffenen oder der Austausch mit der Schule sein.

Es hilft nicht und scheint auch völlig utopisch, einfach das Handy auszuschalten oder das Internet zu meiden. Opfer sollten es dennoch vermeiden, dem Täter in irgendeiner Form zu antworten.

Wer plant, rechtliche Schritte einzuleiten, sollte Beweismaterial sichern und sich an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. Zudem sollte der Vorfall unbedingt dem Betreiber der Seite gemeldet werden und eine Löschung der Daten beantragt werden.

Generell sollten Eltern ihr Kind, wenn es Opfer von Cybermobbing ist, unterstützen und ihm beistehen. Außerdem sollten sie sich mit den Internetgewohnheiten ihres Kindes befassen. Wer weiß, was sein Kind im Netz so macht, der weiß womöglich auch früher, wenn das Kind Probleme hat.

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Prävention von Cybermobbing

Schützen kann sich niemand von uns, denn wir alle können Opfer von Cybermobbing werden. Präventiv kann man aber trotzdem etwas tun, nämlich vorsichtig sein und sehr behutsam mit den eigenen Daten umgehen. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern Apps entdecken und mögliche Gefahren besprechen.

Vor allem heute, wo jeder einen kleinen Computer in der Hosentasche hat, sollten Eltern so früh wie möglich mit ihren Kindern über die Möglichkeiten, aber eben auch über die Gefahren sprechen. Kinder sollten sensibilisiert sein für den Umgang im Netz und den Umgang mit den eigenen Daten.

Fotos und Videos sollten im besten Fall gar nicht im Internet oder über einen Messenger geteilt werden oder nur mit einem sehr engen Kreis. Kommentare und Beiträge sollten mit Bedacht gepostet werden. Das eigene Profil sollte strenge Privatsphäre-Einstellungen haben, um anderen, ungewollten Usern, den Zugang zu verweigern.

Wichtig ist außerdem, aufmerksam zu sein. Auch wenn man selbst nicht von Cybermobbing betroffen ist, sollte man einschreiten, wenn andere es sind. Wir alle sollten andere im Internet stets so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen. Mit gegenseitigem Respekt.