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Mut zur Faulheit: Warum wir alle ‚Lazy Parents‘ werden sollten!

© AdobeStock/ Kristen

Kinder profitieren davon, wenn ihre Eltern faul sind

Gute Eltern nehmen sich zurück und halten es aus, wenn ihre Kinder mal Fehler machen.

Kinder erziehen sich nicht von selbst, oder doch? Was es mit dem Erziehungsstil ‚Lazy Parenting‘ auf sich hat, wie ihr richtig gute faule Eltern werdet und welche Vorteile eure Kinder dadurch haben werden, lest ihr bei uns.

Vielleicht bin ich ‚a little late to the party‘, nein, ich bin mir sicher, ich bin ein bisschen spät dran mit dem Trend, denn ich habe kürzlich erst von ‚Lazy Parenting‚ gehört. Und Entschuldigung? Faul sein als empfohlene Erziehungsmethode? Das muss ich mir nicht zweimal sagen lassen.

Keine Sorge, es geht nicht darum, die Kinder völlig sich selbst zu überlassen, wenn man zu ‚faulen Eltern‘ wird. Vielmehr geht es darum, sich bewusst zurückzuhalten in Situationen, die (nur scheinbar) ein Eingreifen benötigen.

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Statt also den Kindern hinterherzurennen und sie an dieses und jenes zu erinnern, lehnen ‚lazy parents‘ sich einfach zurück. Und dann?

Wie wird man zu guten ‚Faulen Eltern‘?

Schon der dänische Familientherapeut und Familienexperte Jesper Juul predigte Eltern in einem fort, die Kinder auch einfach mal machen zu lassen. Ihnen nicht beim kleinsten Hindernis an die Seite zu springen und sie ihre Probleme selbst lösen zu lassen. Sie nicht durchgehend zu beschäftigen und sie sich auch mal langweilen zu lassen.

Ginge es nach Juul, sollten Eltern ihre Kinder immer sanft und bestimmt leiten, sie aber unabhängig agieren lassen. Anders als Tiger-Eltern und Helikopter-Eltern, die bei ihren Kindern nichts dem Zufall überlassen.

Klingt alles andere als schwer und doch tun wir Eltern uns sehr schwer damit. Ich für meinen Teil auf jeden Fall. Ich erwische mich zum Beispiel täglich dabei, meine Kinder zu fragen, ob sie Hausaufgaben aufhaben und dann natürlich auch, ob sie die erledigt haben. Ich frage oft nach, ob sie für den Test oder die Klassenarbeit gelernt haben. Ich bin in gewisser Hinsicht ihr (schulischer) Terminkalender.

Das machen ‚Lazy Parents‘ auf jeden Fall nicht. Sie können es aushalten, wenn mal was schiefgeht. Und damit ersparen sie sich eine Menge Stress.

Auch dadurch, dass sie nicht versuchen, ihre Kinder zu einem Hobby zu überreden, sei es das Erlernen eines Musikinstruments oder der Sportverein. Sie mischen sich nicht ein in Freundschaften, auch wenn der oder die neue Freund*in nicht der beste Umgang zu sein scheint. Und schon gar nicht putzen sie ihren Sprösslingen hinterher, bringen längst überzogene Bücher für sie in die Bibliothek zurück oder machen Termine für das Kind aus.

Lazy parents lassen ihre Kinder bewusst Entscheidungen treffen und können es aushalten, dass sie Fehler machen werden, Termine versäumen und Tests verhauen. Und wozu das Ganze?

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Vorteile von Lazy Parenting für Kinder

Für mehr Zeit und Seelenfrieden für sich und die Familie. Streicht man als Mutter oder Vater nämlich viele Termine aus dem eigenen Terminkalender, die man für die Kinder gemacht hat, ist da viel mehr Platz.

Und weil Kinder damit ihre Selbstwirksamkeit lernen. Sie übernehmen Verantwortung für sich und für ihren (schulischen) Erfolg. Sie können sich damit ausprobieren, sie lernen unabhängig zu sein, auf sich selbst zu vertrauen und durchzuhalten. Denn sie werden an dem einen oder anderen Punkt scheitern und Fehler machen. Aber dieses Scheitern und diese Fehler werden sie stärker machen.

Weil Kinder von ‚faulen Eltern‘ mutig sein müssen, denn ihre Eltern trauen ihnen Dinge zu, die sie sich vielleicht noch nicht zugetraut hätten, macht sie das selbstbewusst, glücklich und unabhängig. Und das ist ja schon ziemlich viel von dem, was wir Eltern uns für sie wünschen.

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