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Impfkalender für Kinder: Welche Impfung sollte wann erfolgen?

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Vorab im Video: Meningokokken-B-Impfung wird Pflichtleistung

Babys und Kleinkinder sollen noch besser vor einer Meningokokken-Infektion geschützt werden.

Sein Kind impfen zu lassen und es so vor schweren Krankheiten zu schützen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. In welchem Alter welche Impfung vorgenommen werden sollte, lest ihr bei uns.

Inhaltsverzeichnis

Sorgen oder Unsicherheiten beim Thema Impfen sind keine Seltenheit und zum Teil auch verständlich. Viele (Kinder-)Krankheiten sind heute selten geworden. Wie schwerwiegend eine Erkrankung wie Diphtherie, Masern oder Keuchhusten sein kann, ist zum Großteil in Vergessenheit geraten. Deshalb wird heute eher darüber diskutiert, welche Nebenwirkung eine Impfung haben kann, statt von ihrem Nutzen zu sprechen.

Dennoch sollte es selbstverständlich sein, sein Kind impfen zu lassen – zu seinem eigenen Schutz, aber auch zum Schutz anderer Menschen. Trotzdem hadern Eltern immer wieder mit dieser Entscheidung. Vor allem, wenn es um die ersten Impfungen im Säuglingsalter geht.

Der Nutzen einer Impfung zum Selbstschutz und für die Allgemeinheit ist aber definitiv größer als jede vermeintliche Nebenwirkung. Denn wenn nur noch wenige Kinder geimpft würden, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sich gefährliche Krankheiten wieder rasend schnell ausbreiten.

Lesetipp: So wichtig ist die Impfung fürs Baby

Damit ihr wisst, wann euer Kind wogegen geimpft werden sollte, haben wir das Wichtigste in Sachen Impfungen für Kinder zusammengefasst. Orientiert haben wir uns dabei an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Impfkalender für Kinder

Zwischen der 7. Lebenswoche und dem 18. Lebensjahr empfiehlt die STIKO, Kinder ingesamt gegen 13 Krankheiten zu impfen. Welche Impfungen das sind, wann sie erfolgen und vor welchen Krankheiten sie schützen, erklären wir hier:

1. Impftermin mit 6 Wochen

Die erste Impfung steht für Babys bereits mit sechs Wochen an. Zu diesem Termin bekommen Kinder die erste Grundimmunisierung gegen die Rotaviren. Je nach Impfstoff bekommt das Kind im Abstand von mindestens vier Wochen noch eine zweite und eventuell dritte Impfung.

Kurz erklärt:
Rotaviren verursachen eine hoch ansteckende Magen-Darm-Erkrankung, die vor allem bei Säuglingen und kleinen Kindern gefährlich werden kann. Denn starker Brech-Durchfall führt schnell zu Flüssigkeits- und Elektrolytverlust und kann, nicht rechtzeitig behandelt, zu einer Austrocknung führen.

2. Impftermin mit 2 Monaten

Zu diesem Termin erfolgt die zweite Grundimmunisierung gegen Rotaviren.

Neu hinzugekommen und erst seit Januar 2024 von der STIKO als Standardimpfung empfohlen: die Meningokokken-B-Impfung. Die erste Impfung sollte im Alter von zwei Monaten erfolgen. Weitere Impfungen gegen diesen Meningokokken-Stamm erfolgen mit 4 und 12 Monaten. Insgesamt erhält ein Kind also 3 Impfungen gegen Meningokokken B.

Zusätzlich erhält das Kind die so genannte 7-fach-Impfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Hib (Haemophilus influenzae Typ b), Poliomyelitis (Kinderlähmung), Hepatitis B, Pneumokokken.

Kurz erklärt:
Tetanus wird durch das Bakterium Clostridium tetani ausgelöst, welches durch Wunden in den Körper eindringt. Eine Tetanus-Infektion kann einen tödlichen Verlauf nehmen. Das Bakterium befällt die muskelsteuernden Nervenzellen, führt zu Muskelkrämpfen und schädigt das Herz.

Diphtherie tritt vor allem im Kindesalter auf und ist eine akute, ansteckende Infektionskrankheit, ausgelöst durch das Corynebacterium diphtheriae. Früher nannte man die Krankheit „Würgeengel der Kinder“, denn sie befällt die oberen Atemwege. Das vom Bakterium abgesonderte Gift Diphtherietoxin kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen und Spätfolgen führen.

Pertussis, umgangssprachlich Keuchhusten, ist eine hochansteckende Infektionskrankheit. Besonders gefährlich für Säuglinge sind die im Verlauf der Krankheit auftretenden staccatoartigen Hustenattacken. Diese äußern sich bei Säuglingen als Atemstillstände und sind lebensbedrohlich.

Hib (Haemophilus influenzae Typ b) ist eine schwere bakterielle Infektion. Ausgelöst wird sie durch das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b. Fieber und Infektionen des Nasenrachenraums mit Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- und Lungenentzündung können die Folge sein. Außerdem kann aus der Infektion eine Hirnhautentzündung oder eine Entzündung des Kehldeckels resultieren, welche Erstickungsanfälle verursachen kann.

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Poliomyelitis, auch Kinderlähmung genannt, ist eine akute Infektionskrankheit mit dem Polio-Virus. Die Viren befallen hauptsächlich Teile der grauen Rückenmarksubstanz und können zu bleibenden Lähmungen führen. Auch Erwachsene können sich mit Polio infizieren.

Hepatitis B ist eine vom gleichnamigen Virus verursachte Infektionskrankheit der Leber. Häufig tritt sie akut auf und heilt nach zwei bis sechs Wochen aus. Bei einem chronischen Verlauf kann sie eine Leberzirrhose sowie ein Leberzellkarzinom verursachen. Besonders bei Säuglingen und kleinen Kindern ist die Rate der chronischen Hepatitis B höher.

Pneumokokken sind Bakterien, die schwere Erkrankungen, wie Hirnhaut-, Lungen- oder Mittelohrentzündungen auslösen können. Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet.

3. Impftermin mit 3 Monaten

Es erfolgt die zweite Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hib, Polio und Hepatitis B.

4. Impftermin mit 4 Monaten

Mit rund vier Monaten erhalten Babys eine dritte Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hib, Polio und Hepatitis B und die zweite Grundimmunisierung gegen Pneumokokken.

Je nach gewähltem Impfstoff erfolgt die dritte und letzte Grundimmunisierung gegen Rotaviren auch um den vierten Lebensmonat.

Ebenso erfolgt mit vier Monaten die zweite Impfung gegen Meningokokken B.

5. Impftermin zwischen 11 & 14 Monaten

Es erfolgt die vierte bzw. dritte Grundimmunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hib, Polio, Hepatitis B und Pneumokokken.

Zusätzlich werden Kinder in diesem Zeitraum das erste Mal gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (Windpocken) geimpft (Grundimmunisierung 1).

Ab 12 Monaten können sie auch ihre erste Grundimmunisierung gegen Meningokokken C erhalten und die dritte und letzten Impfung gegen Meningokokken B.

Eine versäumte Meningokokken-B-Impfung kann nachgeholt werden. Kleinkinder zwischen 12 Monaten und 23 Monaten können die Erstimpfung gegen Meningokokken B erhalten und bekommen zwei Monate danach eine zweite Impfung. Und eine dritte Impfung gegen Meningokokken B 12 bis 23 Monate nach der zweiten Impfung.

Kurz erklärt:
Masern werden durch das gleichnamigen Virus hervorgerufen und zeigen sich in Form der typischen roten Flecken. Hinzu kommen oft Fieber und ein schlechter Allgemeinzustand. Eine Maserninfektion kann zu Komplikationen wie Lungen- und Hirnhautentzündung führen und lebensbedrohlich sein.

Lesetipp: Masern: Gesetzliche Impfpflicht beschlossen

Mumps (Ziegenpeter) wird durch das gleichnamige Mumpsvirus ausgelöst und durch Tröpfcheninfektion übertragen. Es befällt hauptsächlich die Speicheldrüsen, aber auch andere Organe und äußert sich durch Fieber und das Anschwellen der Oberspeicheldrüse (ein- oder doppelseitig). Schmerzen beim Kauen sind eine häufige Nebenerscheinung. Bei kompliziertem Verlauf kann es zu einer Hirnhautentzündung kommen und bei Jungen zu einer Hodenentzündung, die zur Unfruchtbarkeit führen kann.

Röteln werden durch das Rötelnvirus ausgelöst und sind hochansteckend. Häufige Symptome einer Infektion sind Fieber, Lymphknotenschwellungen und die typischen roten Flecken auf dem Körper. Nach einer Rötelninfektion ist man immun gegen das Virus. Röteln sind vor allem während einer Schwangerschaft gefährlich. Sie können zu einem Abbruch, einer Frühgeburt oder Fehlbildungen des Embryos führen.

Lesetipp: Vor diesen Erkrankungen müssen sich Schwangere schützen!

Varizellen, auch Windpocken genannt, werden durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht. Symptome sind Fieber und juckender Hautausschlag. Schwere Verläufe können zu Kleinhirn- oder Hirnentzündungen, einer Lungenentzündung oder bakteriellen Hyperinfektion der Haut führen.

Meningokokken sind Bakterien (Neisseria meningitidis), die bei einer Infektion innerhalb kurzer Zeit eine schwere, lebensbedrohliche Krankheit auslösen können – die Meningitis, eine eitrige Hirnhautentzündung. In seltenen Fällen führt eine Infektion zu einer Sepsis, einer Blutstrominfektion. Die Krankheitssymptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und Schläfrigkeit treten plötzlich und schnell fortschreitend auf. Der schmerzhafte Nacken, bzw. steife Nacken, ist ein weiteres Symptom.

6. Impftermin zwischen 15 & 23 Monaten

Bei diesem Termin handelt es sich um eine sogenannte Nachholimpfung der 7-fach-Impfung (Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Hib , Poliomyelitis , Hepatitis B, Pneumokokken). Das heißt: Ist ein Impftermin im Vorfeld ausgefallen, so kann er in diesem Zeitraum nachgeholt werden. Auch eine erste Grundimmunisierung ist in diesem Zeitraum möglich, sollte das Kind bis dahin noch nicht geimpft worden sein.

Zusätzlich erhalten Kinder ihre zweite Grundimmunisierung für Mumps, Masern, Röteln und Varizellen.

7. Impftermin zwischen 2 & 4 Jahren

Bei diesem Termin handelt es sich ebenfalls um eine Nachholimpfung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis und Hib, sollte ein vorangegangener Termin ausgefallen oder eine Immunisierung später gestartet sein.

Auch die Impfungen gegen Hepatitis B, Meningokokken B und C, Masern, Mumps, Röteln und Varizellen können nachgeholt werden.

Wird die Meningokokken-B-Impfung im Alter von zwei Jahren nachgeholt, erhalten Kinder insgesamt nur zwei Impfdosen in einem Mindestabstand von einem Monat. Nachgeholt werden kann die Impfung bis zum 5. Geburtstag.

8. Impftermin zwischen 5 & 6 Jahren

Kinder erhalten in diesem Alter eine erste Auffrischungsimpfung gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis. Es besteht zudem die Möglichkeit der Nachholimpfung gegen Poliomyelitis.

Auch die Impfungen gegen Hepatitis B, Meningokokken C, Masern, Mumps, Röteln und Varizellen können nachgeholt werden.

9. Impftermin zwischen 7 & 8 Jahren

Auch dieser Termin bietet die Möglichkeit einer Nachholimpfung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Poliomyelitis.

Auch nachgeholt werden können die Impfungen gegen Hepatitis B, Meningokokken C, Masern, Mumps, Röteln und Varizellen.

10. Impftermin zwischen 9 & 16 Jahren

Es erfolgt die zweite Auffrischung der Tetanus-, Diphtherie- und Pertussis-Impfung und die erste Auffrischungsimpfung gegen Poliomyelitis.

Es besteht die Möglichkeit der Nachholimpfungen für Hepatitis B, Meningokokken C, Masern, Mumps, Röteln und Varizellen.

Außerdem wird empfohlen, Kinder zwischen dem 9. und 14. Geburtstag das erste Mal gegen HPV (Humane Papillomviren) impfen zu lassen. Eine zweite Impfung sollte mindestens fünf Monate danach erfolgen. Liegen weniger als fünf Monate zwischen der 1. und 2. Dosis, ist eine dritte Impfung erforderlich. Heute werden Jungen und Mädchen gegen HPV geimpft.

Kurz erklärt:
HPV (Humane Papillomviren) können bei infizierten Zellen zu einem unkontrollierten und tumorartigen Wachstum führen. Sie sind dann meist gutartig. Sie können aber auch bösartige Veränderungen, wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs, begünstigen.

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11. Impftermin mit 17 Jahren

Es besteht die Möglichkeit der Nachholimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis, Hepatitis B, Meningokokken C, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen und eine Nachholimpfung gegen HPV.

Eine tabellarische Übersicht aller Impftermine findet ihr hier auf der Seite des Robert Koch Instituts.

Weitere Quellen:
Kinderärzte im Netz
WHO

Wichtiger Hinweis: Sorgen oder Unsicherheiten beim Thema Impfen sind keine Seltenheit und zum Teil auch verständlich. Viele (Kinder-)Krankheiten sind heute selten geworden.

Dennoch sollte es selbstverständlich sein, sein Kind impfen zu lassen – zu seinem eigenen Schutz, aber auch zum Schutz anderer Menschen. Habt ihr Fragen und Unsicherheiten zu den verschiedenen Impfungen, wendet ihr euch idealerweise an Expertinnen und Experten, eure Kinderärztin oder euren Kinderarzt. Dieser Artikel dient lediglich der Information und ersetzt keine ärztliche Diagnose.