„Ich will nicht in die Kita!“, kommt euch der Satz auch bekannt vor? Wahrscheinlich ja. Denn auch wenn die Anfangszeit in der Kita gut geklappt hat, irgendwann gibt es einen Zeitpunkt, da haben unsere Mäuse plötzlich keine Lust mehr von Mama und Papa getrennt zu sein.
Ok, wir können jetzt sagen, dass das alles nur eine Phase ist. Wie so vieles bei den Kleinen. Die Kinder haben keine Lust mehr zu essen? Das ist doch nur eine Phase! Mein Kind schläft seit ein paar Tagen plötzlich nicht mehr durch? Das kann nur eine Phase sein! Möchte dein Kind auch nur noch von Papa ins Bett gebracht werden? Ja, aber das wird bestimmt nur eine Phase sein!
In vielen Fällen kann auch ein plötzlicher Kita-Streik eine Phase sein. Doch manchmal steckt auch mehr dahinter. Wie Eltern richtig reagieren, wenn das Kind nicht in die Kita will und welche Gründe dahinter stecken können, lest ihr hier.
Erst gut, dann schlecht: Warum kommt die Kita-Abneigung fast immer mit Verzögerung?
Während die ersten Tage und Wochen oftmals noch gut verlaufen und sich das Kind (scheinbar) in der Kita wohlfühlt, sieht das nach einiger Zeit oft anders aus. Das musste auch ich feststellen.
Nach einigen Wochen wollte mein Sohn absolut nicht mehr in die Kita. An der Tür weinte er dicke Kullertränen, obwohl einen Tag vorher noch alles gut war. Ich war vollkommen ratlos: War irgendwas vorgefallen oder woher kommt plötzlich dieser herzzerreißende Abschiedsschmerz?
Zum Glück konnten mich die Erzieher*innen beruhigen. Es sei nichts passiert, alles wäre gut. Das würden die meisten Kinder irgendwann durchmachen.
Während die ersten Wochen noch voller Aufregung sind und das Kind ohne darüber nachzudenken einfach den Kita-Alltag „übersteht“, ist diese Aufregung und der Reiz des Neuen nach einiger Zeit verflogen. Das Problem daran: Die Kleinen sind noch gar nicht richtig angekommen. Plötzliche Unsicherheit macht sich breit. Kein Wunder also, dass unsere Kinder sich von heute auf morgen nicht mehr wohlfühlen und sich nicht von uns trennen möchten.
Dauert diese „Phase“ länger an, können die Gründe auch tiefer sitzen. Hier gilt es auf Ursachenforschung zu gehen.
Warum das Kind nicht in die Kita möchte
Es ist manchmal gar nicht so einfach, herauszufinden, warum das Kind streikt. Schließlich sind die meisten Kinder nach der Kita nicht sehr gesprächig und halten sich mit langen Ausführungen, wie denn ihr Tag war, zurück.
Hier kann es helfen, ganz konkrete Fragen zu stellen. Statt „Hattest du heute einen schönen Tag?“, fragt besser: „Mit wem hast du heute gespielt?“ oder „Was hat heute am meisten Spaß gemacht?“.
Kinder sind mit offenen, allgemeinen Fragen oft überfordert. Besonders dann, wenn sie einen anstrengenden Kita-Tag hinter sich haben und einfach nur entspannen wollen.
Was hinter den Gefühlen eures Nachwuchs steckt, könnt ihr nur herausfinden, in dem ihr mit eurem Kind und den Erzieher*innen sprecht. Die häufigsten Gründe für Kita-Abneigung sind:
1. Trennungsangst
Trennungsangst gehört wahrscheinlich zu einem der häufigsten Gründe, warum das Kind nicht mehr in die Kita möchte. Das kann auch ganz plötzlich auftreten, obwohl vorher noch alles gut war.
2. Veränderungen im Kita-Alltag
Kinder mögen Routinen. Sie geben ihnen Sicherheit. Die Kinder gewöhnen sich an die neue Umgebung und bauen eine Beziehung zu den Erzieher*innen auf.
Verändert sich etwas in der Kinderbetreuung gravierend, kann das dafür sorgen, dass die Kleinen verunsichert sind. Etwa ein Wechsel der Betreuer*innen oder Neuzugänge bei den Kindern.
3. Veränderungen zu Hause
Neben Veränderungen, die den Kita-Alltag betreffen, können natürlich auch Veränderungen zu Hause das Problem sein. Oft bekommen die Kleinen nämlich mehr mit, als man denkt. Streitigkeiten zwischen den Eltern können für die plötzliche Abneigung der Kinder gegen den Kita-Besuch auf jeden Fall ein Grund sein. Andere Faktoren können jedoch auch eine Rolle spielen.
Ist Mama wieder schwanger? Gibt es ein neues Geschwisterchen? Ist die Familie umgezogen oder seid ihr gerade erst aus einem Urlaub wiedergekommen? Das alles kann dazu führen, dass die Kleinen von heute auf morgen nicht mehr in die Kita wollen.

4. Langeweile
Für Kinder sollte der Kindergarten doch eigentlich ein Paradies sein. Überall sind Spielsachen und andere Kinder, mit denen man spielen kann. Doch das muss nicht jedem Kind gefallen.
Während einige Kinder die Kita jeden Tag aufs Neue entdecken, gibt es Kinder, die sich nach einiger Zeit einfach langweilen. Ja, richtig gehört. Das passiert besonders häufig, wenn die Kinder mit vielen jüngeren Altersgenossen zusammen sind. Sie können sich dann einfach unterfordert fühlen. Schließlich haben 1-Jährige andere Bedürfnisse als ein 2,5-jähriges Kind.
5. Entwicklungsschübe
Kinder entwickeln sich immer weiter. Sie werden unabhängiger, hinterfragen Situationen und entwickeln mehr und mehr geistige und soziale Kompetenzen. Ein extremer Entwicklungsschub kann ein Grund dafür sein, dass euer Kind die Kita von heute auf morgen ablehnt.
6. Hänseleien oder Gewalt
Hinter der Abneigung des Kindes kann auch echte Angst stecken. Etwa, wenn das Kind durch ein oder mehrere andere Kinder gehänselt, ausgegrenzt oder verletzt wurde.
Auch Gewalt durch Kita-Personal kommt leider vor und kann der Grund sein, warum das Kind plötzlich nicht mehr in die Kita gehen möchte.
Wichtig ist deshalb: Achtet auf Veränderungen im Verhalten eures Kindes und auf sichtbare Anzeichen von Gewalt. Sucht bei einem solchen Verdacht unbedingt so schnell wie möglich das Gespräch mit dem Kita-Personal und anderen Eltern. Bei einem schwer schwerwiegendem Verdacht gegenüber der Einrichtung solltet ihr euch mit anderen Kita-Eltern zusammentun und euch bei den zuständigen Behörden melden.
Tipps, die den Kita-Abschiedsschmerz lindern
Phasen, in denen Kindern der Abschied von den Eltern schwer fällt, sind ganz normal und erst mal kein Anzeichen zur Besorgnis. Erzieher*innen empfehlen in dieser Zeit den Abschied möglichst kurz und schmerzfrei zu gestalten.
Manchmal kann es helfen, eine bestimmte Abschieds-Routine einzuführen. Zum Beispiel, dass das Kind zu seiner Bezugserzieherin oder seinem Bezugserzieher „fliegt“ oder die Eltern „rausgeschmissen“ also von Kind und Bezugsperson zur Tür gebracht werden.
Um zu erfahren, ob es eine normale Phase ist oder ein anderer Grund hinter dem „Kita-Streik“ unseres Nachwuchses steckt, ist es wichtig, das Gespräch mit den Erzieher*innen zu suchen. Versucht gemeinsam eine Lösung zu finden und lasst euch Tipps durch das erfahrene Personal geben.
Auch wir Eltern dürfen traurig sein
Es ist vollkommen okay, dass auch wir Eltern mit unseren Gefühlen kämpfen, wenn unser Kind nicht in die Kita will. Wir dürfen emotional sein.
Allerdings sollten wir unseren Tränen erst dann freien Lauf lassen, wenn wir außer Sichtweite unseres Kindes sind. Bekommen unsere Kinder unsere Emotionen mit, verunsichert sie das und der Abschied fällt ihnen noch schwerer. Manchmal klappt es auch besser, wenn das andere Elternteil das Bringen übernimmt.
Um es für euch leichter zu machen, könnt ihr mit dem Kita-Personal vereinbaren, dass sie sich bei euch melden, wenn sich das Kind beruhigt hat. Oft zeigt sich, dass die Tränen sehr schnell versiegen, sobald Mama oder Papa aus der Tür sind.
Wenn es euch beruflich möglich sein sollte, dann kann es auch helfen eine kurze Kita-Pause für einen oder mehrere Tage einzulegen.
Welcher Weg für euch der richtige ist, könnt ihr nur gemeinsam mit eurem Kind und den Erzieher*innen herausfinden. Seid geduldig mit euch und euren Kindern und denkt immer daran: Ihr seid mit euren Gefühlen nicht allein!
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