Am ersten Ferientag genießt man es, irgendwann gegen halb zwölf zu frühstücken, dass alle super entspannt sind und niemand wirklich etwas zu tun hat. Die ersten Tage Ferien und Urlaub fühlen sich fantastisch an, wie endlose Freiheit.
Irgendwann kippt die Stimmung aber. Zumindest bei uns Eltern. Oft dann, wenn uns der Alltag so langsam wieder einholt, die Kids aber immer noch drei Wochen freihaben. Die machen nach drei Wochen Ferien nämlich genau das Gleiche wie zu Beginn der Ferien: Nichts.
Sie schlafen bis mittags, verlassen ihr Zimmer für Essen und verschwinden dann wieder darin. Schlägst man ihnen vor, vielleicht mal raus oder ins Freibad zu gehen, erntet man, wenn überhaupt, nur ein „Später“. Und so vergehen ihre Ferientage, ohne dass wirklich etwas passiert wäre.
Ich kenne das nicht nur aus Gesprächen mit anderen Eltern, sondern direkt aus meinem eigenen Heim. Und ja, die Versuchung, einfach das WLAN-Passwort zu ändern, ist groß. Aber echte Motivation funktioniert anders. Sie braucht Verständnis dafür, wie Teenager ticken, und Ideen, die zu ihrer Lebenswelt passen, statt von außen aufgezwungen zu wirken.
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Warum Teenager im Sommer im Energiesparmodus sind
Beim Meckern sind wir Eltern ja gerne mal schneller als es gerecht ist. Denn Teenager benehmen sich oft auf die eine oder andere Weise, nicht, weil sie ihre Mitmenschen provozieren wollen, sondern weil es das Beste für sie selbst ist. Es lohnt sich deshalb, einen genauen Blick darauf zu werfen, warum Teenager so viel Zeit im Bett verbringen.
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Ein großer Faktor ist der Schlafrhythmus. In der Pubertät verschiebt sich die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Das bedeutet, Jugendliche werden abends später müde und morgens später wach. Wenn sie in der Schulzeit gezwungen sind, um sieben Uhr hellwach zu sein, ist das eigentlich wider ihrer Natur. Und so schleppen sie sich Schulwoche um Schulwoche mit einem Schlafdefizit durch die Tage. Und dann haben sie Ferien. Und endlich die Möglichkeit, so viel zu schlafen, wie sie wollen (oder wie ihre Eltern ihnen zugestehen). Ihr Körper, ihr Geist und ihre Seele brauchen das einfach.
Bildschirmzeit in den Ferien: Realistische Ziele statt unrealistischer Verbote
Die Schwelle, den Tag auf YouTube oder TikTok zu verbringen, ist niedrig, wenn man dafür nicht einmal das Bett verlassen muss. Social Media, Streaming, Gaming, alles ist jederzeit verfügbar.
Und selbst Freund*innen kann man bequem aus dem Bett kontaktieren und Beziehungen pflegen, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen. Hier also einfach den Stecker zu ziehen und die digitalen Verbindungen zu kappen, führt in jedem Fall zu Stress und Streit mit dem Teen.
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Statt die Bildschirmzeit rigoros auf eine bestimmte Zeit zu begrenzen (an die sich sowieso kein Teenager der Welt hält), ist es wichtiger, einen Ausgleich dazu zu finden, denn Bewegung, Schlaf, soziale Kontakte und kreative Tätigkeiten sollten nicht unter der Mediennutzung leiden. Statt das Handy also als Feind zu betrachten, macht es Sinn, gemeinsam zu überlegen, wie der Tag insgesamt ausgewogener gestaltet werden kann.
Schlagt eurem Teenager also Alternativen vor: Macht einen Ausflug an den Badesee oder ins Freibad, geht eine Runde minigolfen, Tischtennis im Park spielen oder vereinbart, das Abendessen gemeinsam zu kochen.
Ideen, die nicht nach Elternprogramm klingen
Bei all der Mühe, die wir Eltern uns machen, den Teenager aus dem Bett zu bekommen, sollten wir eines bedenken: Klingt unser Vorschlag mehr nach Pflicht als nach Freiwilligkeit, stehen die Chancen hoch, dass das Kind ablehnt.
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Wer echte Motivation aus dem Teenager kitzeln möchte, sollte ihm das Gefühl vermitteln, dass seine Interessen wirklich zählen und dass er selbst entscheiden darf. Und dafür reicht oft ein bisschen Inspiration. Erwähnt zum Beispiel, dass aktuell der neue „‚Fantastic 4‘ Film im Kino läuft und der sehr gute Kritiken bekommen hat.
Sprecht über den Nachtflohmarkt, der demnächst stattfindet oder über die neue Attraktion, die im nahegelegenen Freizeitpark eröffnet. Schlagt vor, dass euer Teen Freund*innen zum Spiele-/Gaming- oder Filmeabend inklusive Übernachtung einlädt. Dann sitzen die Kids vielleicht immer noch vor einem Bildschirm, machen das aber zusammen.
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Plant die verbleibende Ferienzeit grob gemeinsam
Das größte Problem in vielen Familien ist nicht der Mangel an Ideen, sondern die tägliche Diskussion darüber, ob man sie umsetzt. Darum lohnt es sich, eine kleine gemeinsame Planungsrunde für die verbleibende Ferienzeit einzulegen. Jeder darf sagen, was er unbedingt noch machen möchte und was er auf keinen Fall will. Daraus entsteht ein grober Rahmenplan, der genug Freiraum lässt, aber auch dafür sorgt, dass nicht jeder Tag einfach verrinnt.
Verbindliche Absprachen helfen, Streit zu vermeiden. Wenn klar ist, dass es feste Familienzeiten gibt, zum Beispiel gemeinsame Abendessen oder einen Ausflug pro Woche, muss man nicht jeden Tag neu verhandeln. Auch Bildschirmzeit kann man in groben Zeitfenstern regeln, ohne minutengenau mitzuzählen.
Wichtig ist, deinem Teen dabei Eigenverantwortung zu geben. Wenn er selbst einen Ausflug plant oder ein Projekt umsetzen darf, steigt die Chance, dass er es auch wirklich will. Und manchmal gehört auch dazu, dass man das Kind scheitern lässt, wenn z. B. die geplante Fahrradtour oder der Freilichtkinoabend im strömenden Regen ins Wasser fällt. Am Ende ist auch das eine Erfahrung.
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Vergiss bei all dem Motivieren aber nicht, dass ein bisschen Rumhängen einfach zu den Ferien dazugehört. Wer das ganze Schuljahr im Takt von Weckerklingeln, Stundenplänen und Hausaufgaben verbringen musste, braucht auch mal Tage, an denen nichts passiert. Problematisch wird es erst, wenn diese Tage den ganzen Sommer bestimmen.
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Angesichts globaler Krisen, gefährlicher Social-Media-Dynamiken, pandemischer Einschnitte, Fachkräftemangels im Bildungsbereich und alarmierender psychischer Belastungen junger Menschen stellt sich die Frage: Was brauchen Kinder und Jugendliche, um sich selbst, ihrem Umfeld und der Umwelt in Zukunft Sorge tragen zu können?
Dazu diskutieren beim diesjährigen FFF Day in Berlin:
-> Emulution, Grundschullehrer und Content Creator
-> Margret Rasfeld, Expertin für Zukunftsbildung & Vernetzerin von Ideen und Menschen
-> Jotam Felmy, Lehrer an einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe in Berlin
-> Hanna Hecht, International Officer der Bundesschülerkonferenz
-> Carlotta Richter, Journalistin
-> Hier findest du alle Infos zum FFF Day!