Endlich Ferien! Während sich viele Familien auf freie Tage und Reisen freuen, blicken manche Eltern, vor allem von Teenagern, mit gemischten Gefühlen auf die kommenden zwei Wochen. Denn anstatt aktiv zu werden, fürchten sie, wird der Nachwuchs nur rumhängen: auf dem Sofa, am Handy, im Bett. Ohne Plan und ohne Motivation.
Aber ist das wirklich schlimm? Müssen Teenager in den Ferien immer ‚etwas machen‘? Oder ist vielleicht genau dieses Rumhängen das Beste, was ihnen passieren kann?
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Warum sind Kinder am Schuljahresende so erschöpft?
Die meisten Kinder ‚arbeiten‘ heute fast so viel wie Erwachsene. Das klingt übertrieben? Dann schauen wir uns das mal nüchtern an: Ein durchschnittlicher Schultag dauert bis ca. 13/ 14 Uhr, ohne Betreuung, Hausaufgaben oder Nachmittags-AGs. In Ganztagsschulen sitzen viele Kinder sogar bis 16 Uhr im Klassenzimmer. Für Arbeiten und Tests muss danach gelernt werden. Im Unterricht selbst müssen sie auch aktiv sein. Nur zuhören reicht nicht. Kinder müssen also permanent Leistung bringen, geistig, sozial und emotional.
Und genau deshalb gibt es im Verlauf eines ganzen Schuljahres immer wieder Pausen in Form von kürzeren Ferien und verlängerten Wochenenden. Aber die grundsätzliche Anspannung für Schülerinnen und Schüler bleibt bestehen. Denn die meisten Kinder wissen ziemlich genau, dass ihre Noten (für das nächste Zeugnis) zählen.
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Können wir es unseren Kindern also verübeln, wenn sie in den Ferien einfach gar nichts machen? Wir Erwachsenen träumen doch auch schon nach dem Urlaub vom nächsten.
Warum Ferien keine „verlorene Lernzeit“ sind
Pausen sind ein elementarer Teil von Lernen. Wer versucht, permanent Leistung abzurufen, speichert Wissen viel schlechter ab. Echtes Lernen passiert nicht im Stress, sondern im entspannten Zustand. Deshalb helfen Ferien, Erlebtes zu sortieren, Gelerntes zu festigen und ganz nebenbei auch noch Kraft für Neues zu tanken.
Und mal ehrlich: Viele Kinder lernen in den Ferien Dinge, die keine Schule der Welt auf dem Lehrplan hat. Wie man einen Streit mit der besten Freundin klärt. Wie man mit Oma einen Kirschkuchen backt, ohne die Küche in ein Schlachtfeld zu verwandeln oder wie man sich langweilt, bis einem von ganz allein eine gute Idee kommt.
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Warum auch wir Eltern dringend abschalten sollten
Schule bedeutet auch für uns Arbeit, wenn auch in anderer Form. Da wäre die Hilfe beim Vokabelabfragen, das morgendliche Pausenbrote schmieren, Elterngespräche führen, Vertretungslücken stopfen und Organisieren, Organisieren, Organisieren.
Viele Eltern atmen deshalb am Ende des letzten Schultags vor den Ferien genauso durch wie ihre Kinder. Und trotzdem ertappen wir uns oft dabei, die Ferien mit Programmpunkten füllen zu wollen: Ausflüge, Freizeitpark, Besuche bei Verwandten, so verbauen wir uns selbst die so dringend benötigte Pause.
Viel besser zum Start der Ferien wären ein paar Tage, an denen absolut nichts passiert. Ausschlafen. Waffeln essen. Streiten, weil man keinen Bock hat, spazieren zu gehen, und danach einfach auf der Couch versauern. Wenn Kinder spüren, dass auch wir runterfahren, tun sie es meistens ganz von allein.
So werden Ferien wirklich erholsam
Es braucht keinen wochenlangen Luxusurlaub, um Ruhe und Gelassenheit einziehen zu lassen. Viel wichtiger ist es, den Druck rauszunehmen. Kinder brauchen vor allem Zeit zum Spielen, Träumen und Herumlungern.
Ein paar Tipps, die sich bei uns bewährt haben:
- Keine festen Zeiten für egal was. Ferien heißen auch, dass der Tag einfach dahinplätschern darf.
- Langeweile zulassen. Kinder finden schneller in fantasievolle Spiele, wenn ihnen mal richtig langweilig ist.
- Keine Angst vor Medien, aber bewusst dosieren. Ein verregneter Nachmittag mit einem Film (oder auch zweien) ist völlig okay.
- Realistische Erwartungen haben. Es wird auch in den Ferien Streit geben. Und ja, manchmal sind Kinder „unausstehlich“. Das gehört dazu (und für unsere Kinder sind wir vermutlich auch mal unausstehlich).
Und was uns Eltern betrifft: Vielleicht gönnen wir uns selbst mal Ferien vom ‚gute Eltern sein‚. Muss der Ausflug wirklich stattfinden, wenn keiner Lust hat? Darf es nicht einfach mal ein ganzer Tag im Pyjama sein?
Ferien sind nicht nur eine Pause vom Schulstoff. Sie sind eine Verschnaufpause für die Seele. Eine Gelegenheit, neue Energie zu tanken. Also: Schultasche in die Ecke werfen und dann raus ins Leben. Die Schule läuft nicht weg. Die Ferien schon. Ach so, und denkt bitte an die Brotdosen, bevor die auch alleine weglaufen! 😬
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