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So viel müssen Teenager in der Pubertät wirklich schlafen

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Teenager: Wie viel Schlaf brauchen sie wirklich?

Schlafen Teenies am Wochenende bis in die Puppen, fühlen Eltern sich zum Teil provoziert. Zu Unrecht. Denn die Kids brauchen ihren Schlaf.

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Um ehrlich zu sein, warte ich auf den Tag, an dem meine Kinder den Samstagvormittag verschlafen. Nicht etwa, weil ich Rachepläne hege und sie dann mit dem brummenden Staubsauger morgens um 7 Uhr aus dem Bett werfen kann. Nein, nein, sondern weil ich dann selbst den Vormittag verschlafen darf.

Während ich die langen Samstagvormittage im Bett förmlich herbeisehne, weiß ich, dass müde Teenies auf so manche Eltern faul und antriebslos wirken. Ja, so mancher Vater und so manche Mutter fühlt sich gar durch das lange Schlafen provoziert. Schließlich ist es keine Seltenheit, dass Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahre das Wochenende regelrecht verschlafen. Und das kann dann eben auch zu Streit zwischen Eltern und Teenager führen.

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Dabei steht oft die Frage im Raum, warum das Kind plötzlich so ein anderes Schlafverhalten an den Tag legt? Wir sind dem Ganzen auf den Grund gegangen und klären, ob Teenager wirklich mehr schlafen müssen.

Kleiner Spoiler für alle ungeduldigen Eltern: Die Kinder machen das nicht mit Absicht. Sie können genau genommen gar nichts für ihren veränderten Schlafrhythmus. Dazu aber gleich noch eine ausführlichere Erklärung.

Schlafbedürfnis von Kindern & Teenagern

Man sagt gerne, dass, je älter eine Person wird, umso weniger Schlaf benötigt sie. Während ein Baby mit rund einem Jahr innerhalb von 24 h also 12 – 16 Stunden schläft, braucht ein rund 7-jähriges Kind nur noch 10 – 11 Stunden Schlaf innerhalb von 24 Stunden.

Auch Kinder zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr haben noch ein Schlafbedürfnis von 9 bis 11 Stunden innerhalb von 24 Stunden. Und ältere Kinder benötigen immerhin noch 8 bis 11 Stunden.

Obwohl sich das Schlafbedürfnis zwischen einem 7- oder 8-Jährigen also nur minimal zu dem eines 14- oder 15-Jährigen unterscheidet, schlafen die älteren Kinder gefühlt doch viel mehr. Woher kommt das?

Schlafrhythmus verändert sich

In der Pubertät ist einiges los im Körper eines Kindes. Die Hormone fahren Achterbahn und der Körper verändert sich rasend schnell. All das frisst bereits jede Menge Energie. Hormonell bedingt verändert sich zudem der Biorhythmus. Das Schlafhormon Melatonin, welches uns abends müde werden lässt, wird bei pubertierenden Teenagern später ausgeschüttet.

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Das führt dazu, dass die Teens später ins Bett gehen als ihnen guttut. Denn am Morgen aufstehen, um in die Schule zu gehen, müssen sie weiterhin. Teenager bauen somit mehr oder weniger unfreiwillig ein Schlafdefizit auf, weil sie jede Nacht ein, zwei oder sogar drei Stunden zu wenig schlafen. Die Folgen sind Konzentrationsmangel, Gereiztheit und ein (körperlicher) Leistungsabfall.

Was machen Teenager also dagegen? Richtig, sie holen den Schlaf wann immer es ihnen möglich ist nach. Die einen schlafen nach der Schule ein oder zwei Stündchen und andere schlafen am Wochenende bis zum Familienessen am Mittag. Manch ein Teenie macht vielleicht sogar beides. Allen schlafenden Teenies gemein ist aber, dass sie das für sich, ihre mentale und körperliche Gesundheit tun und nicht, um die Eltern zu provozieren.

Teenager verändern ihr Leben

Hinzu kommt, dass Teenager sich von ihren Eltern distanzieren wollen. Auch das ist ein ganz normaler Prozess. Sie suchen in dieser Lebensphase nach ihrem Platz. Freunde rücken oft in den Vordergrund, die Schule auch mal nach hinten.

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So kommt es, dass Hausaufgaben erst spät am Abend erledigt werden oder der Lernstoff für eine anstehende Klausur schnell am Abend vorher bis spät in die Nacht gepaukt wird.

Auch das Handy und Spielekonsolen gewinnen bei vielen in diesem Lebensabschnitt mehr Bedeutung. All das kann ihnen den Schlaf rauben.

Wie können Eltern das Schlafverhalten ihres Teenies verbessern?

Es bringt nichts wie wild auf einen Teenager einzureden und ihm womöglich Verbote zu unterbreiten. Am besten kommuniziert man auf Augenhöhe mit dem Nachwuchs und bespricht, wie der Nachtschlaf (unter der Woche) erholsamer werden kann. Alles andere funktioniert vermutlich sowieso nicht, denn Teenager haben ihren ganz eigenen Kopf.

Sprecht im ersten Schritt über Ruhezeiten. Vereinbart eine Schlafenszeit, die realistisch ist und für ausreichend Schlaf sorgt. Daran anknüpfend könnt ihr über die Nutzung von Handy, Tablet und Co. sprechen. Denn idealerweise bleiben Bildschirme mindestens eine halbe, besser noch eine Stunde vor dem Zubettgehen aus.

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Achtet auf frische Luft im Zimmer eures Teens. Bei 18 Grad Celsius und Dunkelheit schläft es sich am besten. Apropos frische Luft. Wenn euer Kind dazu neigt, lieber Zeit drinnen zu verbringen, kann auch ein Spaziergang an der frischen Luft den Nachtschlaf verbessern. Denn Bewegung draußen macht müde.

Sprecht darüber, das Hausaufgaben oder das Lernen für Klausuren am Nachmittag zu erledigen. Zum einen bleibt so ausreichend Ruhe am Abend, zudem bleiben die Sachen so besser im Kopf. Wer sich an die eigene Schulzeit erinnert, weiß, dass Lernen kurz vor knapp selten wirkliche Erfolge bewirkt hat. Nur wer kontinuierlich am Ball bleibt, lernt langfristig.

Die Pubertät ist für Kinder vor allem eine emotionale Achterbahn. Auf der Suche nach sich selbst und ihrem Platz im Leben können sie schneller ins Taumeln geraten. Sprecht deshalb offen mit eurem Kind über dessen Sorgen und Ängste. Vielleicht gibt es gerade Streit im Freundeskreis oder Stress in der Schule. Auch ungelöste Probleme können die Kids des Nachts nämlich ungewollt wachhalten.

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Eltern sollten Ruhe bewahren und das Kind auch mal in Ruhe lassen

Auch wenn man Teenies nachsagt, dass sie ihre Eltern gerne mal provozieren und Grenzen austesten, so machen sie das in der Regel nicht mit ihrem Schlaf. Deshalb sollte man als Eltern nicht zu streng mit ihnen sein, wenn sie am Wochenende viel länger schlafen, als es einem Recht ist.

Solange der Schlaf des Nachwuchses nicht die Familienpläne über den Haufen wirft, sollte man ihn einfach schlafen lassen. Spätestens, wenn sie Hunger haben, stecken die meisten Kinder den Kopf aus ihrem Zimmer.