Du gehst mit Schmerzen in eine Arztpraxis und hoffst auf eine gründliche Untersuchung – doch statt einer fundierten Diagnose bekommst du zu hören, dass dein Leiden wahrscheinlich „psychisch bedingt“ ist.
Kommt dir das bekannt vor? Leider ist das kein Einzelfall. Frauen werden in der Medizin noch immer nicht ausreichend wahrgenommen, insbesondere wenn es um Schmerzsymptome geht. Dieses Phänomen hat einen Namen: Gender Pain Gap.
Was genau dahintersteckt und warum Frauen häufiger nicht ernst genommen werden, erfährst du hier.
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Was ist die Gender Pain Gap?
Die Gender Pain Gap bezeichnet das Phänomen, dass Schmerzen von Frauen seltener ernst genommen und deshalb weniger und schlechter untersucht sowie behandelt werden. In den letzten Jahren wurden zur unterschiedlichen medizinischen Behandlung von Frauen und Männer immer mehr Studien durchgeführt.
So wurde zum Beispiel schon festgestellt, dass Frauen häufiger an einem Herzinfarkt sterben als Männer – und das, obwohl Frauen seltener daran erkranken. Der Grund für die hohe Sterblichkeitsrate: Die Symptome eines Herzinfarktes sind bei Frauen anders, als bei Männern. Die typischen Brustschmerzen bleiben meist aus, dafür können Bauch- oder Rückenschmerzen auftreten – und wenn diese auch nur als solche behandelt werden, kann das lebensbedrohlich werden.
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Um auf dieses Phänomen aufmerksam zu machen, teilen auf TikTok Millionen von Frauen unter dem Hashtag #medicalmisogyny (zu Deutsch: medizinische Frauenfeindlichkeit) ihre Erlebnisse.
Selfcare statt medizinische Hilfe?
Eine Studie des britischen Schmerzmittelherstellers Nurofen, bei der 5.100 britische Männer und Frauen befragt wurden, hat jetzt herausgefunden, dass die Gender Pain Gap dafür sorgt, dass Frauen bei körperlichen Schmerzen seltener zum Arzt oder zur Ärztin gehen.
Der Grund: Die Hälfte der befragten Frauen gab an, das Gefühl zu haben, ihre Schmerzen würden ignoriert oder abgetan werden. Bei den befragten Männern waren es 36 %, die das Gefühl hatten, nicht ernst genommen zu werden.
Statt also eine*n Arzt*in aufzusuchen, um die Ursache ihrer Beschwerden herauszufinden, greifen der Studie nach 62 % der Frauen auf frei verkäufliche Medikamente aus der Apotheke zurück, 30 % suchen im Internet nach Hilfe oder wenden Hausmittel an, von denen sie das Gefühl haben, dass sie ihnen guttun. Nur 28 % der befragten Frauen gaben an, bei starken Schmerzen ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin aufzusuchen.
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Was kannst du tun, wenn du vom Arzt nicht ernst genommen wirst?
Wir können nur betonen, wie wichtig es ist, bei Beschwerden jeder Art einen Arzt oder Ärztin aufzusuchen und Schmerzen auf keinen Fall zu ignorieren.
Falls ihr Angst davor habt, nicht wirklich wahrgenommen zu werden, haben wir ein paar Tipps für euch. So verschafft ihr euch Gehör:
- Ärzt*innen sind auch nur Menschen und haben mal gute, mal schlechte Tage. Wenn euch euer Arzt oder eure Ärztin gehetzt oder unaufmerksam vorkommt, kann es manchmal schon helfen, genau dieses Gefühl anzusprechen. Seid dabei freundlich, aber bestimmt. Zum Beispiel: „Ich fühle mich nicht verstanden.“
- Beschreibt eure Beschwerden so konkret wie möglich. Notiert euch am besten schon vor dem Termin alles, was ihr sagen wollt, auf einem Zettel. Wenn ihr schon länger Schmerzen habt, macht es außerdem Sinn, diese in einem Schmerztagebuch festzuhalten.
- Der Arzt oder die Ärztin speist euch trotzdem mit einer nicht zufriedenstellenden Lösung ab? Dann holt euch unbedingt eine Zweitmeinung ein! In Deutschland gilt die freie Ärztewahl, ihr seid also nicht an einen Arzt oder Ärztin gebunden.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information und ersetzt keine ärztliche Diagnose. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder akute Beschwerden auf, solltet ihr eure Ärztin oder euren Arzt kontaktieren oder in der Apotheke um Rat fragen. Über die bundesweite Nummer 116117 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst erreichbar.