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In 5 Minuten zu mehr Intimität: Das ist Eye-Gazing

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Blickkontakt als Intimitäts-Übung

Mit Eye-Gazing soll man in nur wenigen Minuten eine tiefe Verbindung zu einer anderen Person aufbauen können. So funktioniert es.

In nur 5 Minuten eine Bindung zu einer anderen Person aufbauen? Eye-Gazing nennt sich der Blickkontakt-Trend, der Intimität, Verständnis und Vertrauen stärken soll. So funktioniert es.

Forschende vom University College London untersuchten 2016 das Blickbehalten von 500 Personen und fanden dabei heraus, dass wir einander im Schnitt nur etwa drei Sekunden lang in die Augen schauen.

Das klingt zwar unglaublich kurz, alles darüber wird aber schnell als bohrend, irgendwie unangenehm und zu eindringlich empfunden. Intim eben. Wir wenden den Blick ab.

Doch was passiert, wenn man einer anderen Person bewusst längere Zeit tief in die Augen schaut? Eye-Gazing nennt sich das Ganze. Eine Übung, die gerne von (Sex-)Therapeuten verwendet bzw. verschrieben wird, um Intimität zu fördern.

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Darum fühlt sich Blickkontakt so intim an

Es heißt nicht ohne Grund, dass die Augen das Tor zur Seele sind. Einander länger in die Augen zu schauen, kann eine Beziehung (ob romantisch oder freundschaftlich) nämlich aus verschiedenen Gründen stärken:

  • Eine Studie von 2017 legt nahe, dass wir Gefühle und Emotionen im Gesicht unseres Gegenübers anhand der Augen ablesen.
  • Wir verbinden direkten Blickkontakt häufig mit Ehrlichkeit, ein abgewandter Blick wird hingegen oft mit Lügen in Verbindung gebracht.
  • In einer weiteren Studie von 2017 wurde festgestellt, dass ein tiefer Blickkontakt die emotionale Bindung stärkt.

Blickkontakt oder tiefes in die Augen schauen kann also Nähe erzeugen – ganz ohne zu sprechen.

Das hat bereits die Performance-Künstlerin Marina Abramovic 2010 herausgefunden. Während ihres Events „The Artist is Present“ hat sie drei Monate lang im Museum of Modern Art in New York acht Stunden pro Tag schweigend auf einem Stuhl gesessen.

Jeder aus dem Publikum konnte sich ihr gegenüber setzen und ihr so lange die Augen starren, wie sie wollten. Und so unangenehm es auch klingen mag, diese Praxis führte zu einigen sehr intimen Momenten: Während manche Teilnehmer*innen ein Pokerface beibehielten, sind andere dabei in Tränen ausgebrochen.

Eye-Gazing: So funktioniert die 5-Minuten-Übung

Besonders am Anfang kann sich die Eye-Gazing für viele unangenehm anfühlen. Es ist einfach ungewohnt, jemandem längere Zeit tief in die Augen zu schauen. Startet daher am besten mit einer kürzeren Session von etwa 30 Sekunden. Danach könnt ihr euch auf 5, 10 oder 20 Minuten steigern.

  1. Setzt euch bequem gegenüber voneinander hin. Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch an den Händen anfassen, das ist euch überlassen.
  2. Stellt euch einen Timer für die von euch ausgesuchte Übungszeit. Holt dann tief Luft und schaut euch tief in die Augen.
  3. Versucht den gesamten Zeitraum über den Blickkontakt zu halten und nicht zu sprechen. Ihr könnt natürlich normal blinzeln. Unterdrückt keine Gefühle, wie Lachen oder Weinen, die währenddessen eventuell aufkommen.

Wenn der Timer geht, könnt ihr den Blick wieder abwenden. Redet darüber, was das Eye-Gazing bei euch ausgelöst hat. Fühlt ihr euch mehr verbunden?

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Ihr könnt die Übung so oft wiederholen, wie ihr möchtet. Es ist ein tolles Tool für Partner*innen, die sich wieder mehr Intimität in ihrer Beziehung wünschen, aber auch für neue Bekanntschaften und Freundschaften, um einander auf einem neuen Level kennenzulernen.