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Job-Trend „Downshifting“: Arbeiten ja, aber nicht um jeden Preis

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Vorab im Video: Hush Trips - Das steckt hinter dem Social Media Trend

Flexibilität ist immer mehr Arbeitnehmenden wichtig. Hush Trips sorgen genau dafür.

Auf Social Media macht sich ein neuer Trend breit: Immer mehr Menschen reden von „Downshifting“ im Arbeitsleben. Doch was steckt dahinter?

Inhaltsverzeichnis

In einer Welt, in der sich alles immer schneller dreht und einem kaum die Zeit zum Atmen bleibt, sehnen sich immer mehr Menschen nach Ruhe und Ausgeglichenheit. Kein Wunder, dass derzeit der Trend „Downshifting“ die sozialen Medien prägt. Wir verraten euch, was dahinter steckt und ob der Trend wirklich das hält, was er verspricht.

Studien zeigen: Downshifting ist Trend

Eine Studie in Österreich von makam Research zeigte unlängst, dass stolze drei Viertel der Personalverantwortlichen in ihren Unternehmen bereits den Trend zum Downshifting festgestellt haben. Immer mehr Arbeitnehmer reduzieren ihre Arbeitszeit für eine bessere Work-Life-Balance und suchen nach Alternativen zum 9-to-5-Job.

Klar. Aussteiger gab es immer schon. Menschen, die sich nicht von der Gesellschaft verbiegen lassen wollten, die ausbrechen wollten aus dem Alltagstrott. Doch hier geht es längst nicht mehr um ein paar Freaks: Laut einer repräsentativen Studie des beruflichen Netzwerks Xing hat bereits jeder zehnte Arbeitnehmer in Deutschland eine längere Auszeit vom Job genommen und jeder Fünfte liebäugelt mit einer beruflichen Verschnaufpause.

Wer sind die Downshifter?

Die Anhänger des heutigen Downshifting lassen sich nicht über einen Kamm scheren: Da sind die Erfolgstypen, die bereits alles erreicht haben und an einem Punkt angekommen sind, an dem ihnen der Erfolg, das viele Geld unwichtig geworden sind. Weil dafür das Leben auf der Strecke geblieben ist. Gesundheit und Beziehungen wurden oftmals ruiniert, und Kinder hat man nicht aufwachsen sehen.

Und da sind auch die jungen Arbeitnehmer, die Generation Y und Z, die anders ticken und die vom Downshifting träumen und sich mit dem Leben im Hamsterrad nicht abfinden wollen – und das, obwohl sie gerade erst ins Berufsleben eingestiegen sind. Sie haben oftmals eine andere Sicht auf die Arbeit und wissen für sich, dass sie bestimmte Grenzen nicht überschreiten wollen.

Gesundheitliche Gründe für Downshifting

Natürlich kann auch ein echter Burnout dahinterstecken, dass man für sich merkt, dass es so nicht weiter geht. Downshifting als Notbremse sozusagen, weil der berufliche Stress zu gesundheitlichen Problemen geführt hat. Auch Boreout, also die Unterforderung im Job, kann ein Grund sein, an seiner aktuellen Jobsituation zu zweifeln.

Oftmals hat sich auch das private Umfeld verändert, sodass die Arbeit mehr und mehr zum Stressfaktor wird, sei es, dass sich Paare getrennt haben und die Kinderversorgung zum Zeitproblem wird oder dass die eigenen Eltern im Alter mehr Zuwendung und Pflege benötigen.

Mehr dazu: Boreout statt Burnout: Wenn ständige Unterforderung krank macht

Lücke im Lebenslauf: Schlimm oder ok?

Hatte man früher noch Panik vor einer Lücke im Lebenslauf, kündigen immer mehr Menschen ganz bewusst, ohne direkt etwas Neues in Aussicht zu haben. Oder sie nehmen sich ein Sabbatical. Um für sich herauszufinden: Was möchte ich wirklich? Bin ich glücklich mit dem Weg, den ich eingeschlagen habe oder will ich vielleicht etwas ganz anderes beruflich machen?

Und auch die Arbeitgeber und die sonst so strengen Personaler in den Unternehmen wissen längst: Menschen, die sich diese Zeit für sich nehmen, sind weder faul noch arbeitsscheu, sondern machen letztlich sehr viel richtig. Auch deshalb ist eine Führungskraft mit einem Sabbatical kein Widerspruch mehr.

Dennoch ist unsere Gesellschaft natürlich immer noch auf Leistung und Leistungsbereitschaft ausgelegt. Downshifter müssen also auch in Kauf nehmen, dass man sie für ihre Notbremse in Sachen Beruf kritisiert. Dass man sie für weniger belastbar hält. Oder schlichtweg für blauäugig und nicht langfristig denkend. Schließlich will die Rente ja auch erarbeitet werden und Rücklagen lassen sich nur durch stetige Arbeit schaffen.

Auch lesen: Wie du mit der Ikigai-Methode deine wahre Berufung findest

Berufswelt im Wandel

Aber die Berufswelt ist im Wandel und es wird sich sicherlich noch einiges in den nächsten Jahren tun. Homeoffice, Vertrauensarbeitszeit, Gleitzeit, 6-Stunden-Tage, Teamevents und After-Work-Events zeigen bereits jetzt eine deutliche Tendenz: Hin zum glücklichen, entspannten Mitarbeiter, der seine Leistung gerne erbringt, weg vom gestressten Hamsterradtreter, der unwillig seine Zeit absitzt. Zumal ja auch Studien zeigen, dass sich niemand acht Stunden durchgehend konzentrieren kann und die Leistungskurve immer weiter heruntergeht im Laufe des Tages.

Tipps: Welche Möglichkeiten des Downshiftings gibt es?

Letztlich sind viele Wege möglich, um in ein neues Arbeitsleben zu starten, das mehr Freiraum lässt: So kann Downshifting bedeuten, dass man in seinem angestammten Job bleibt und nur die Stundenzahl reduziert. Teilzeit statt Vollzeit oder Jobsharing. Auch eine Verkleinerung des Aufgabenbereichs ist eine Möglichkeit, um die Arbeitszeit und den Arbeitsstress zu reduzieren. Möglich wäre auch eine ausgeweitete Homeoffice-Regelung oder das Abtreten einer Führungsposition, also von der Abteilungsleiterin zurück zum normalen Teammitglied.

Oder man sucht sich einen völlig neuen Job, der eine freiere Zeitgestaltung zulässt oder überlegt, sich selbstständig zu machen, um sein eigener Herr zu sein. Andere werden vielleicht sogar mit einer neuen Berufung glücklich, Stichwort: Umschulung.

Letztlich bedeutet Downshifting im Beruf, dass man bewusst einen Karriereknick wagt, um sich mehr seinem Privatleben widmen zu können. Man geht bewusst einen Schritt zurück auf der Karriereleiter. Deshalb gibt es neben Downshifting auch Begriffe wie Downsizing oder Downgrading.

Lesetipp: Homeoffice: Warum mehr Firmen die Arbeitsform erlauben sollten

Downshifting: Diese Fragen solltest du dir stellen

Was man sich fragen sollte, bevor man seinem Chef freudestrahlend von seinen Überlegungen bezüglich Downshifting erzählt:

  • Was genau ist mir wichtig im Leben? Ist das Streben nach Erfolg und Karriere das, was mich erfüllt oder sind es ganz andere Dinge?
  • Womit würde ich gerne mehr Zeit verbringen?
  • Macht mich mein Job glücklich oder bedeutet mein Beruf eher Stress für mich?
  • Kommt mein Privatleben und meine Familie zu kurz?
  • Will ich finanziell mit anderen mithalten können oder wäre ich auch bereit beim Gehalt Abstriche zu machen? Auf den teuren Urlaub, das Auto und die große Wohnung zu verzichten?
  • Auf wie viel Geld kann ich verzichten, wie viel Arbeitszeit darf ich dafür herunterfahren?
  • Definiere ich mich und mein Können über meinen Beruf oder habe ich vielleicht Hobbies und Talente außerhalb meines Jobs, die mich ausmachen und die mehr Raum in meinem Leben einnehmen sollen?
  • Würde ich meine beruflichen Entscheidungen heute anders treffen als direkt nach meiner Schule / Ausbildung? Ist vielleicht ein ganz neuer berfulicher Weg für mich besser?

Am besten machst man sich eine klare Auflistung der Dinge, die man streichen und dadurch Geld einsparen kann. Die Downshifting-Rechnung ist einfach: Je mehr Materielles du dir in Zukunft versagst, umso mehr Freizeit kannst du gewinnen.

Lesetipp: Hier gibt es eine Broschüre zum Thema „Flexible Arbeitszeitmodelle – Überblick und Umsetzung“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Downshifting: Widerstände einplanen

Natürlich wird man beim Thema Downshifting auch auf Widerstand stoßen. Der Chef, der einen lieber Vollzeit im Büro hätte, finanzielle Engpässe und dann all die Menschen, die einem mit Unverständnis begegnen werden. Einfach, weil es in unserer Gesellschaft schon in der Grundschule um Leistung geht. Darum, es „mal zu etwas zu bringen“.

Doch wer sagt, dass dieses „etwas“ eine Karriere im herkömmlichen Sinn sein muss? Erfüllung im Leben kann auch anders sein. Man braucht schon einen starken Willen, wenn man sich für Downshifting entscheidet, einfach, weil unsere Gesellschaft anders tickt. Aber der Wandel ist bereits da, und neue Arbeitsmodelle sind längst am Start. Nehmen wir beispielsweise die Pilotprojekte in Schweden mit dem 6-Stunden-Arbeitstag, die eben zeigen, dass es auch anders geht.

Aber ganz sicher ist auch: Wer sich wirklich nach mehr Freizeit und weniger Karrierestress sehnt, der wird mit Downshifting glücklich werden. Letztlich ist die innere Zufriedenheit mehr wert als alles andere. Wichtig ist in jedem Fall, dass man es tut, statt ständig nur darüber zu reden oder zu jammern.