Seid wild, frech und wunderbar - so zumindest sieht das Idealbild unserer Gesellschaft aus. Die Redegewandten, die Extrovertierten, die Ausgeflippten - sie sind in fast jeder "Sei-kein-Maybe"-Werbung zu bewundern. Da gehen die Stillen, in sich Gekehrten in der Masse der Lautstarken schnell unter. Dabei haben introvertierte Menschen eigentlich ziemlich tolle Eigenschaften.
Introversion vs. Extraversion
Die Bezeichnung als introvertiert geht übrigens auf den Begründer der analytischen Psychotherapie C.G. Jung zurück. Es gibt nicht nur 100 Prozent introvertiert oder extrovertiert, sondern es geht bei Jung vielmehr um eine Skala mit unterschiedlichen Stufen. Und wenn wir meist von Introvertiertheit und Extrovertiertheit sprechen, so ist der richtige Begriff Introversion und Extraversion.
Ob wir intro- oder extrovertiert sind, steht übrigens schon von Geburt an fest. Natürlich können Erziehung und Umgang uns noch minimal verändern in die eine oder andere Richtung, aber letztlich geht es nicht nur darum, wie wir uns nach außen hin geben, sondern womit wir uns wohlfühlen. Und das lässt sich eben nicht so leicht ändern.
Wichtig ist hier vor allem der Umgang mit äußeren Reizen und deren Verarbeitung im Gehirn. Studien zeigen nämlich, dass introvertierte Menschen eine höhere Hirnaktivität haben. Somit liegt die Vermutung nah, dass die Abschottung nach außen bzw. das bewusste Zurückziehen Introvertierte vor einer Reizüberflutung schützen soll.
Introvertierte Menschen werden oft unterschätzt
Nicht selten eignen sich Introvertierte die Eigenschaften von Extrovertierten an, um sich anzupassen. Sie versuchen auch in größeren Gruppen nicht nur zu schweigen, auch mal mitzureden, aufzufallen oder sich in Vorstellungsgesprächen selbstsicher und offen zu geben. Dennoch ist es entgegen ihrer Art und sie gehen damit aus ihrer Komfortzone heraus.
Leider gilt in unserer Gesellschaft: Sei selbstbewusst, offen und extrovertiert. Und somit denken viele eben auch, sie müssten introvertierte Menschen aus der Reserve locken, um ihnen etwas Gutes zu tun. Dabei ist das Gegenteil der Fall.
Und ganz nebenbei: Man sollte die "stillen" Typen weiß Gott nicht unterschätzen. Denn ihre Art hat eben auch viele (verborgene) Verzüge. Und selbst Staatschefs wie Barack Obama und Angela Merkel gelten als introvertiert.
-> Wenn du mehr über Persönlichkeitstypen erfahren willst: Der Myers Briggs Test teilt uns in insgesamt 16 Temperamenttypen ein. Jetzt hier mehr lesen: Myers Briggs Test: Welcher Persönlichkeitstyp bist du?
So erkennst du, ob du introvertiert bist:
Erkennst du dich in der Bescheibung wieder? Gehörst auch du zu den eher stillen Menschen? Ziehst du ein Treffen zu zweit großen Menschenmengen vor? Hörst du lieber zu, als mitzureden? Dann könnte es sein, dass auch du zu den introvertierten Zeitgenossen gehörst. Wenn ja, dann werden dir die folgenden Dinge mehr als bekannt vorkommen.
1. Introvertierte sind loyal und ehrlich
Wer einen introvertierten Menschen in seinem Freundeskreis hat, der kann sich sicher sein, einen verlässlichen und ehrlichen Begleiter an seiner Seite zu haben. Zwar brauchen sie eine Weile, um mit jemandem warm zu werden. Wenn sie jedoch einmal aufgetaut sind, sind sie absolut tolle Freunde.
2. Sie machen nicht so viel Lärm um alles
Introvertierte reden nicht sehr viel und halten sich meist zurück. Wenn sie sich mal trauen, haben sie auch etwas zu sagen. Dabei kommen sie meist beeindruckend schnell auf den Punkt. Und wenn sie nichts zu sagen haben, halten sie einfach den Mund. Das kann nicht jeder.
3. Sie sind verschwiegen
Apropos Schweigen: Geheimnisse sind bei ihnen perfekt aufgehoben. Sie tratschen nämlich so gut wie nichts weiter.
4. Sie denken erst und handeln dann
Ein emotionales, völlig überstürztes Handeln wird man bei ihnen so gut wie nie erleben.
5. Introvertierte haben eine ganz andere Sicht auf die Dinge
... und dementsprechend oft ganz unkonventionelle Lösungswege bei Problemen, mit denen sie ihre Umwelt überraschen.
6. Sie arbeiten sehr gewissenhaft und eigenständig
Introvertierte sind nicht unbedingt Teamplayer. Dafür aber eine feste Bank im Hintergrund. Sie können sich nämlich stundenlang und konzentriert an einem Problem festbeißen und arbeiten sehr gewissenhaft.
7. Sie sind gute Beobachter
Einfach, weil sie oft am Rande stehen und die Dinge beobachten, statt immer mittendrin mitzumischen und das Wort zu führen.
Diese Themen könnten dich auch interessieren:
Narzissmus in der Beziehung: Wie du ihn erkennst und richtig handelst
Phänomen "Ghosting": Der polnische Abgang in Liebesdingen
Fiese Hinhaltetechnik: Breadcrumbing heißt die neue Masche beim Dating
Dating-Taktik "Benching": Wenn er DAS mit dir tut, solltest du handeln
|
|
