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Selfcare: Warum es total ok ist, abends zu Hause zu bleiben

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Vorab im Video: Weniger ist Mehr: Die Kraft des Joy of Missing Out

Finde heraus, wie du durch JOMO zu einer besseren Selbstwahrnehmung, zu tieferen Beziehungen und zu einem stressfreieren Alltag finden kannst.

Es ist Feierabend und alle gehen auf die Rolle. Was aber, wenn einem so gar nicht nach Ausgehen zumute ist? Bin ich jetzt langweilig oder seltsam, weil ich abends lieber auf der Couch versacke? Wir sagen: Nein! Nichtstun kann verdammt erholsam sein.

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Unter der Woche haben wir durch Job, Familie, Care-Arbeit und Haushalt schon genug Stress. Kommt dann der Abend oder gar das Wochenende, scheint das automatisch zu bedeuten, dass man etwas unternimmt und in Gesellschaft ist – in einer Bar, einem Club, einem Restaurant oder mit Freund*innen chillt. Und wenn schon kein Date mit Freund*innen, dann doch zumindest eins mit dem Fitnessstudio.

Der typische Ablauf: Es ist ein schöner Abend. Die Freundin meldet sich. Sie will ausgehen. Erstmal was trinken und dann mal schauen, was man später noch machen kann. Dumm nur, dass du im Jogginganzug auf der Couch liegst und dich exakt nach allem fühlst, nur nicht nach in Schale werfen, Gesellschaft und ausgehen.

Oft suchen wir dann nach Ausreden, warum wir nicht rauswollen, um nur ja nicht als antriebslose Langweilerin zu gelten. Wir sagen, dass wir nicht können, weil wir angeschlagen sind. Weil wir am nächsten Morgen früh herausmüssen oder was auch immer. Wir rechtfertigen uns womöglich. Warum nicht einfach ganz offen sagen, dass man exakt Null Komma Null Bock hat, sich aus den eigenen vier Wänden herauszubewegen?

Hoch, die Hände, Wochenende und Saturday Night Feeling hin oder her: Du willst eine heiße Schokolade statt Gin, Kuschelsocken statt Sneaker, seliges Nichtstun statt viele Menschen und Action. Du bist raus. Nicht mit dir. JOMO (engl. joy of missing out), wie es so schön heißt. Die Freude am Verpassen.

Sehnsucht nach mehr Me-Time: Werden wir jetzt alt und langweilig?

Sind wir deshalb jetzt alt geworden? Gehören wir nicht mehr zu der „sei wild und gefährlich“ Jugend, weil wir so empfinden? Wäre es jetzt besser, einfach weiter auszugehen und in Aktionismus zu verfallen, obwohl wir (kinderlos) uns ähnlich erschlagen fühlen, wie unsere Freundin mit den drei Kindern?

Ein bisschen Zeit nur für uns. Nur ein bisschen. Einfach mal nicht reden. Nichts tun. Diesen Wunsch haben viele. Kein Wunder, durch all die Dinge, die täglich an uns zerren und auf uns einprasseln. Da wird Ruhe und einfach mal nichts tun zum wertvollen Gut.

Ganz nebenbei: Wer kennt sie nicht, diese uninspirierten Abende, an denen einfach keine Stimmung aufkommen will und man nebeneinander am Tresen hockt oder sich im Club die Beine in den Bauch steht? Nicht immer kommt die ersehnte „Endlich frei“-Magie auf, von der wir tagsüber im Büro geträumt haben. Und das ist völlig ok so.

Stattdessen: Ein irgendwie zäher Abend mit Freund*innen. Und am nächsten Morgen sind wir müde und fühlen uns irgendwie leer und betrogen. Freie Zeit und das Wochenende sind doch so ein rares Gut. Da muss doch jeder Abend sitzen wie eine Eins.

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Steh zu deinen Wünschen und deinem Date mit der Couch

Und wieder nehmen wir uns vor, dass wir beim nächsten Mal eben zu Hause bleiben, wenn uns danach ist. Uns nicht überreden lassen. Zu unserem Couch-Potato-Dasein offen stehen. Und der Freundin sagen: „Du, ich will meinen Abend lieber mit meiner Couch verbringen, als mit dir.“ So in der Art oder etwas charmanter.

Früher war das irgendwie anders. Als man noch zu Hause bei den Eltern gewohnt hat und das Wochenende die Möglichkeit zur Flucht war, um mal nicht unter der Fuchtel der Eltern zu stehen.

Aber mittlerweile ist doch die Macht mit uns. Wir können selbst entscheiden, was wir wollen und was nicht. Dumm nur, dass dennoch die Erwartungshaltung irgendwie da ist und man sich bei dem Gedanken erwischt: Bin ich eine blöde Freundin, wenn ich am Wochenende lieber auf der Couch bleibe?

Nein. Bist du nicht. Denn letztlich sollten man unter Freund*innen offen darüber reden können, welches Verhältnis von Geselligkeit und Me-Time für einen richtig und OK ist. Und hier tickt eben jeder anders. Hier klar zu sagen, wann man eine Zeit für sich braucht,

Die Lösung: Donnerstag ist der neue Freitag

… oder Dienstag der neue Samstag oder Montag der neue irgendwas. Natürlich muss man unter der Woche oft früh aufstehen, fit sein. Aber Ausgehen muss ja nicht immer an unserer Gesundheit knabbern. Ausgehen kann ja auch mal ohne Alkohol, Augenringe und Schlafmangel daherkommen. Spaß haben kann man auch so.

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Also warum nicht just in dem Moment, an dem wir uns danach fühlen, etwas mit lieben Menschen unternehmen? Der Flow, der so gerne beschworenen magischen Abende, entfaltet sich nämlich immer nur genau dann, wann er es will und nicht zwangsläufig Freitag bis Samstag. Also gar nicht so falsch, der gute alte Spruch: Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.

Und das ist ja gerade das Schöne, am Älterwerden. Man wird nicht langweilig. Man wird nicht spießig. Man bekommt nur den Mut, auf sich selbst zu hören. Auch mal Nein zu sagen, egal was die anderen denken.

Gerade weil wir gefühlt immer zu wenig Freizeit haben und zu viel Stress und To-dos, sollten wir umso sorgsamer mit unserer freien Zeit umgehen und nur genau das tun, was uns in dem Moment sinnvoll erscheint und vor allem guttut.

In diesem Sinne: Go for it! Sei faul, wenn dir gerade danach ist und feier, wenn du es willst.