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Entschleunigung: Tipps vom Experten, um Downshifting im Alltag umzusetzen

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Vorab im Video: So baust du im Alltag aktiv Stress ab

Deine Psyche braucht Urlaub? Mit diesen Tipps kannst du im Alltag effektiv entspannen.

Weniger ist oft mehr – mehr Lebensqualität zum Beispiel. Worum geht es genau beim Thema Entschleunigung bzw. Downshifting? Und wie und wo fängt man an?

Inhaltsverzeichnis

Nimmst du dir auch jedes Jahr aufs Neue vor, dir weniger Stress zu machen? Willst du dir stattdessen mehr Zeit für dich und die wirklich wichtigen Dinge im Leben nehmen? Willkommen im Club!

Vielen von uns geht es wie dem sprichwörtlichen Hamster im Rad: Wir setzen uns tagein, tagaus unter Druck und haben das Gefühl, immer perfekt funktionieren zu müssen.

Ein toller Job, eine harmonische Beziehung, ein schickes Auto und dreimal Urlaub pro Jahr – all das glauben wir haben zu müssen, um ein erfülltes Leben zu führen. Ein ziemlich sportliches Vorhaben, wenn man es mal genauer betrachtet.

Und so powern wir das ganze Jahr in einem irrsinnigen Tempo durch unseren Alltag, um dann ein bis zweimal im Jahr im Urlaub abschalten zu können. Und wundern uns dann, wenn es nicht gelingt. Wenn sich der Stress des Alltags eben nicht einfach so im Flieger nach Bali auf Knopfdruck abschalten lässt.

Denn nicht selten macht uns dann unser gestresster Körper einen Strich durch die Rechnung und wir werden ausgerechnet im Urlaub krank. Oder wir streiten uns womöglich mit dem Partner. Urlaub ist ja keine Yogaübung, in die man sich reinatmen kann. Und so scheitert das Projekt „Zwei-Wochen-Erholung-von-sechs-Monaten-Stress“ oft jämmerlich.

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Warum Entschleunigung absolut Sinn macht

Abrackern für ein bisschen Wohlfühlen. Und irgendwie ändern wir auch nichts an diesem Modell. Schließlich war es immer so und alle machen es so. Jeder versucht finanziell gut dazustehen, um sich schöne Dinge leisten zu können und arbeitet hart dafür.

Um also diese selbst gesetzten Standards zu erreichen bzw. halten zu können, arbeiten wir hart – Stress im Job, Überstunden, Gereiztheit, Burnout und Stresssymptome inklusive.

Je höher der Lebensstandard, umso größer die Belastung, erklärt der Psychologe Benjamin Martens von psycheplus.de. Und was wir oft vergessen: Der Job allein ist nicht der Übeltäter.

„Nicht nur die Karriere, auch Familie und Freunde erfordern Zeit. Hinzu kommt der Aufwand, der nötig ist, um Haus, Garten, Auto und allerlei Statussymbole in Stand zu halten und zu nutzen.“

Letztlich bleibt dabei genau das auf der Strecke, worum es uns eigentlich geht: ein erfülltes Leben. Und genau in diesem Moment sollte uns klar sein: Wir müssen das Tempo rausnehmen.

Die Lösung: Entschleunigung bzw. Downshifting, wie man so schön neudeutsch sagt. Denn beide Begriffe bezeichnen eine ähnliche Art leben zu wollen: Mehr Ruhe und Achtsamkeit im Alltag. Und vor allem: Wieder das richtige Maß finden.

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Was bedeutet Entschleunigung und Downshifting?

Das Prinzip des ‚Downshifting‘ wurde Mitte der 90er Jahre von dem Wirtschaftswissenschaftler und Gesellschaftskritiker Charles B. Handy erdacht. Dabei geht es um die zentralen Fragen: Geld, Haus, Auto – brauche ich das wirklich alles zu meinem Glück? Ist das das Leben, das mich glücklich macht?

Downshifting bzw. Entschleunigung bezeichnen beide den Weg raus aus den Alltagszwängen der Konsumgesellschaft, die wir für selbstverständlich halten. Will heißen: Wir schalten einen Gang zurück, vereinfachen unser Leben und machen es so wieder lebenswerter.

Dabei nehmen wir bewusst in Kauf, weniger zu verdienen, haben dafür aber mehr freie Zeit. Der freiwillige Verzicht auf Geld, Konsumgüter und Annehmlichkeiten, ist also Verzicht, der guttut.

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So kannst du anfangen mit der Entschleunigung

Natürlich fragt man sich berechtigterweise, wo man anfangen soll im Alltag mit dem Entschleunigen, wenn man in Pflichten, Stress und Terminen gefangen ist. Und vor allem: Wie lässt sich das Ganze langfristig umsetzen? Schließlich wollen Miete, Telefon, Essen und all das bezahlt werden.

Nun, zunächst solltest du tief durchatmen und den Kopf frei machen von Gedanken wie „das geht nicht“ und „ich brauche aber das Geld“. Beim Entschleunigen geht es nicht darum, komplett auszusteigen und wie ein Neandertaler ohne Strom in einer Waldhütte zu leben, sondern um ganz lebensnahe, einfache Überlegungen, die uns gar nicht so schwer fallen.

Wichtig: Sich aufs Wesentliche konzentrieren

„Entschleunigung und Downshifting bedeuten nicht schmerzhafte Einschränkung“, erklärt der Psychologe Benjamin Martens, „sondern eine bewusste Rückkehr zu den Dingen, die wirklich wichtig sind. Also die Entscheidung für ein weniger komplexes, aber dafür erfüllteres Leben.“ Wie und wo, das muss jeder für sich entscheiden.

„Grundsätzlich ist es in jedem Bereich des Lebens möglich, einen Gang herunterzuschalten“, sagt der Experte. Natürlich ist einer der Schwerpunkte bei der Entschleunigung für viele der Job, da hier am meisten Zeit und Energie verbraucht wird.

„Beschäftigte sollten einmal darüber nachdenken, welchen Stellenwert der Job eigentlich hat“, rät Benjamin Martens. „Wichtig ist zu lernen, auch mal nein zu sagen und zu überlegen, welche Motive hinter der eigenen hohen Einsatzbereitschaft stecken.“

Mehr Entspannung, weniger Arbeit – klar, dass Entschleunigung auch finanzielle Einbußen mit sich bringt. Die Rechnung ist recht simpel: Weniger Arbeit, weniger Geld. Aber Anhänger des Downshifting sehen darin kein Problem: Wer weniger ausgibt, kann es sich leisten, auch weniger zu verdienen.

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Tipp: Weniger Konsum für mehr Lebensqualität

Wie also Geld einsparen, um weniger arbeiten zu können? Nun, zunächst sollten die eigenen Konsumgewohnheiten überprüft werden. Und das lohnt sich: „Einkaufen kostet Zeit und Geld“, sagt Benjamin Martens.

„Damit lohnt sich Downshifting in diesem Bereich gleich doppelt.“ Deshalb z.B. nur einmal pro Woche in den Supermarkt gehen. Das Ziel: Bewusster und somit weniger kaufen.

Letztlich stellt sich die Frage: Gehe ich arbeiten, um mir schöne Dinge leisten zu können und zu konsumieren? Oder gehe ich „frustshoppen“, weil mich meine Arbeit stresst? Wir sind den Konsum so gewohnt, dass wir ihn gar nicht mehr hinterfragen. Brauchen tun wir ihn in der Form sicherlich nicht.

Eine gute Übung ist es auch, die Freizeit eine Woche lang kostenlos zu gestalten. Das ist anfangs gar nicht so einfach.

Entschleunigung in allen Bereichen umsetzen

Und noch ein Gut sollte auf keinen Fall verschwendet werden: die eigene Zeit. Deshalb gilt für das Privatleben: Prioritäten setzen und nur das tun, wozu man wirklich Lust hat. Und mit wem man wirklich Lust hat. „Niemand sollte seine Zeit mit Menschen verplempern, die er nicht wirklich mag“, sagt der Experte.

Und noch ein Tipp: Jeder sollte ab und zu einfach mal nichts tun, sich entspannen und eine kleine Auszeit gönnen. Egal, welchen Bereich du angehst und wo du ‚entschleunigst‘, das Motto bei Downshifting und Entschleunigung ist: Raus aus der Tretmühle und zurück ins ‚echte‘ Leben! Das bringt mit Sicherheit mehr Erfüllung als jedes Frustshopping.

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Verabschiede dich vom Perfektionismus

Niemand erwartet von dir, dass immer alles perfekt ist. Oftmals sind wir selbst es, die uns unter Druck setzen.

Versuche deine Handlungsweisen zu überdenken und überlege bei jedem Bestandteil des Alltags, der dich stresst, ob du selbst daran etwas ändern kannst. Zum Beispiel indem du Abläufe umgestaltest und vor allem, indem du sie auf ihre Sinnhaftigkeit hinterfragst. Entschleunigung bedeutet auch, sein Leben zu entrümpeln.

Sag auch mal Nein, wenn es gerade nicht passt

Klar, sollte man hilfsbereit sein. Aber wenn jemand dich um Hilfe bittet, der dich mag, dann erwartet er auch, dass du sagst, wenn du gerade nicht kannst. Wenn du jemandem hilfst, dich das aber komplett unter Druck setzt, ist beiden wenig geholfen.

Deshalb sei ehrlich und sag auch mal Nein. Wer würde es dir übel nehmen, wenn du sagst: „Ich würde dir gerne helfen, aber ich bin gerade ziemlich im Stress. Nächstes Mal gerne.“

Genieß echte Me-Time

Wenn man dann endlich Feierabend, Wochenende oder mal so eine Stunde für sich hat, dann nutzt man diese Zeit oft nicht sinnvoll. Entweder man erledigt Dinge, die liegengeblieben sind, oder man rennt ins Fitnessstudio, weil man denkt, dass man es tun müsste. Aber erholst du dich in dieser Zeit?

Sorge dafür, dass deine freie Zeit echt Me-Time ist. Dass sie Sinn macht für dich und dir ein gutes Gefühl und Kraft gibt. Manchmal sind es auch einfach mal ein zwei Stunden faul auf dem Sofa liegen mit einem guten Buch, die einen innerlich ausgeglichen machen.

Tipp: Wer nicht gerne liest, kann dennoch in den Genuss guter Bücher kommen. Geh raus an die frische Luft, schnapp dir deine Kopfhörer und höre dir ein gutes Hörbuch an. Eine große Auswahl an Hörbüchern gibt’s zum Beispiel hier bei Audible.*

Erkenne die Zeiträuber in deinem Alltag

Oft sieht unsere Woche recht eintönig aus. Wir erledigen unseren Wocheneinkauf an Tag X, gehen jeden Tag arbeiten, danach womöglich noch die Kinder von der Schule abholen, dazwischen Einkauf, Essen und andere To dos.

Oftmals hinterfragen wir die Struktur unsere Alltags gar nicht mehr. Aber nimm dir die Zeit und liste dir einmal auf, welche unliebsamen Tätigkeiten wie viel Zeit in Anspruch nehmen – und versuche diese Zeiträuber zu minimieren.

Vielleicht ist allein der Job der Zeiträuber und mit finanziellen Einbußen könntest du die Stunden reduzieren? Oder es ist der Haushalt und du kannst Aufgaben umverteilen? Was immer du tust: Du solltest die Sinnhaftigkeit all deiner To dos hinterfragen – und dir so Zeitfenster der Erholung in deinem Leben schaffen.

Akzeptiere, statt dich zu ärgern

Ganz oft sind wir gestresst, weil wir nicht abschalten können. Weil wir den Ärger auf der Arbeit mit nach Hause nehmen. Und uns jeden Tag über die gleichen Dinge ärgern. Wie viel besser würde es uns gehen, wenn wir ärgerliche Dinge einfach annehmen und akzeptieren und das Beste draus machen würden?

Gib den negativen Dingen nicht unnötig viel Raum in deinem Leben und in deinem Kopf. Unsere Lebenszeit ist begrenzt. Nutzen wir sie mehr für die positiven Sachen.

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