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Schwanger mit 35: Was sind Risiken für ’späte‘ Mütter?

Macht es wirklich einen so großen Unterschied, ob ich mit 30 oder 35 Jahren das erste Mal schwanger bin?
Macht es wirklich einen so großen Unterschied, ob ich mit 30 oder 35 Jahren das erste Mal schwanger bin? Credit: AdobeStock/ bernardbodo.com

Frauen, die mit 35 Jahren ihr erstes Kind erwarten, gelten medizinisch zwar als Risikoschwangere. Es ist aber nicht alles schlecht, wenn man mit Mitte 30 das erste Kind erwartet.

Für viele Frauen steht, völlig zurecht, vor der Familienplanung das eigene Leben und die Selbstverwirklichung im Vordergrund. Wenn sie schließlich angekommen sind im Job und auch privat, dann machen sie sich Gedanken über eine Schwangerschaft und ein Baby. So kommt es, dass Frauen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt heute im Schnitt 30,2 Jahre alt sind, wenn sie ihr erstes Kind bekommen.

Vorab im Video: Schwanger werden mit Mitte 30

Schwerer, aber nicht unmöglich

Es gibt diverse Gründe, warum sich Frauen erst jenseits der 30 dafür entscheiden, ein Baby bekommen zu wollen. Das mag zwar nicht immer einfach sein, unmöglich ist es aber nicht.

Dank der (Fortpflanzungs-)Medizin, aber auch aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen, ist es heute für Frauen jenseits der 30 seltener ein Problem, ein Kind zu bekommen. Aber auch wenn man gesellschaftlich nicht als ‚alte Mutter‘ wahrgenommen wird, so gilt man medizinisch tatsächlich mit 35 Jahren als Risikoschwangere.

Was der Status Risikoschwangerschaft bedeutet, welche Vor- und Nachteile es hat, mit 35 schwanger zu sein, wollen wir euch verraten.

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Schwanger mit 35: Warum gelte ich als Risikoschwangere?

Frauen, die mit 35 Jahren oder später ihr erstes Kind bekommen, werden nach medizinischen Richtlinien als Risikoschwangere geführt, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Schwangerschaft auch eine Risikoschwangerschaft ist.

Lasst uns das näher erklären: Das Alter einer Schwangeren ist erst einmal ein theoretisches Risiko, welches auch so im Mutterpass festgehalten wird. Wenn keine anderen (chronischen) Erkrankungen vorliegen, ist der Vermerk ‚Risikoschwangerschaft‘ also lediglich ein Hinweis für den oder die behandelnde*n Frauenärzt*in. So wird sichergestellt, dass bestimmte Werte und Befunde genauer beobachtet werden und Komplikationen unmittelbar erkannt werden können.

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Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Frauen, die zum ersten Mal schwanger werden mit 35, das Risiko genetischer Fehlbildungen beim Baby leicht erhöht ist. So liegt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen ab 35 Jahren ein Kind mit Downsyndrom bekommen, bei einer Quote von 3 zu 1000, bei einer 30-jährigen Frau bei eins zu 1000.

Das bedeutet aber auch, dass von den angenommenen 1000 Frauen, die mit 35 Jahren zum ersten Mal schwanger sind, durchschnittlich 997 gesunde Kinder bekommen.

Gesunde Frauen, die ein normales Gewicht haben, sich ausgewogen und gesund ernähren und die körperlich fit sind, können auch mit 35 Jahren oder älter ein gesundes Kind bekommen.

Das Alter der Frau kann eine Rolle in der Schwangerschaft spielen, aber dank der engmaschigen Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft, sollte ihm keine zu große Rolle beigemessen werden.

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Schwanger mit 35: Was sind die Vorteile einer ’späten‘ Schwangerschaft?

Wer schwanger ist, wird generell auf Herz und Nieren untersucht. Und wer schwanger mit 35 ist, noch ein bisschen darüber hinaus. Die Kosten für pränataldiagnotische Untersuchungen, wie beispielsweise eine Fruchtwasseruntersuchung oder eine Gewebeuntersuchung des Mutterkuchens, werden bei einer Risikoschwangeren von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Das bedeutet, dass theoretisch erhöhte Risiken für beispielsweise eine Schwangerschaftsdiabetes, Schwangerschaftsvergiftung oder Bluthochdruck so gründlich kontrolliert werden, dass die eigentlichen Risiken auf ein Minimum reduziert werden.

Ein weiterer Vorteil einer ’späten‘ Schwangerschaft ist, dass Frauen, die sich bewusst dafür entscheiden, schwanger mit 35 oder später zu werden, in ihrem Leben meist gefestigt sind. Sie sind angekommen, wie man so schön sagt. Sie entscheiden sich an diesem Punkt ganz bewusst für ein Kind und sind sich häufiger im Klaren darüber, welche Veränderung das mit sich bringt.

Viele haben sich auch eine finanzielle Absicherung erarbeitet und wissen, dass sie sich und das Kind ohne Einschränkungen versorgen können. Sie gehen gelassen und ohne Zweifel in den neuen Lebensabschnitt. Sie fühlen sich reif, Mama zu sein und die Verantwortung für ein Baby zu übernehmen.

Schwanger mit 35: Was sind die Nachteile einer späten Schwangerschaft?

Mit 35 Jahren nimmt die Fruchtbarkeit bei Frauen ab, denn der monatliche Eisprung fällt nun auch mal aus. Das heißt, dass es schwerer sein kann, mit Mitte 30 schwanger zu werden, muss es aber auch nicht.

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Ein Nachteil, den eine Schwangerschaft mit 35 Jahren haben kann ist, dass man sich in diesem Alter bereits an gewisse Routinen gewöhnt hat und das Leben mit dem Partner oder der Partnerin eingespielt ist. Vielleicht ist man auch ein bisschen unflexibler geworden.

Doch mit einem kleinen Baby ist viel Flexibilität gefragt. Schlaflose Nächte, schwerer planbare Verabredungen, liegen gebliebene To-dos, das kann das Nervenkostüm sehr strapazieren. Und gerade wenn man über einen längeren Zeitraum eine gewisse Routine hatte, kann einem eine solche Umstellung schwerer fallen als beispielsweise einer Frau mit Mitte 20.

Frauen, die mit 35 Jahren oder später schwanger werden, neigen außerdem dazu, ein bisschen besorgter zu sein als jüngere Frauen. Das liegt zum einen daran, dass ihnen (zwar erst mal nur theoretisch) eine Risikoschwangerschaft attestiert ist, aber auch an ihrem Glauben, dass ihre Schwangerschaft vermutlich die letzte Chance auf ein eigenes Baby sein könnte. Doch der Druck und auch die Sorgen, die sich Frauen damit machen, sind alles andere als förderlich für eine unkomplizierte Schwangerschaft.

Quellen & Informationen:

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient lediglich der Information und ersetzt keine Diagnose beim Arzt oder der Ärztin. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden in der Schwangerschaft auf, solltet ihr eure*n Ärzt*in kontaktieren.