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Überfürsorglich oder schädlich? Rasenmäher-Eltern und ihre Erziehung

Mutter hilf ihrer ca. 8-jährigen Tochter dabei, die Nase zu putzen.
Schaden Rasenmäher-Eltern ihren Kindern mit dem extrem überfürsorglichen Verhalten? Credit: AdobeStock/iuricazac

Helikopter-Eltern, aufgepasst! Die Steigerung in Sachen Fürsorge sind Rasenmäher-Eltern. Was es damit auf sich hat, wollen wir erklären.

Inhaltsverzeichnis

Eltern wollen, dass es ihrem Kind gut geht und an nichts fehlt. Es soll glücklich und zufrieden sein und den Erfolg im Leben haben, den es sich wünscht. Und wenn man es als Eltern in der Hand hätte, würde man seinem Nachwuchs gern jeglichen Kummer ersparen.

Mit dieser Überfürsorge, für die vermutlich alle Eltern anfällig sind, würden wir aber über das Ziel hinausschießen. Denken wir nur an Helikopter-Eltern. Jene Eltern, die ihre Kinder auf Schritt und Tritt begleiten und kleinste Probleme direkt beseitigen. Alles mit dem Ziel, dem Kind das Leben so einfach wie möglich zu machen. Zwar scheint der Ruf von Helikopter-Eltern aktuell rehabilitiert, ein fader Beigeschmack bleibt aber, wenn wir von ihnen hören.

Neue Forschung rückt Helikopter-Eltern in ein neues Licht.

Es scheint an der Zeit, dass wir unser Vorurteile zu Helikopter-Eltern überdenken sollten.

Noch intensiver und deshalb noch kritischer betrachtet, wird die Erziehung sogenannter Rasenmäher-Eltern. Sie reagieren nicht nur auf Probleme ihrer Kinder. Sie schließen von vornherein aus, dass es zu Problemen oder Konflikten kommt.

Rasenmäher-Eltern wünschen sich nicht nur, dass ihre Kinder zufrieden und glücklich sind. Ihnen ist der Erfolg des Kindes besonders wichtig und dafür legen sie am besten selbst Hand an.

Doch diese (vermutlich) sehr gut gemeinte Fürsorge ist alles andere als hilfreich für die Entwicklung des Kindes. Warum, dass wollen wir euch erklären.

Rasenmäher-Eltern: Was ist das genau?

Rasenmäher-Eltern kann man als eine Steigerung der Helikopter-Eltern verstehen. Während die Helikopter-Eltern lediglich rund um die Uhr um ihr Kind kreisen und sofort einspringen, wenn es Hilfe braucht, schreiten Rasenmäher-Eltern noch einen Schritt eher zur Tat.

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So wie ein Rasenmäher das Gras trimmt, um den Rasen sorgenfrei und ohne Hindernisse betreten zu können, sorgen Rasenmäher-Eltern dafür, dem Nachwuchs jegliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen, noch bevor es zu einem wirklichen Problem werden kann. Vor allem, wenn es um den schulischen Erfolg des Kindes geht.

Ein Beispiel für das Verhalten von Rasenmäher-Eltern:

Das Kind weiß bei den Hausaufgaben nicht weiter. Typische Rasenmäher-Eltern werden ihm beim Lösen der Aufgaben nicht einfach nur helfen. Sie werden die Aufgaben für das Kind direkt selbst lösen, indem sie ihm genau sagen, was wo gemacht werden muss. So sorgen sie für eine gute Note, statt einer Enttäuschung.

Aber auch in die sozialen Kontakte des Kindes mischen sich Rasenmäher-Eltern gern ein. Ein Streit unter Freunden wird nicht von den Kindern, sondern durch das Eingreifen der Eltern beigelegt.

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Die Absichten dieses Erziehungsstils sind sicher durchaus gut. Auch Rasenmäher-Eltern wollen, dass ihr Nachwuchs möglichst sorgenfrei und glücklich heranwächst. Er soll erfolgreich sein, gute Noten haben und später mal Karriere machen können.

Was Eltern dabei aber aus den Augen verlieren ist, dass ein Kind lernen muss, mit Frust, einer schlechten Bewertung oder einem Hindernis umzugehen. Nur so kann es sich zu einem selbstbewussten und unabhängigen Erwachsenen entwickeln.

Folgen der Rasenmäher-Erziehung

Was Kinder durch das ständige und andauernde Eingreifen und sogar Vorweggreifen ihrer Eltern lernen, ist, dass sie nichts alleine schaffen und scheinbar immer auf Hilfe angewiesen sind. Keine gute Grundlage, um einen selbstständigen und selbstbewussten Erwachsenen heranzuziehen.

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Haben Kinder nicht gelernt, wie man Probleme selbst löst, werden sie diesen aus dem Weg gehen. Das gilt zum einen für die Schule: Aufgaben, die sie vermeintlich nicht schaffen, werden sie gar nicht erst versuchen zu lösen. Das führt zu schlechteren Noten. Das wiederum bestätigt das Kind in der Annahme, dass es ohne Hilfe (seiner Eltern) nicht in der Lage ist, Dinge alleine zu lösen, was zu noch mehr Verweigerung führen kann.

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Auch was soziale Kontakte angeht, werden Kinder von Rasenmäher-Eltern allen Problemen aus dem Weg gehen. Streit versuchen sie prinzipiell zu vermeiden. Entscheidungen, große und kleine, überlassen sie einfach anderen Menschen. Sie werden selten Eigeninitiative zeigen und kein Risiko eingehen. Denn die Angst zu Scheitern ist viel zu groß.

Kindern von typischen Rasenmäher-Eltern fehlt es an Selbstvertrauen. Denn wer nie gescheitert ist, weiß nicht, dass es manchmal einen zweiten, dritten oder vierten Versuch braucht, bis man an sein Ziel kommt.

Kinder, für die immer alles erledigt wird, machen keine Fehler und können nicht aus diesen lernen. Stattdessen lernen sie, dass Fehler und Scheitern immer schlecht sind und um jeden Preis vermieden werden müssen.

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Auch die Frustrationsgrenze dieser Kinder ist sehr niedrig. Aufgeben ist für sie in einer komplizierten Situation, sei es in einem schulischen oder sozialen Kontext, die einfachere Option. Denn sie wollen um jeden Preis vermeiden, etwas falsch zu machen und damit andere, vor allem aber sich selbst, zu enttäuschen.

Credit: Getty Images

Wie vermeidet man, zu Rasenmäher-Eltern zu werden?

Na, denkt ihr gerade darüber nach, ob auch ihr hin und wieder wie Rasenmäher-Eltern agiert? Ich habe mich tatsächlich an der ein oder anderen Stelle erkannt. Vor allem, wenn es um vergessene oder vorzubereitende Schulaufgaben geht. Aber ich gelobe von nun an Besserung.

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Die ‚einfachste‘ Lösung ist wohl, sein Kind einfach machen zu lassen. Vergessene Hausaufgaben, nicht genug gelernt, zu unordentlich gearbeitet oder fehlende Arbeitsmaterialien – all das sind Dinge, die wir Eltern gern gerade biegen wollen. Das Kind lernt dadurch nur leider gar nichts. Außer vielleicht, dass Mama und Papa schon einspringen.

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Viel besser ist es, das Kind seine ganz eigenen Erfahrungen sammeln zu lassen. Mal eine schlechte Note, eine Ermahnung des Lehrers oder ein verlorener Zirkel sind kein Weltuntergang. Scheitern und Frustration gehören für jeden Menschen zum Leben. Wir alle müssen lernen, damit umzugehen. Aber nur wer diese unschönen Momente erlebt, kann es beim nächsten Mal besser machen.

Das bedeutet, ich und vielleicht auch einige von euch, müssen uns in Zurückhaltung üben. Nicht ständig dem Kind hinterherrennen und fragen, hast du dies, hast du das gemacht? Denn nur so lernen Kinder, Verantwortung für ihre Taten bzw. ‚Nicht-Taten‘ zu übernehmen.

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Wir sollten unsere Kinder also ermutigen, Dinge alleine zu machen. Und wenn sie dabei an ihre Grenzen kommen, dann sollten wir sie ermutigen, diese zu überschreiten und noch ein Stück weiter zu gehen. Wir sollten sie wissen lassen, dass Fehler okay sind und dass wir alle mal Fehler machen. Wichtig ist, dass wir etwas daraus lernen. Und bei diesem Prozess, das sollten wir unsere Kinder immer wissen lassen, begleiten wir sie gern.