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Erziehung: Wie streng sollten Eltern sein?

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Sind Kinder strenger Eltern besser erzogen?

Erziehung ist eine individuelle Sache. Deshalb gelten in jeder Familie andere Regeln. Was die einen bereits als streng empfinden, ist für andere eine Selbstverständlichkeit. Wann ist man als Eltern also streng und muss man überhaupt streng sein?

Muss man als Eltern streng sein, damit aus den Kindern was ‚Vernünftiges‘ wird? Was heißt das überhaupt, streng sein?

Was jede*r von uns in Sachen Erziehung als streng empfindet, ist immer eine Sache der eigenen Vorstellung von Erziehung.

Haben andere Eltern andere Regeln als ich, vielleicht auch ein paar mehr, werde ich das vermutlich als streng empfinden. Was aber nicht bedeutet, dass diese Eltern etwas falsch machen oder ich alles viel besser.

Wir Eltern geben an, welche Regeln und Grenzen in unserem Haus gelten. Wir geben unseren Kindern also einen gewissen Rahmen vor. Dennoch müssen sie die Möglichkeit haben, sich innerhalb dieser Grenzen frei und körperlich und geistig unversehrt entfalten zu können.

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Wie streng müssen Eltern also sein oder müssen sie das überhaupt sein? Muss man als Eltern hin und wieder durchgreifen, damit aus Kindern empathische und verantwortungsbewusste Erwachsene werden?

Strenge ist vielmehr Konsequenz

Beim streng sein geht es nicht unbedingt darum, wie viele Regeln man aufgestellt hat. Vielmehr geht es darum, dass diese Regeln eingehalten werden.

Denn Familienregeln haben den Zweck, dass die Familie gut zusammenleben kann. Dass alle respektvoll miteinander umgehen, und keiner sich übergangen oder missachtet fühlt. Streng sein heißt also eigentlich konsequent zu sein.

Wir Eltern haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass unsere Kinder sich innerhalb der für uns als Familie geltenden Regeln bewegen. Und sollten sie das nicht tun, dann müssen wir ’streng‘ sein.

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Vielleicht kann ich euch das an einem Beispiel verdeutlichen. Ich habe letztens mit meiner Tochter vereinbart, dass sie um 18.30 Uhr nach Hause kommen soll.

Damit wir ausreichend Zeit haben, gemeinsam zu essen und ihr Zeit bleibt, noch eine Folge ihrer Lieblingsserie zu schauen, bevor es ins Bett geht. Sollte sie zu spät kommen, so war die Abmachung, müsste ihre Serie ausfallen.

Es kam, wie es kommen musste. Statt um 18.30 Uhr zu Hause zu sein, kam meine Tochter um 19.15 Uhr heim. Deshalb gab es nur noch Abendessen und die Serie fiel aus, wie vorher angekündigt. Das sorgte bei ihr für jede Menge Tränen und Türen knallen.

Und ehrlicherweise habe ich mich mit der Situation auch nicht besonders wohlgefühlt. Ich möchte nicht der Grund für Tränen und Enttäuschung bei meinen Kindern sein. Und doch bin ich streng, oder besser konsequent geblieben, um mir selber treu zu bleiben und um für meine Tochter glaubwürdig zu bleiben.

Klare Regeln und klare Konsequenzen schaffen Verständnis

Hätte ich nachgegeben und mein Kind noch fernsehen lassen, würde ich ihm vermitteln, dass meine Regel gar nicht so wichtig ist. Dass es keinen Unterschied macht, ob es zur vereinbarten Zeit heimkommt oder nicht.

Dass das, was ich vorher gesagt habe, nur Gerede war, aber keine Folgen hat. Ich würde mich schlichtweg unglaubwürdig machen und alle meine Regeln gleich mit. Denn wenn sowieso nichts ‚passiert‘, wenn gegen Vereinbarungen gehandelt wird, warum erst Vereinbarungen treffen?

In dem Moment, in dem man die Konsequenz eines ‚Fehlverhaltens‘ durchsetzt, kommt einem das sehr hart vor. Vor allem, weil Kinder sehr emotional darauf reagieren, wenn ihnen etwas untersagt oder weggenommen wird.

Selbst dann, wenn sie vorher wussten, was passieren wird, wenn sie zum Beispiel zu spät heimkommen. Dennoch sollte man standhaft bleiben. Das hilft dem Kind langfristig, Regeln zu akzeptieren.

Und apropos Konsequenzen: Die sollten niemals wahllos aufs Kind wirken, sondern immer im Zusammenhang mit dem Fehltritt stehen, oder, noch besser, schon vorher bekannt sein.

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Streng, aber liebevoll

Bei aller Strenge, die man mit seinem oder seinen Kindern walten lässt, sollte man den Nachwuchs aber immer wissen lassen, dass man ihn liebt. #Meine Tochter wird mir wohl nie in die Arme fallen, wenn sie wegen Zuspätkommens ihre Lieblingssendung verpasst. Und sie wird sich auch nicht von mir umarmen lassen. Sie soll aber dennoch wissen, dass ich sie nicht weniger lieb habe, weil sie einen Fehler gemacht hat. Und auch, dass sie immer zu mir kommen kann, wenn sie Hilfe braucht.

Wichtiger Hinweis zum Schluss: Die Informationen und Tipps in diesem Artikel sind lediglich Anregungen. Jedes Kind ist anders und reagiert auf seine eigene Art und Weise. Es ist deshalb wichtig, dass du auf dein Kind eingehst und so herausfindest, welcher Weg der beste für euch ist.