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Pillenpause: verkürzen, verlängern oder weglassen? Alle Fakten im Überblick

Pillenpause: Warum sie komplett unnötig ist
Pillenpause: Warum sie komplett unnötig ist Credit: Getty Images

Warum die Pillenpause aus medizinischer Sicht gar nicht nötig ist, wieso sie nichts mit der Periode zu tun hat und welche Folgen es hat, die Pille durchzunehmen. Hier erfahrt ihr alles zum Thema Pillenpause!

Inhaltsverzeichnis

Untersuchungen von Krankenkassen wie der TK oder AOK zeigen, dass immer weniger junge Frauen die Pille nehmen. Während 2010 noch 46 % der versicherten Frauen bis 20 Jahre die Pille verordnet bekamen, lag 2021 der Anteil nur noch bei knapp 30 %. Insbesondere das Bewusstsein für die Risiken der Pille gilt als Grund für den Rückgang der Verschreibungen.

Trotzdem verhüten immer noch Millionen Frauen in Deutschland mit der klassischen Pille, also den sogenannten monophasische Kombinationspillen. Und fast ebenso viele Frauen machen brav einmal im Monat nach genau 21 Tabletten eine Pillenpause. Sieben Tage wird gewartet, bis mit der neuen Packung gestartet wird. Aber warum das Ganze? Wir klären auf!

Pillenpause: verkürzen, verlängern oder weglassen? Alle Fakten im Überblick

Pillenpause: Warum sie nichts mit der Periode zu tun hat

Der Irrglauben vieler Frauen: Die Pillenpause müsse man machen, damit die Periode kommt. Ja, wenn man eine Pillenpause macht, dann kommt es häufig zu einer Blutung. Doch das ist nicht die „normale“ Periode, sondern eine sogenannte Abbruchblutung, die durch den abfallenden Hormonwert durch die Pillenpause ausgelöst wird.

Diese Blutung wird deshalb auch Entzugsblutung genannt. Dem Körper werden durch die Pillenpause die täglich zugeführten Hormone entzogen. Die Abbruch- bzw. Entzungsblutung in der Pillenpause ist meist auch sehr viel schwächer als die Periode ohne hormonelle Verhütung.

Die normale Monatsblutung habt ihr nur, wenn ihr nicht hormonell verhütet. Sie hat die Aufgabe, die während des Zyklus herangereifte und sich aufgebaute Gebärmutterschleimhaut abzutransportieren.

Nimmt man die Pille, dann baut sich die Gebärmutterschleimhaut gar nicht erst in dem Maßen auf, wie es natürlicherweise der Fall wäre. Die Gebärmutterschleimhaut bleibt wegen der eingenommenen Hormone dünn. Eine befruchtete Eizelle kann sich dann nicht einnisten. So verhindert die Pille, dass es zu einer Schwangerschaft kommt.

Lest dazu auch: Einnistung der Eizelle: Diese Symptome sprechen für eine Schwangerschaft

Pillenpause und keine Blutung: Bin ich schwanger?

Hat sich durch die Einnahme der Pille die Gebärmutterschleimhaut so gut wie gar nicht aufgebaut, dann kann es auch vorkommen, dass ihr trotz Pillenpause keine Blutung bekommt. Habt ihr die Pille korrekt 21 Tage lang eingenommen, dann ist die ausbleibende Blutung kein Zeichen dafür, dass ihr schwanger seid. Ganz im Gegenteil: Die ausbleibende Blutung in der Pillenpause zeigt, dass die Pille ihren Job gemacht hat.

Achtung bei Anwendungsfehlern!

Anders sieht es aus, wenn ihr eine Pille vergessen habt oder andere Anwendungsfehler vorkamen. Dann kann es durchaus sein, dass die Pille nicht mehr zuverlässig gewirkt hat. Im Zweifelsfall solltet ihr bei Unsicherheiten und ausbleibender Blutung immer eure Frauenärztin oder euren Frauenarzt um Rat fragen.

Mehr dazu: Das setzt die Pille außer Kraft

Muss ich eine Pillenpause machen?

Die Pillenpause hat gar nichts mit der richtigen Periode zu tun, muss ich sie dann überhaupt machen? Die einfache Antwort: Nein!

Die Pillenpause ist nicht nötig. Sie wurde künstlich ins Leben gerufen, um Frauen, die die Pille nehmen, ein Gefühl von „Normalität“ zu vermitteln. Schließlich ist es normal, dass wir einmal pro Monat unsere Tage bekommen.

Einen anderen Sinn oder gar Einfluss auf die Wirksamkeit der Pille hat die Pillenpause nicht. Wenn ihr auf die monatliche Blutung lieber verzichten wollt, dann könnt ihr direkt mit der neuen Packung starten, nachdem der alte Blister aufgebraucht ist. Wichtig ist aber, vorher mit eurer Ärztin bzw. eurem Arzt darüber zu sprechen und euch das OK einzuholen.

Muss ich bei der Minipille eine Pillenpause machen?

Am häufigsten werden in Deutschland kombinierte Pillenpräparate verschrieben, die die Hormone Östrogen und Gestagen enthalten. Es gibt aber auch sogenannte Minipillen. Sie enthalten nur Gestagen und insgesamt einen niedrigeren Hormonwert. Bei ihnen wird von vornherein keine Pillenpause gemacht. Ist eine Packung fertig, startet ihr am nächsten Tag also direkt mit der neuen.

Der Grund: Die Minipillen sind im Vergleich zu den Kombinationspillen niedriger dosiert. Das Hormonlevel im Körper würde nicht ausreichen, um auch während einer siebentägigen Pillenpause geschützt zu sein.

Die niedrigere Hormondosierung ist auch der Grund, warum ihr bei der Minipille auch nur ein begrenztes Zeitfenster von drei Stunden habt, um die Pille täglich einzunehmen. Kombinationspillen könnt ihr dagegen bis zu 12 Stunden später einnehmen als am Vortag.

Pillenpause weglassen: Ist der Langzyklus schädlich?

Es gibt derzeit keine Studien, die darauf hindeuten, dass es schädlich ist, die Pillenpause wegzulassen. Im Gegenteil: Die deutsche Leitlinie für Gynäkologinnen und Gynäkologen empfiehlt in bestimmten Fällen sogar, dass Frauen die Pille durchnehmen.

So soll der Langzyklus, also die Einnahme der Pille ohne Pause, für Frauen mit Migräne oder starken, schmerzhaften Blutungen die bessere Wahl sein. Das konstante Hormonlevel wirke sich positiv auf die Beschwerden aus.

Aber: In Deutschland sind bislang nur wenige Pillen offiziell für den Langzyklus zugelassen. Das heißt aber nicht, dass ihr eure Pille nicht auch durchnehmen könnt oder dass die Einnahme dieser Pillen ohne Pause gefährlich sei. Eine solche Anwendung ist durchaus möglich und wird als Off Label Use bezeichnet.

Am besten sprecht ihr eure Frauenärztin oder euren Frauenarzt darauf an. Sie können euch Empfehlungen zur Langzeiteinnahme eurer Pille geben und euch umfassend aufklären.

Lest auch: Ist die Pille schädlich? Die Antworten auf diese Fragen, solltet ihr kennen

Staut sich das Blut auf, wenn ich keine Pillenpause mache?

Ihr müsst nicht befürchten, dass sich in eurem Körper das Blut sammelt, wenn ihr keine Pillenpause macht, also auch keine Abbruchblutung habt. Durch den Langzyklus und das konstant hohe Hormonlevel bleibt die Gebärmutterschleimhaut dünn. Es gibt für den Körper also gar keinen Grund eine Blutung auszulösen.

Pillenpause verkürzen: Schadet das der Wirksamkeit?

Ihr könnt die Pillenpause verkürzen, ohne dass es zu negativen Auswirkungen kommt. Statt sieben Tage zu warten, könnt ihr genauso gut eine Pillenpause von 3 Tagen, 5 Tagen oder 6 Tagen machen und dann mit der neuen Pillenpackung starten.

Auf diese Weise könnt ihr eure nächsten Blutungen um einige Tage nach vorne verschieben, falls ihr die Pille nicht durchnehmen möchtet. Das ist praktisch, wenn ihr zum Beispiel einen Urlaub geplant habt.

Pillenpause vorziehen: Schützt die Pille dann noch?

Auch durch eine vorgezogene Pillenpause kann man die Blutung verschieben. Doch die verkürzte Einnahme und frühe Pillenpause kann die Wirksamkeit der Pille beeinträchtigen. Wer weniger als 14 Tage am Stück die Pille eingenommen hat, der riskiert einen verminderten Schutz und sollte zusätzlich z.B. mit Kondomen verhüten.

Sicherer statt die Pillenpause vorziehen, ist es also, ganz auf die Pillenpause zu verzichten, um die Periode zu verschieben.

Kann ich eine längere Pillenpause machen?

Manchmal fällt einem zu spät ein, dass man ein neues Pillenrezept braucht. Kann ich die Pillenpause dann gefahrlos verlängern, bis ich eine neue Pillenpackung habe? Leider nein! Denn dauert die Pillenpause länger als sieben Tage, sinkt das Hormonlevel zu stark ab. Die Pille schützt dann nicht mehr zuverlässig vor einer Schwangerschaft. Ihr solltet deshalb in den ersten 14 Tagen des neuen Zyklus unbedingt zusätzlich verhüten.

Etwas Wichtiges zum Schluss: Bevor ihr die Pille einnehmt, solltet ihr euch umfassend bei eurer Gynäkologin oder eurem Gynäkologen beraten lassen. Die Pille greift in den Hormonhaushalt ein und kann teils erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Wer sie nehmen möchte, sollte deshalb gut informiert sein und sich über die Vor- und Nachteile beraten lassen.