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Frauen & Orgasmusprobleme: Das könnte dahinterstecken

Frauen & Orgasmusprobleme: Das könnte dahinterstecken
Frauen & Orgasmusprobleme: Das könnte dahinterstecken Credit: iStock

Viele Frauen leiden unter Orgasmusproblemen. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. Wir erklären euch, welche möglichen Gründe es gibt und was ihr tun könnt, um euch die Lust am Sex zurückzuholen.

Inhaltsverzeichnis

Ja, es gibt ihn leider. Und das nicht zu knapp. Die Rede ist vom Orgasm Gap, also der absolut ungleichen Verteilung von Spaß und Orgasmen beim Sex zwischen Mann und Frau. Andere Konstellationen, wie z.B. beim Sex zwischen zwei Frauen, haben da deutlich bessere Quoten. Beim Heterosex ist es leider immer noch so, dass viele Frauen leer ausgehen, weil sie Probleme haben zum Orgasmus zu kommen.

Wissenschaftler der amerikanischen Chapman University haben das mit Zahlen belegt. Sie haben 52.500 hetero- und homosexuellen Frauen und Männern zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Bei den Männern kamen 95 Prozent auf ihre Kosten, bei den heterosexuellen Frauen nur traurige 65 Prozent.

Auch hier zeigte sich, dass Frauen nicht nur weniger Orgasmen als Männer hatten, sondern auch, dass das vor allem bei heterosexuellen Paaren der Fall war. Und das zeigt ja letztlich auch, dass es nicht allein an der Frau liegt, wenn sie nicht zum Orgasmus kommt, sondern dass es eben das Zusammenspiel (bzw. Nicht-Zusammenspiel) zwischen den Geschlechtern ist, das nicht immer funktioniert. Zeit also, über Orgasmusprobleme zu sprechen und darüber, was dagegen helfen kann.

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Video: Nachgefragt: Was tun bei Orgasmusproblemen?

Frauen & Orgasmusprobleme: Das könnte dahinterstecken

Erster Schritt: Ein offenes Gespräch

Im Idealfall ist es ja so, dass eine Frau, die unter Orgasmusproblemen leidet, offen mit ihrem Partner darüber spricht und beide gemeinsam die Ursache für das Problem finden und aus dem Weg räumen. Mit dem Happy End, dass dann beide gleichermaßen Spaß und Erregung beim Sex spüren und genießen können.

Aber leider ist eben nicht immer der Idealfall. Trotz Offenheit mit dem Partner und gemeinsamen Bemühungen, gehen viele Frauen dennoch weiterhin leer aus. Und das kann echt auf Dauer frustrieren. Nicht selten spart man sich die ganze Nummer irgendwann komplett.

Dennoch sollte der erste Weg immer der sein, mit seinem Partner offen zu reden. Er sollte merken, wenn seine Partnerin die Lust nur vorspielt oder dem gemeinsamen Sex aus dem Weg geht. Und natürlich sollte er auch daran interessiert sein, seiner Partnerin zu helfen. Also redet!

Gesundheitliche Abklärung der Orgasmusprobleme

Gehen wir also von diesem Fall aus, also davon, dass der Partner über ihre Orgasmusproblemem im Bilde ist und sich bemüht, auf sie einzugehen, ihr Lust zu bereiten. Wenn die Lust trotz aller beiderseitiger Bemühungen auf der Strecke bleibt, können die Orgasmusprobleme der Frau womöglich körperliche Gründe haben.

Die sollten in diesem Fall mit der Gynäkologin bzw. dem Gynäkologen abgeklärt werden. Diese Berufssparte ist es gewohnt, sich mit Intimitäten und Sexualität auseinanderzusetzen und deshalb ist die Angst, Themen wie Libido und Libidoverlust anzusprechen, wirklich komplett unbegründet. Also bitte keine Scheu.

Stecken keine gesundheitlichen Ursachen dahinter, also konnten diese vom Arzt ausgeschlossen werden, kann es weitere Gründe geben. Wir haben hier in der Folge einige davon aufgelistet, in der Hoffnung, Frauen mit Orgasmusproblemen damit ein wenig weiterhelfen zu können.

Diese weiteren Ursachen für Orgasmusprobleme gibt es:

Manchmal sind es mehrere Auslöser, wie Zoff mit dem Partner, Sorgen und Ängste, die zusammenkommen und schon ist es Essig mit der Lust. Welche Probleme den Spaß im Bett verderben können? Hier sind die häufigsten Gründe, warum Frauen Orgasmusprobleme haben:

1. Mangelndes Selbstbewusstsein & Körpergefühl

Das klingt so simpel, ist es aber nicht für jeden gleichermaßen. Viele Menschen fühlen sich in ihrem Körper nicht wohl, genieren sich nackt zu zeigen, weil ihnen das Selbstwertgefühl einen Strich durch die Rechnung macht. Leider gehört es zu erfülltem Sex und einem ebenso erfüllenden Orgasmus dazu, dass man sich fallen lassen kann. Für Frauen mit geringem Selbstbewusstsein eine oftmals schwierige Aufgabe.

Wer sich unwohl im eigenen Körper fühlt, kann sich auch nicht entspannt auf die körperliche Nähe zu jemand anderem einlassen. Statt sich zu entspannen und sich Erregung und Lust hingeben zu können, sorgen sich viele Frauen darüber, ob der Partner sie unattraktiv, unangenehm oder unsexy finden könnte. Leider ist Sex eben nicht nur etwas rein Körperliches, sondern auch der Kopf muss mitspielen. Wenn wir uns selbst nicht mögen, dann kann auch das ein Grund für Orgasmusprobleme sein und ein Grund dafür, dass wir intime Körperlichkeit nicht genießen können.

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2. Zu wenig Offenheit, zu wenig Wissen

Auch das klingt so simpel, aber das ist es nicht. Vielleicht kennst du das auch: Du kannst über alles mit deinem Partner reden, nur wenn es um Sex geht, hast du plötzlich Wortfindungsstörungen. Viele Frauen trauen sich trotz aller Vertrautheit nicht, über ihre sexuellen Wünsche zu sprechen und ihrem Partner zu erklären, wie er sie erregen kann. Von ihren Orgasmusproblemen ganz zu schweigen. Manchmal hat sich Sex auch so eingegroovt, dass man sich gar nicht traut zu sagen, dass man Null erregt ist. Dass einfach gar nichts passiert.

Manchmal wissen Frauen auch selbst nicht, wie sie ihre Lust steigern können. Klar kommen mehr Frauen beim Masturbieren zum Orgasmus, aber eben auch nicht alle. Hier hilft nur austesten. Manchmal entsteht Erregung auf eine Art und Weise, die wir nie erwartet hätten. Beim Testen helfen hier nicht nur Selbstbefriedigung, sondern auch Sextoys, wie zum Beispiel G-Punkt Vibratoren oder Klitorissauger. Das wird nicht jedes Problem lösen, aber vielleicht entdeckt ihr ja auf diese Art, wie ihr erregbar seid und könnt dieses Wissen dann beim Sex mit dem Partner nutzen.

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3. Zu hohe Erwartungshaltung

Hat es bereits öfters nicht geklappt mit dem großen O, machen sich manche Frauen selbst Druck, dass es beim nächsten Mal klappen muss. Sie sehen vor allem, dass sie selbst nicht funktionieren und dass der Partner enttäuscht sein könnte – so wie man selbst letztlich auch. Und dieser Druck wird mit jedem verpassten Orgasmus größer und größer.

Gleichwohl sollte man sich klarmachen, dass Sex nicht zwangsläufig einen Orgasmus braucht, um gut zu sein. Sind beide bei der Sache, fühlen sich wohl und spüren die Erregung, dann kann auch das erfüllend sein. Und nichts ist trauriger, als einen Orgasmus vorzuspielen.

Manchmal hilft es, hier einfach den Druck rauszunehmen und die Erwartungshaltung zu ändern. Erstmal genießen, sich gegenseitig verführen, in sich selbst hineinhorchen, was sich gut anfühlt und was nicht. Hier sollte der Partner allerdings mitziehen und auch das Tempo rausnehmen. Im Idealfall kümmert er sich vor allem erstmal um die Lust seiner Partnerin und stellt sich (mit seinem eher garantierten Orgasmus) hinten an.

Vielleicht wechselt ihr einfach mal den Ort, sitzt entspannt auf der Couch, küsst euch und fasst euch gegenseitig an. So entsteht gar nicht der Druck, dass es zum Sex kommen muss, sondern man schaut einfach, wohin die Reise geht. Das kann helfen, muss es natürlich nicht, aber ein Versuch ist es sicher wert.

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4. Wenn der Kopf nicht abschalten kann

„Du musst noch Waschmittel kaufen. Waschmittel. Unbedingt dran denken. Nicht vergessen.“ Tja, und vergessen kannst du das mit dem Waschmittel definitiv nicht. Zumindest jetzt gerade, wo du mit deinem Liebsten im Bett bist. Kein Wunder, wenn es da wieder nichts mit großer Leidenschaft und wildem Orgasmus wird. Stress und To-do-Listen machen jede Erregung in Sekundenschnelle zunichte.

Gleichwohl ist es nicht einfach, den Kopf einfach abzuschalten. Es gibt keinen Knopf um vom Alltagsmodus in den Modus „Sex-Vamp“ umzuschalten. Aber es ist ein Fakt: Wer absolut nicht abschalten kann, der kann sich auch nicht auf seine Lust einlassen – ein weiterer Grund für Orgasmusprobleme.

Auch hier kann es helfen, wenn man erstmal versucht, den Alltag hinter sich zu lassen. Meditation, Zeit für sich, ein entspannendes Bad, eine erotische Lektüre, ein Film: Was immer dafür sorgt, dass man das Waschmittel vergisst und bereit ist, in Stimmung zu kommen, hilft.

Aber sag dir auch klar: Wir sind keine Roboter, die funktionieren müssen. Wenn du an einem Tag nicht bereit bist für Sex, dann sag das. Klar ist es auch schön überredet zu werden, aber wer Orgasmusprobleme hat, der braucht eben mitunter auch mal länger, um erregbar zu sein.

5. Angst vor Nähe und Kontrollverlust

Manchmal ist es die undefinierbare Angst vor Nähe, vor Kontrollverlust, vor nackter Intimität, die Orgasmusprobleme zur Folge hat. Manche Frauen können sich einfach nicht fallen lassen, wollen immer noch ein Stück weit Kontrolle über sich behalten. Leider passen Selbstbeherrschung und Orgasmus nicht gut zusammen.

Hier sollte man selbst für sich (oder mit professioneller Hilfe durch einen Therapeuten z.B.) herausfinden, warum das so ist und welche Art von Nähe und Kontrolle es erleichtern würden, loszulassen. Wo ist die Grenze, bis wohin ist es angenehm? Hier sollten beide Partner aufeinander eingehen und Kompromisse zulassen. Vor allem aber sollte der Partner die Probleme ernst nehmen und sich auf einen gemeinsamen Lösungsweg einlassen.

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6. Schmerzen beim Sex

Der letzte Grund für eine runde Null auf dem Orgasmuskonto: Schmerzen beim Sex. Denn wem eine Penetration per se weh tut, der kann nicht wirklich in Fahrt kommen. Selbst wenn man im Eifer des Gefechts die Schmerzen vergisst, so erschweren sie von vorneherein das Ansteigen der Erregungskurve doch empfindlich.

Von Scheidentrockenheit bis Vaginismus, also einem Scheidenkrampf, sind hier viele Ursachen denkbar. Die sollte man dann allerdings mit seiner Frauenärztin bzw. seinem Frauenarzt abklären. Kleiner Lichtblick: Ein Orgasmus ist auch ohne Penetration möglich. Deshalb am besten nach Ausweichmöglichkeiten wie Oralsex, Fingern oder Sextoys suchen. Zumindest so lange, bis die Ursache der Schmerzen beseitigt ist.

Manchmal ist es auch einfach der Winkel oder die Bewegungen des Partners, die ungeschickt sind. Hier kann ein Stellungswechsel helfen. Oder es wird eine Sexstellung gewählt, bei der sie Tiefe und Winkel der Penetration besser kontrollieren und bestimmen kann.

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Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Bei weiterführenden Fragen oder Problemen kontaktiert bitte euren Arzt oder Therapeuten.