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Liebe ohne Schubladen: Das steckt hinter dem Begriff Pansexualität

Pansexualität: Was steckt dahinter? Wir klären auf
Pansexualität: Was steckt dahinter? Wir klären auf Credit: pexels.com

Pansexualität – auch als Omnisexualität bezeichnet – bedeutet nicht bisexuell. Was genau dahinter steckt, erklären wir euch hier.

Inhaltsverzeichnis

Liebe ohne Schubladen: Das steckt hinter dem Begriff Pansexualität

Der Monat Juni steht wie jedes Jahr ganz im Zeichen von Toleranz und Vielfalt. Denn immer noch gibt es rund um die LGBTIQ-Szene viel Unwissenheit, Intoleranz und Diskriminierung. Deshalb ist es so wichtig, dass es diesen Monat gibt.

So sagte auch Außenminister Heiko Maas anlässlich des 17. Mai, dem internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie: „Menschenrechte sind unteilbar und gelten universell, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Aber in allen Gesellschaften weltweit erfahren Menschen, die nicht in ein tradiertes Bild geschlechtlicher Zuordnung passen, weiterhin Diskriminierung oder sogar Gewalt.“

Wir müssen uns also weiterhin für mehr Aufklärung und Toleranz und gegen bestehende Diskriminierung einsetzen. Sollte es eines Tages nicht mehr nötig sein, den Pride Month zu feiern, weil es keine Ungleichheit und Intoleranz mehr gibt, dann wäre das ein großer Tag.

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Liebe ohne Schubladen: Das steckt hinter dem Begriff Pansexualität

Alte Geschlechterrollen und Klischees

Vielen Menschen geht es sicher wie mir: Sie haben als Kind gelernt, immer nur in zwei Geschlechtern zu denken. Der Aufklärungsunterricht in der Schule zumindest ging von Mann und Frau aus, von heteronormativen Beziehungen also, und davon, dass Eltern immer aus Mutter und Vater bestehen. Dazu gab es noch einen Sohn, eine Tochter und einen Hund – fertig war das Familienglück. Jedes Schulbuch war derart gestrickt. Als es dann um Sexualität ging, musste man gezeichnete Geschlechtsteile beschriften, abgebildet waren rechts eine Scheide und links ein Penis. Andere Facetten von Liebe und Sexualität: Fehlanzeige.

Zum Glück sind wir da heute weiter in unserem Denken über Sexualität und Gender. Liebe hat viele Gesichter und Sex bedeutet nicht automatisch die Penetration einer Vagina mit einem Penis. Gleichwohl sind viele von uns immer noch oft ungewollt unsensibel oder zumindest uninformiert, wenn es um Begriffe aus dem LGBTQ-Bereich geht. Deshalb hier alles Wichtige zum Thema Pansexualität. Und eins vorweg: Von dem Grundgedanken der Pansexualität können wir uns einiges abgucken.

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Was bedeutet Pansexualität und pansexuell?

Der Begriff „Pan“ („παν„) stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie: „alles“ bzw. „umfassend“. Der Begriff wurde erstmals von dem sicherlich allen bekannten Psychoanalytiker Sigmund Freud verwendet. In Bezug auf die Sexualität bzw. die sexuelle Orientierung bedeutet dieses „umfassend“, dass jemand sich im Zwischenmenschlichen nicht auf ein bestimmtes Geschlecht festlegt, sondern komplett offen ist.

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Jemand, der pansexuell ist, kann sich also von Personen jedweden Geschlechts und jeder Geschlechtsidentität sexuell angezogen fühlen und sich mit ihnen eine Beziehung oder eine andere gefühlsmäßige Verbindung vorstellen.

Wichtig dabei ist, dass pansexuelle Menschen gar nicht geschlechtsspezifisch denken. Sie verlieben sich also nicht in Frauen, Männer, Transsexuelle etc., sondern in einen Menschen. Sie begegnen anderen ohne irgendwelche Vorbehalte oder Vorstellungen und lassen den Menschen an sich auf sich wirken – ganz unabhängig von Geschlecht oder Geschlechtsidentität. Liebe ohne Schubladendenken sozusagen. Einzige Einschränkung natürlich: Kinder (und Tiere).

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Was ist der Unterschied zwischen Pansexualität und Bisexualität?

Oftmals wird pansexuell mit bi bzw. bisexuell verwechselt. Pansexuelle würden sich jedoch selbst nie als „bi“ bezeichnen. Denn jemand, der bi ist, steht eben auf Frauen und Männer. Pansexuellen jedoch ist es schlichtweg egal, welches Geschlecht und welche Orientierung jemand hat. Wenn es zwischenmenschlich passt, ist es eben egal, ob Mann, Frau, transidentitär oder wie auch immer jemand tickt und fühlt und liebt. Deshalb ist der Begriff „bi“ hier nicht passend.

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Ich kann kaum in Worte fassen, wie gut es sich anfühlt, mich endlich dafür zu lieben, wie ich bin. Ich liebe es, dass ich trans bin, und ich liebe es, queer zu sein. (Elliot Page)

Promis, die sich als pansexuell geoutet haben

Dass Pansexualität heute ein Thema ist, ist auch Promis wie beispielsweise Bella Thorne oder Miley Cyrus zu verdanken, die sich selbst als pansexuell bezeichnen. Und das sorgt bekanntlich für viel Pressewirbel und – schöner Nebeneffekt – auch für ein ganzes Stück Aufklärungsarbeit. Gut also.

So hat sich auch die Sängerin Miley Cyrus 2016 in einem Interview mit der „Variety“ zum Thema Pansexualität geäußert: „Ich wirke vielleicht anders und Menschen nehmen mich nicht als besonders neutral war. Aber ich fühle mich sehr neutral. […] Als ich begann, mein Geschlecht besser zu verstehen, nämlich ‚unbestimmt‘, begann ich, auch meine Sexualität besser zu verstehen. Ich dachte ‚Ah, deshalb fühle ich mich nicht hetero- und nicht homosexuell. Weil ich es beides nicht bin.'“

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Ich habe nie darüber nachgedacht, ob meine Sexualität richtig oder falsch ist. Für mich war es immer die Frage, die richtige Person zu finden. (George Michael)

-> Mehr LGBT-Themen findet ihr hier.

Hier einige informative Seiten:

LGBTQIA+ und das Konzept der Heteronormativität

Transsexuell, pansexuell, intersexuell – dass wir heute so viele Begriffe kennen, ist letztlich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Früher hat man da weniger differenziert gedacht. Man unterteilte in Mann und Frau, in hetero und homosexuell und fertig.

Mit der Entwicklung der LGBT-Bewegung änderte sich das. Plötzlich sprach man offen von L = Lesbian, G = Gay, B = Bisexual and T = Transgender (zu dt. lesbisch, schwul, bisexuell und transgender). Da diese vier Buchstaben längst nicht alle Menschen erfassen, wurde diese Liste mittlerweile noch um weitere Begriffe bzw. Buchstaben erweitert. So spricht man heute auch von LGBTQIA+, also Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual, Queer, Intersex, Asexual und +.

Letztlich haben all diese Begriffe eins gemeinsam: Sie zeigen, dass das Konzept der Heteronormativität längst nicht mehr passend sein kann. Also ein Konzept, dass die Einteilung in zwei Geschlechter (Mann und Frau) postuliert und Sex und Gender gleichsetzt.