Inhaltsverzeichnis
- Transgender, trans, cis: Diese Begriffe solltet ihr kennen
- Was passiert bei einer Geschlechtsangleichung?
- Gesetzeslage: Transsexuellengesetz von 1980
- Was besagt das aktuelle Selbstbestimmungsgesetz?
- Können Trans-Männer und -Frauen Kinder bekommen?
- Mach dich schlau!
Laut Definition werden Personen als „trans“ bzw. „Transgender“ bezeichnet, deren körperliches Geschlecht zeitweise oder dauerhaft nicht mit ihrem gefühlten Geschlecht übereinstimmt. Was viele nicht wissen: Transidentität, wie es auch heißt, hat nichts mit der sexuellen Orientierung der betreffenden Person zu tun. Es heißt also nicht, dass man automatisch homosexuell ist.
Allein hieran sieht man schon, dass man mit heteronormativen Denkweisen nicht weiterkommt. Man muss die Schubladen schließen und freier denken. Es gibt nicht nur zwei Geschlechter.
Fakt ist: Der Wunsch vieler Trans-Personen, sich dem Geschlecht, dem sie sich zugehörig fühlen, so weit wie möglich anzunähern, ist keine Phase, die vorübergeht. Da hilft auch keine Therapie. Vielmehr ist der Leidensdruck meist sehr groß.
Leider reagiert die Umgebung nicht immer so verständnisvoll und hilfreich, wie es wünschenswert wäre. Und das liegt nicht mal am fehlenden Willen, sensibel zu reagieren. Vielmehr liegt es am fehlenden Wissen um Transgender. Denn nicht jede Bezeichnung trifft es richtig und man kann schnell die Gefühle der betreffenden Personen verletzen.
Deshalb wollen wir in diesem Artikel die wichtigsten Begrifflichkeiten klären, die oft vermischt werden. Dabei werden nämlich viele falsche Denkweisen bereits aufgedeckt.
Was verstehen wir unter dem „Patriarchat“? Wofür steht nochmal „LGBTQIA*“? Was bedeutet eigentlich „heteronormativ“? Und was steckt hinter dem Begriff „Ableismus“? -> Ein tolles Glossar zu allen wichtigen Begriffen findet ihr hier bei Edition F.
Transgender, trans, cis: Diese Begriffe solltet ihr kennen
Mit den einzelnen Begrifflichkeiten ist es immer so eine Sache. Ähnlich wie bei der Unterscheidung zwischen biologischem Geschlecht (englisch „sex“) und sozialem Geschlecht („gender“), also der gesellschaftlich geprägten und individuell erlernten Geschlechterrolle, kann man hier schnell falsch liegen. Deshalb hier ein Überblick über die unterschiedlichen Bezeichnungen:
Transsexualität
Der Begriff bezeichnet Menschen, die sich nicht / nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde. Er wird jedoch von einigen Menschen abgelehnt, weil die Endung „-sexualität“ vor allem die körperliche Komponente in den Vordergrund stellt.
Das klingt, als hätte Transsexualität etwas mit sexueller Orientierung zu tun – was nicht der Fall ist. Es gibt jedoch auch viele Transsexuelle, die sich bewusst so nennen, weil es in ihren Augen um körperliche und nicht primär um soziale, gesellschaftliche Aspekte geht.
Transgender
Auch dieser Begriff bezeichnet Menschen, die sich nicht / nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, das man bei ihrer Geburt für sie festgelegt hat. Hier liegt der Aspekt jedoch auf dem sozialen, nicht auf dem sexuellen, körperlichen. Transgender schließt auch Menschen mit ein, die sich weder als männlich noch als weiblich sehen.
Transgeschlechtlichkeit
Dieser Begriff ist die Oberbezeichnung für beides: den körperlichen Aspekt (transsexuell) und den sozialen (transgender).
Auch lesen: Coming-out: Wie du richtig reagierst, wenn sich jemand als trans* outet
Noch Fragen? Was ihr über Homosexualität bei Frauen wissen solltet
Transidentität
Bei diesem Begriff liegt der Fokus auf der Identifikation mit dem anderen Geschlecht, weniger auf dem Körperlichen. Aber auch er ist zum Teil umstritten, weil der Körper so ausgeklammert wird und es so klingt, als hätte man es sich ausgesucht, transident zu sein.
Trans*
Da alle obigen Begriffe irgendwie problematisch sind, ist Trans* der Versuch einen möglichst neutralen Begriff zu verwenden. Edition F schreibt dazu: „Als trans bezeichnen sich Menschen, deren Geschlechtsidentität – im Gegensatz zu cis Menschen – nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. „
Transvestit / Transvestitismus
Bei diesen Begriffen geht es um Personen, die sich entgegen ihrem in der Geburtsurkunde stehenden Geschlecht kleiden. Also Männer in Frauenkleidung und umgekehrt. Heutzutage verwendet man eher den Begriff Cross-Dressing.
Es geht hier nicht um den Wunsch dauerhaft zum „anderen“ Geschlecht zu gehören, sondern darum, die andere Seite auszuleben und mit Geschlechtsattributen zu spielen. Der Wunsch nach Cross-Dressing kann aber auch dauerhaft sein.
Androgyn
Wir bezeichnen oft jemanden als androgyn, wenn z.B. ein Mann sehr feminine Züge hat und eine Frau recht knabenhaft wirkt. Das hat jedoch rein gar nichts damit zu tun, ob sich diese Person auch als Transgender fühlt oder nicht, sondern ist ein rein äußerliches Merkmal.
Transfrau / Transmann
Eine Transfrau ist jemand, der sich als Frau identifiziert, obwohl bei der Geburt als Geschlecht männlich festgelegt wurde. Bei einem Transmann ist es genau umgekehrt, hier wurde bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen, obgleich sich die Person als männlich sieht.
Cisgender / Cis-Frau / Cis-Mann
Im Gegensatz zu „trans“, was lateinisch ist und übersetzt „über“ heißt, bedeutet „cis“ „diesseitig“. Will heißen: Es geht um Menschen, die sich mit dem bei ihrer Geburt festgelegten Geschlecht identifizieren.
Dieser Begriff ist wichtig, damit man nicht den Fehler begeht von „normal“ und „nicht normal“ zu reden, wenn es um heterosexuelle, cisgeschlechtliches Menschen geht. Richtig ist also Cis-Frau bzw. Cismann und Transfrau und Trans-Mann.
Geschlechtsangleichung
Oftmals wird fälschlicherweise von Geschlechtsumwandlung geredet. Dieser Begriff ist aber nicht korrekt. Vielmehr ist Geschlechtsangleichung richtig. Denn hier wird körperlich angeglichen, was innerlich gefühlt eh schon Fakt ist. Will heißen: Die Identität ist bei einer Transfrau auch vorher schon die einer Frau.
Selbstbestimmungsgesetz
Jeder Mensch sollte das Recht haben, seine eigenen Angelegenheiten frei und ohne die Einmischung von anderen zu regeln, vorausgesetzt natürlich, sie sind im Einklang mit den Regeln der jeweiligen Gemeinschaft.
Es geht um die freie Entfaltung eines jeden Einzelnen, die Achtung der Privatsphäre und der Schutz vor Diskriminierung und Ausgrenzung. Dafür soll es das neue Selbstbestimmungsgesetz geben, das das Leben für trans- und intergeschlechtliche Menschen respektieren und schützen soll.
Gender
Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie soziales Geschlecht. Eine exakte Übersetzung ins Deutsche ist nicht möglich, deshalb wird der Begriff „gender“ auch im Deutschen verwendet, als Lehnwort.
Gender bedeutet dabei das „sozial konstruierte Geschlecht, das sich in gesellschaftlich geprägten und individuell erlernten Geschlechterrollen zeigt und zu dem anerzogene Verhaltensweisen sowie soziale Konventionen gehören„, wie das feministische Portal Edition F schreibt.
-> Mehr Themen rund um LGBTQ findet ihr hier bei uns.
Was passiert bei einer Geschlechtsangleichung?
Es gibt zwei Möglichkeiten der Geschlechtsanpassung. Zum einen durch eine Hormonbehandlung bzw. hormonblockierende Medikamente, zum anderen durch eine geschlechtsangleichende Operation.
In beiden Fällen versucht man die körperlichen Merkmale an die persönliche Geschlechtsidentität anzugleichen. Wie weit man geht, entscheidet jede*r Betroffene selbst. Durch die Hormone kann das äußere Erscheinungsbild (Brüste, Bartwuchs etc.) und die Stimme verändert werden.
Einige transgeschlechtliches Personen gehen noch einen Schritt weiter und lassen sich die äußeren und inneren Geschlechtsorgane anpassen. So ist es mit der OP möglich, aus dem Penis nach innen gestülpt eine Vagina zu schaffen, bzw. aus der Klitoris einen Penis. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mehr oder weniger radikal und aufwendig. Nicht alles Trans-Personen gehen diesen operativen Weg.
Test: Bin ich wirklich bisexuell oder einfach nur neugierig?
Gesetzeslage: Transsexuellengesetz von 1980
Viele erinnern sich vielleicht noch an die Bilder des US-Amerikaners und Transmanns Thomas Beatie, die 2008 durch die Medien gingen. Ein Mann, der schwanger ist und ein gesundes Kind auf die Welt bringt. Das ist nicht in allen Ländern möglich. Bei uns in Deutschland auch erst seit November 2011.
Bis dahin – und diese Tatsache ist wirklich verstörend – mussten sich transgeschlechtliches Personen sterilisieren lassen, wenn sie eine Geschlechtsanpassung vornehmen und ihr Geschlecht in ihrem Pass ändern lassen wollten. Sprich: Wollte jemand, der laut Geburtsurkunde als Mädchen erfasst war, dies in seinem Pass in männlich umändern, musste er sich vorher sterilisieren lassen.
In Deutschland wurde im Jahr 2011 dann doch endlich festgelegt, dass die operative Geschlechtsanpassung und Sterilisation gegen das Grundgesetz verstößt. Seitdem werden keine operativen Maßnahmen mehr verlangt. Auch in vielen anderen Ländern wurden ähnliche Sterilisationsklauseln abgeschafft, weil sie gegen die Menschenrechte verstoßen.
Was jedoch noch lange Zeit Bestandteil des Transsexuellengesetzes war: Trans-Personen mussten nachweisen, dass sie „seit mindestens drei Jahren unter dem Zwang steht, ihren Vorstellungen entsprechend zu leben“ und „mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass sich ihr Zugehörigkeitsempfinden zum anderen Geschlecht nicht mehr ändern wird“. Das wurde zum Glück im November 2024 mit dem neuen Gesetz geändert.
Bereits 2023 hatte die damalige Regierung das alte Gesetz als verfassungswidrig eingestuft und geplant, es durch ein neues Gesetz – das Selbstbestimmungsgesetz – zu ersetzen.
Auf der Seite des Bundesministeriums für Justiz hieß es dazu: „Transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen sollen künftig die Möglichkeit haben, ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister und ihre Vornamen durch eine Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen. Die Vorlage eines ärztlichen Attests oder die Einholung von Gutachten in einem Gerichtsverfahren sollen nicht länger erforderlich sein. Dies sieht der Entwurf für ein Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag vor.„
Was besagt das aktuelle Selbstbestimmungsgesetz?
Im neuen Selbstbestimmungsgesetz es jetzt also verankert, dass transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen ihren Vornamen und Geschlechtseintrag ändern können – und zwar ohne vorher ein psychologisches oder anderes Sachverständigengutachten einholen zu müssen oder ein Gerichtsverfahren durchlaufen zu müssen.
Als Geschlechtseintrag kann männlich, weiblich, divers oder auch gar kein Geschlechtseintrag gewählt werden. Die gewünschten Änderungen können dann beim Standesamt beantragt werden.
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Können Trans-Männer und -Frauen Kinder bekommen?
Zum einen können natürlich Menschen, die mit einer Gebärmutter und einer Vagina auf die Welt gekommen sind und die bei ihrer Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeordnet wurden, auch nachdem sie sich als männlich identifizieren gebärfähig bleiben.
Umgekehrt kann jemand, der bei seiner Geburt als Junge eingeordnet wurde, sich aber als Mädchen identifiziert, seine Geschlechtsorgane, also Penis und Hoden, behalten und somit zeugungsfähig bleiben.
Und genau um diese Fälle ging es 2011 in dem Transsexuellengesetz, das glücklicherweise geändert wurde. Denn warum sollte man jemandem die Möglichkeit absprechen wollen, ein Kind zu bekommen, wenn er dazu körperlich und geistig in der Lage ist, nur weil das Geschlecht, das zu Beginn seines Lebens festgelegt wurde, für ihn ein Irrtum war?
Hoffen wir also, dass sich die rechtliche Lage der Trans-Personen bei uns aber auch in den anderen Ländern in Zukunft bessert.
Mach dich schlau!
Infos erhaltet ihr unter:
Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität
TransInterQueer e.V.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Gebt Hass, Diskriminierung und Intoleranz keine Chance. Wer sich in andere Menschen reindenken kann, agiert meist sensibel und korrekt. Deshalb ist es so wichtig, weiterhin für Aufklärung zu sorgen, gerade wenn es um so wichtige sensible Themen geht.
Auch wer selbst nicht betroffen ist, sollte sich schlau machen und sich als Ally für die Rechte marginalisierter Gruppen einsetzen. Vielen Menschen ist oft gar nicht bewusst, wie heteronormativ und stark patriarchal die Strukturen in unserer Gesellschaft noch immer sind. Hier ist Aufklärungsarbeit wichtig und unerlässlich, damit wir in einer Gesellschaft leben, die divers und tolerant ist und in der sich jeder frei von Diskriminierung fühlen kann.
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