Inhaltsverzeichnis
- Das ist das perfide Prinzip einer toxischen Beziehung
- 11 Anzeichen für eine toxische Beziehung
- Warum verhält sich der toxische Partner so?
- Was tun, wenn man in einer toxischen Beziehung steckt?
- Was tun, wenn eine Freundin oder ein Freund in einer toxischen Beziehung steckt?
Liebe soll uns guttun. Wer liebt, der sollte sich freuen, seine Partnerin oder seinen Partner glücklich zu sehen. Das ist bei einer toxischen Beziehung jedoch anders. Hier geht es um Machtspiele und emotionale Erpressung, weshalb es auf Dauer auch nicht erträglich ist, in einer toxischen Beziehung zu verharren.
Gleichwohl beginnt das Ganze meist so schleichend, dass man – weil man ja Liebe empfindet – geneigt ist, das Ganze zu ertragen. Unmerklich rutscht man so in eine Beziehung, die Gift für die eigene Psyche ist.
Das ist das perfide Prinzip einer toxischen Beziehung
Die toxische Beziehung funktioniert meist nach dem gleichen Prinzip. Anfangs ist alles so schön, man hat viel in die Beziehung investiert. Doch dann irgendwann zeigt der andere sein wahres Gesicht und sein Verhalten ändert sich krass ins Gegenteil.
Und obwohl man sich in der Partnerschaft ständig unglücklich und verletzt fühlt und von seinem Gegenüber niedergemacht wird, so bleibt man doch in der Beziehung, weil man sich wünscht, dass alles wieder so wie früher ist. Denn der Wunsch, dass genau dieser unfaire Partner wieder gut zu einem wird, ist übermächtig.
Als Außenstehender mag man sich denken: Warum tut man sich das an? Warum verlässt man jemanden nicht, der einen nur unglücklich macht? Das Problem: Nicht der toxische Partner oder die toxisches Partnerin erscheint als das Problem, sondern man selbst gibt sich die Schuld an der Situation. Denn toxische Menschen verkehren die Kausalität einfach. Sie zeigen ihrem Gegenüber Tag für Tag: „Du selbst bist schuld an der Situation. Du bist die alleinige Ursache.“
Die toxische Person entzieht dem oder der Partner*in die Liebe und sagt: „Alles könnte wieder wie früher sein – wenn du dich richtig verhältst.“ Aber egal, wie unterwürfig und gefällig man sich verhält, es reicht einfach nie.
Indem der Partner bzw. die Partnerin in einer toxischen Beziehung also ständig bei ihrem Gegenüber Schulgefühle hervorruft und ihm zeigt, dass sein Verhalten falsch ist und nicht reicht, bringt er es dazu, nach der Anerkennung und einem liebevollen Wort zu lechzen.
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11 Anzeichen für eine toxische Beziehung
Die Anzeichen, dass du in einer toxischen Beziehung steckst, sind denen einer Beziehung mit einem Narzissten gar nicht so unähnlich. Hier sind typische Verhaltensweisen, die dir, wenn du glaubst in einer toxischen Beziehung zu sein, vielleicht bekannt vorkommen:
- Du bist nicht gut genug
Egal, wie lieb und aufmerksam du dich verhältst: Nie ist es gut genug. Immer ist etwas falsch. Ständig macht dir deine Partnerin oder dein Partner Vorhaltungen, sodass du selbst schon an dir und deinem Verhalten zweifelst und gar nicht mehr selbst einschätzen kannst, ob du etwas richtig machst oder nicht.
2. Unberechenbare Stimmungen
Typisch für eine toxische Beziehung: Wenn der Partner bzw. die Partnerin ständig unter starken Gefühlsschwankungen leidet und man nie weiß, woran man gerade ist. Verhält er bzw. sie sich fair und ist liebevoll oder rastet er / sie aus und verletzt mit Anschuldigungen und Vorwürfen? Nie kann man das genau vorhersagen.
3. Grundlose Anklagen
Meist gibt es gar keinen genauen Grund für das abweisende Verhalten des toxischen Partners. Deshalb ist man den Launen auch so ausgeliefert, weil man selbst gar nicht weiß, was man falsch gemacht haben könnte. Und toxische Personen erklären sich auch nicht wirklich. Nur eins sagen sie klar: „Du allein bist an allem schuld.“ Und irgendwann glaubst du das auch selbst.
4. Liebesentzug
Jeder hat bestimmte Bedürfnisse in einer Beziehung. Der Partner oder die Partnerin in einer toxischen Beziehung bedient diese Bedürfnisse wunderbar, sodass man sich geliebt und geborgen fühlt. Nur leider tut er*sie das nur phasenweise und manipulativ. Immer wieder entzieht eine toxische Person dir die Zuneigung und stürzt dich so in eine tiefe Krise. Und um die Liebe des toxischen Partners wiederzubekommen, bleibst du – statt zu gehen.
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5. Gefühle ohne Maß – positiv wie negativ
Selten ist das Verhalten einer toxischen Person einfach nur normal. Sowohl wenn es um positive Dinge, wie Liebesbekundungen und Komplimente geht, als auch um negative Dinge, um Anschuldigungen und Unterstellungen, Eifersucht und Missgunst: Nie findet sie eine gesunde Mitte. Das ist in den (seltenen) schönen Momenten vielleicht toll und beeindruckt dich, aber auch die Boshaftigkeit einer toxischen Persönlichkeit kennt keine Grenzen.
6. Nie fühlst du dich der Liebe sicher
Weil die Launen so unberechenbar sind, kannst du dir nie über die Gefühle deines Gegenübers sicher sein. Da du aber weißt, wie überschwänglich und emotional dieser Mensch auch sein kann, verharrst du bei ihm, in der Hoffnung, dass alles wieder so wie früher wird oder so wie in seinen friedlichen Zeiten. Nur: Die Abstände zwischen den schlimmen Phasen werden indes immer kürzer.
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7. Gezielte Verletzungen
Dein Partner oder Partnerin weiß genau, womit er*sie dich in die Enge treiben kann. Jede noch so kleine Schwäche, jede noch so große Sehnsucht von dir: Nichts ist vor den gezielten Attacken sicher. Toxische Personen wissen exakt, wie sie dich verletzen oder in deinen Schuldgefühlen treffen können.
8. Ständiges Missverstehen
Egal, was du sagst und wie du es sagst: Toxische Menschen verstehen dich immer falsch und interpretieren immer extrem Negatives in deine Aussagen. Sie verdrehen dir sozusagen die Worte im Mund.
9. Diskussionen enden immer im Streit
Auch das ist typisch: Eine normale Streitkultur gibt es in toxischen Beziehungen nicht. Zum einen, weil dein Gegenüber alles missverstehen will. Zum anderen, weil der Streit dann schnell aggressiv und laut wird. Jeder kleine Vorfall endet in einem anklagenden „Nie machst du das“ und „siehst du: So bist du immer!“
10. Bewusste Isolation
Auch typisch für toxische Beziehungen: Dein*e Partner*in hält dich zunehmend von deinem Umfeld fern, sei es von deiner Familie, deinen Freunden oder Menschen, mit denen du ein Hobby teilst. Und: Er*sie hat an jedem deiner Kontakte etwas auszusetzen. Dein netter Kollege will dich nur ausnutzen. Der nette Kumpel dich eigentlich nur ins Bett kriegen. Deine Geschwister dich hintergehen. Letztlich siehst du nur noch diese eine Person. So schafft sie es, dass nur noch sie Einfluss auf dich hat und du sonst isoliert bist.
11. Energie-Räuber und Manipulatoren
Irgendwann bist du so mit den Nerven am Ende, dass du in Diskussionen nur noch klein beigibst. Dem Menschen an deiner Seite deine eigentliche Meinung zu sagen, traust du dich gar nicht, aus Angst vor den Konsequenzen. Du fühlst dich dabei mies, ausgelaugt und kraftlos. Dieser Mensch raubt dir nach und nach deine ganze Energie, deine Selbstsicherheit und deine Selbstachtung.
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Warum verhält sich der toxische Partner so?
Letztlich solltest du die Schuld nie allein bei dir suchen. Toxische Menschen suchen sich ihren Gegenpart meist gezielt aus. Sie sehen, wer weich ist und formbar. Wen sie gut manipulieren können. Aber du musst dir selbst immer darüber klar sein: Nicht du bist zu unfähig, zu weich, zu wenig selbstsicher. Der toxische Mensch ist es, der ein Problem hat. Er selbst braucht ungeteilte und immerwährende Aufmerksamkeit, weil er innerlich starke Defizite hat.
Seine eigene Unsicherheit und Unzufriedenheit bürdet er dir auf und lässt dich für seine Unzulänglichkeiten leiden. Er hat keinen normalen Umgang mit Gefühlen, Ängsten und Emotionen gelernt und so lässt er seine*n Lebenspartner*in all das spüren, was er selbst eben nicht kann. Oft liegen negative, frühkindliche Erfahrungen zugrunde. Um diese Ursachen zu finden und sie aufzuarbeiten, ist eine Therapie die beste Möglichkeit. Du selbst wirst eine toxische Person selten ändern können.
Was tun, wenn man in einer toxischen Beziehung steckt?
Wer spürt, dass er in einer toxischen Beziehung feststeckt, der sollte sich zunächst einmal eine*n Vertraute*n suchen, seien es Freunde, Kollegen, Verwandte oder Therapeuten oder andere Betroffene in Foren. Wichtig ist es, sich nicht weiterhin schützend hinter die Beziehung zu stellen, sondern offen darüber zu sprechen, dass man ein Problem hat. Und zwar ein massives. Denn erst mit Blick von außen wird einem klar, wie sehr die toxische Beziehung an die eigene psychische Substanz geht.
Wie auch bei der Partnerschaft mit einem Narzissten oder einer Narzisstin muss man jedoch ganz klar sagen: Ohne ein offenes Gespräch und die Bereitschaft von beiden Seiten an der Beziehung zu arbeiten geht es nicht. Und meist ist die Einsicht in die eigenen Fehler nicht unbedingt die Kernkompetenz toxischer Menschen. Oftmals führt deshalb letztlich nichts an einer professionellen Therapie vorbei. Denn hier ist jemand da, der von außen auf die Streitigkeiten und Befindlichkeiten schaut und ganz klar einordnen kann, wer weshalb wie handelt.
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Was tun, wenn eine Freundin oder ein Freund in einer toxischen Beziehung steckt?
Wenn man selbst beobachtet, dass eine Freundin oder ein Freund in einer toxischen Beziehung steckt, sollte man denjenigen in einer ruhigen Minute darauf ansprechen. Man sollte auch sehr offen aussprechen, dass man erschrocken ist über die Situation und nichts schönreden, auch wenn es dem Gegenüber wehtun könnte. Nur so wird dem Leidenden letztlich klar, was er tagein tagaus erträgt.
Wichtig dabei: Nicht noch mehr Druck ausüben. Denn die Betroffenen sind meist am Ende ihrer Kräfte. „Du musst da sofort weg“ oder „Warum lässt du sowas mit dir machen?!“ sind meist wenig hilfreich. Wenn derjenige eins nicht braucht, sind das Vorwürfe und Druck. Besser ist es, den anderen wieder aufzubauen, ihm neue Kraft und Mut zu schenken. Sein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen.
Als gute Freundin oder Freund sollte man zeigen, dass man jederzeit für den anderen da ist und bereit ist, ihm zu helfen, ihm beizustehen, egal, was kommt. Und man kann Hilfen aufzeigen, seien es Betroffenen-Foren oder passende Therapieangebote. Jede Hilfe von außen ist hier sinnvoll.
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Hilfe für Betroffene psychischer Gewalt:
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Tel. 08000 116 016, täglich, rund um die Uhr, anonym und kostenlos, mit Dolmetscherinnen bei sprachlichen Barrieren
Telefonseelsorge: Tel. 0800 111 0111 oder 0800 111 0222, rund um die Uhr
WEISSER RING e.V.: Opfertelefon des Weissen Ring e.V. Tel.: 116 006
Polizei: Infos und Kontaktstellen
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