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Bisexuell ohne Sex? Was es bedeutet, biromantisch zu sein

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Bisexuell ohne Sex? Was es bedeutet, biromantisch zu sein

Du fühlst dich emotional sowohl zu Männern als auch Frauen hingezogen? Dann bist du vielleicht biromantisch. Wir erklären, was sich hinter dem Begriff verbirgt und wie er sich von Bisexualität unterscheidet.

Inhaltsverzeichnis

Das B in LGBTQIA+ steht für Bisexualität – das dürfte uns allen ein Begriff sein. Bisexuelle Menschen fühlen sich sexuell und emotional zu zwei oder mehreren Geschlechtern hingezogen. Doch nicht immer müssen romantische und sexuelle Gefühle miteinander Hand in Hand gehen.

Biromantik zum Beispiel bezeichnet die romantische Anziehung einer Person zu zwei oder mehr Geschlechtern – das heißt aber nicht, dass sich die Person auch vorstellen kann, mit sowohl Männern als auch Frauen Sex zu haben.

Was bedeutet es, biromantisch zu sein?

Sexualität ist ein Spektrum – immerhin gibt es nicht ohne Grund ein + hinter der Abkürzung LGBTQIA+, das als Platzhalter für noch weitere mögliche Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen neben Homo-, Bi-, Asexuell & Co. steht.

Genauso wenig, wie es nur ein Geschlecht oder nur eine sexuelle Orientierung gibt, lassen sich auch romantische Gefühle nicht in eine feste Schublade stecken. Die sexuelle und romantische Orientierung schließen sich zwar nicht unbedingt aus – sie müssen aber auch nicht zwingend übereinstimmen.

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Für asexuelle Menschen spielen Sex und Lust beispielsweise nur eine geringe oder gar keine Rolle. Dennoch können sie sich zu einem oder mehreren Geschlechtern emotional hingezogen fühlen oder verlieben. Wenn sie für mehr als nur ein Geschlecht diese Gefühle entwickeln, sind sie asexuell und biromantisch.
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Doch nicht nur asexuelle Menschen können biromantisch sein. Auch wer sich als hetero-, homo-, pan- oder bisexuell identifiziert, kann gleichzeitig biromantisch sein.

Nehmen wir als Beispiel Lisa. Lisa ist lesbisch. Sie genießt es, mit Frauen zu schlafen und spürt zudem eine intensive, emotionale Verbindung zu ihnen. Lisa ist aber zudem noch biromantisch. Denn zu Männern fühlt sie sich ebenfalls auf emotionaler Ebene hingezogen, Sex mit ihnen kann sie sich jedoch nicht vorstellen.

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Was ist der Unterschied zwischen Bisexualität und Biromantik?

Jemand, der biromantisch ist, kann tiefe, romantische Gefühle für mehr als nur Menschen des anderen Geschlechts entwickeln.

Lesetipp: Test: Bin ich wirklich bisexuell oder einfach nur neugierig?

Die romantische Anziehung kann zum Beispiel den Wunsch beinhalten, mit der Person Händchen zu halten, zu kuscheln, Zeit miteinander zu verbringen oder sich sogar eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Das heißt aber nicht, dass sie mit sowohl Männern als auch Frauen, oder Personen anderer Geschlechtsidentitäten, sexuell intim werden will.

Bisexualität hingegen umfasst eine sexuelle und romantische Anziehung zu zwei oder mehr Geschlechtern.

Im gofeminin Podcast „Echt & Unzensiert“: Bisexualität – Vorurteile und Diskriminierung

Biromantische Identitäten

Auch wenn die sexuelle und die romantische Identität oft gleich sind, muss das eben nicht unbedingt so sein. Immerhin sind wir alle unterschiedlich – und jeder liebt auf seine eigene Art und Weise. Deshalb gibt es zur Übersicht hier ein paar Beispiele für biromantische Identitäten:

Biromantisch asexuell: Du fühlst dich romantisch zu zwei oder mehreren Geschlechtern hingezogen, verspürst aber zu keines der Geschlechter ein sexuelles Verlangen.

Biromantische demisexuell: Du fühlst dich romantisch zu zwei oder mehreren Geschlechtern hingezogen, verspürst aber erst dann sexuelle Anziehung zu einer Person, wenn du diese auf einer tiefen emotionalen Ebene kennengelernt hast.

Lesetipp: Demisexuell: Warum du es vielleicht bist, ohne es zu wissen

Biromantisch bisexuell: Du fühlst sich romantisch und sexuell zu zwei oder mehr Geschlechtern hingezogen.

Wie du jemanden unterstützen kannst, der biromantisch ist

Auch wenn den meisten Menschen Bisexualität längst ein Begriff ist, ist Biromantik noch nicht sehr verbreitet. Wenn sich jemand dir gegenüber als biromantisch outet, kann das im ersten Augenblick vielleicht verwirrend sein.

So kannst du Personen, die biromantisch sind, unterstützen:

  • Lass die Person wissen, dass du für sie da bist. Das öffnet die Tür für ehrliche, offene Gespräche ohne Angst vor Verurteilung.
  • Hör zu! Nur so kannst du die Identität und die derzeitige Situation, in der sich die biromantische Person gerade befindet, wirklich verstehen.
  • Erkenne die Identität der biromantischen Person an und sprich ihr keine Gefühle ab.
Auch lesen: Trans* Coming-out: So reagierst du richtig, wenn sich jemand outet

Du bist dir über deine eigene sexuelle oder romantische Orientierung unsicher? Ein Therapeut oder Berater kann dir dabei helfen, deine Identität zu verstehen.

Hier findest du einige informative Seiten:
rosastrippe.net
Lesben- und Schwulenverband
transinterqueer.org

-> Mehr LGBT-Themen findest du hier.

Das eigene Label finden – ist das überhaupt nötig?

Für viele Menschen ist es unglaublich befreiend, sich endlich einer Identität zugehörig zu fühlen. Andere legen Label wie Lesbisch oder Homosexuell lieber komplett ab – und nutzen zum Beispiel einen Oberbegriff wie „Queer“. Ein richtig oder falsch gibt es hierbei nicht. Du kannst dich so identifizieren, wie du möchtest und dich wohlfühlst, das ist nämlich das wichtigste.

Romantische und sexuelle Orientierungen sind außerdem nichts, was in Stein gemetzelt ist. Ein Label zu benutzen, bedeutet also nicht, dass du dich für immer daran binden musst. Immerhin lernst du dich im Laufe deines Lebens immer wieder neu kennen, oder triffst Menschen, die ganz neue Gefühle in dir wecken.