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Kaiserschnitt: Ablauf, Risiken und die Zeit danach

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Wann ist ein Kaiserschnitt notwendig?

Die Zahl der Kaiserschnittgeburten steigt auch in Deutschland stetig. Aber wann ist der Eingriff überhaupt notwendig?

Muss eine Geburt per Kaiserschnitt erfolgen, haben viele Schwangere unzählige Fragen dazu. Wir klären die wichtigsten.

Inhaltsverzeichnis

In den letzten 30 Jahren hat sich die Anzahl der Kaiserschnittgeburten in Deutschland fast verdoppelt. Im Jahr 2021 war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes fast jede dritte Geburt ein Kaiserschnitt, umgangssprachlich auch Sectio genannt.

Das macht die Operation zu einer sogenannten Routineoperation, die relativ risikoarm ist. Obwohl die meisten Frauen eine natürliche Geburt bevorzugen, entscheiden sich auch immer mehr für einen geplanten Kaiserschnitt – ohne dass er unbedingt notwendig wäre. Man spricht bei diesem Kaiserschnitt „auf Wunsch“ auch von einem „Wunschkaiserschnitt„.

Die wichtigsten Fragen zum Ablauf eines Kaiserschnitts anstelle einer natürlichen Geburt, die Vor- und Nachteile und was in der Zeit nach dem Eingriff geschieht, wollen wir erklären.

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Medizinische Gründe für einen Kaiserschnitt

Es gibt viele Gründe, warum Ärzte zu einem Kaiserschnitt raten. Generell empfehlen Ärzte den Eingriff vor einer Geburt, wenn eine natürliche Geburt mit einem zu hohen Risiko für Mutter und/oder Kind verbunden wäre.

Entwicklungsstörungen des Babys oder eine Querlage können ein Grund sein, dass von vorneherein eine OP geplant wird. Auch eine Grunderkrankung der Mutter, sowie ein enges Becken oder eine Mehrlingsschwangerschaft sprechen für einen geplanten Kaiserschnitt.

Die häufigsten Gründe für die OP:

  • Schlechte Lage des Babys (Steißlage oder Querlage)
  • Plazenta praevia: Die Plazenta liegt vor dem Muttermund
  • Schlechtes Schädel-Becken-Verhältnis: Das Becken der Mutter ist zu eng, der Kopf des Babys kann nicht durchtreten
  • Erkrankung der Schwangeren wie HIV, Herpes genitalis, Epilepsie, Nierenerkrankungen, Herzfehler, Gestosen, …
  • Zwillinge und andere Mehrlingsschwangerschaften, vor allem wenn eines der Kinder ungünstig liegt
  • Störungen in der Entwicklung des Babys

Geplanter Kaiserschnitt: Ablauf

Steht fest, dass ein Kaiserschnitt gemacht wird, bespricht der Arzt den Ablauf der OP im Vorfeld mit den werdenden Eltern. Es gibt verschiedene Operationstechniken, der Ablauf ist jedoch sehr ähnlich.

Als Vorbereitung für den Eingriff wird ein Blasenkatheter gelegt und das Schamhaar rasiert. Da nur in Ausnahmefällen eine Vollnarkose gegeben wird, wird vor dem Bauch im Operationsraum ein Sichtschutz angebracht, damit die werdende Mama so wenig wie möglich mitbekommt. Betäubt wird sie mit einer lokalen Narkose, wahlweise einer Spinalanästhesie oder einer Periduralanästhesie. Dadurch spürt sie keinerlei Schmerzen, bekommt aber Druck- und Zugbewegungen am Bauch mit.

Wirkt die Betäubung, wird das Baby meist mit dem Misgav-Ladach Verfahren geholt. Das heißt, im Bereich der Bikinizone am Unterbauch wird ein 12 bis 15 cm langer Schnitt gesetzt und die Haut darunter Schicht für Schicht durch Dehnen aufgespalten, bis man zur Gebärmutter kommt. Das Baby wird vorsichtig aus der Gebärmutter gehoben, die Nabelschnur wird durchtrennt und dann kann das Kind auch schon zu seiner Mutter auf den Arm.

Der Kaiserschnitt endet mit diesem typischen Ablauf: Der Arzt entnimmt die Plazenta und verschließt sowohl die Gebärmutter als auch die Bauchdecke. Insgesamt dauert der Kaiserschnitt etwa eine Stunde.

Gut zu wissen: Ein geplanter Kaiserschnitt liegt einige Tage vor dem errechneten Geburtstermin.

Geplanter Kaiserschnitt: Darf der Papa dabei sein?

Ist der Kaiserschnitt geplant, ist die Teilnahme des Vaters kein Problem. Er wird mit OP-Kleidung ausgestattet und darf ans Kopfende hinter den Sichtschutz, um dort der werdenden Mama die Hand zu halten.

Warum ein Wunschkaiserschnitt?

Rund 30 Prozent der Babys kamen 2021 in Deutschland per Kaiserschnitt zur Welt. Immer häufiger handelt es sich dabei um einen sogenannten Wunschkaiserschnitt. Aber warum ziehen immer mehr Frauen den Kaiserschnitt einer natürlichen Geburt vor?

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Viele sehen den Vorteil eines Kaiserschnitts darin, dass sie die Geburt besser planen können. Andere haben Angst vor den Geburtsschmerzen und möchten diese mit einem Wunschkaiserschnitt umgehen. Auch Frauen, die mit einer normalen Geburt schlechte Erfahrungen gemacht haben, entscheiden sich bei weiteren Geburten möglicherweise für einen Wunschkaiserschnitt.

Die Entscheidung ist natürlich jeder Frau selbst überlassen. Wir möchten euch auch keine Angst machen oder euch von diesem Schritt abraten. Wenn ihr euch für einen Wunschkaiserschnitt entscheidet, solltet ihr euch trotzdem der Tatsache bewusst sein, dass es sich dabei um einen chirurgischen Eingriff handelt – mit allen Vor- aber auch Nachteilen, die eine OP mit sich bringt. Lasst euch also gut von eurem Arzt oder eurer Ärztin beraten.

Geburt per Kaiserschnitt: Risiken

Obwohl der Kaiserschnitt von seinem Ablauf und der Nachbehandlung her recht unproblematisch ist, kann es dennoch zu Komplikationen kommen. Wie nach jeder Operation kann es im Nachhinein zu Blutungen, Wundinfektionen, Thrombosen oder Verwachsungen der Narbe kommen.

Zudem wird Babys, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, nachgesagt, dass sie öfter unter Atemstörungen leiden, weil häufiger bzw. mehr Fruchtwasser in ihren Lungen verbleibt. Bei einer natürlichen Geburt hingegen wird das Fruchtwasser beim Pressen durch den Geburtskanal fast vollständig aus der kindlichen Lunge herausgedrückt.

Was man auch nicht vergessen darf: Nach der OP ist die Mutter die ersten Tage körperlich stark beeinträchtigt. Durch die Bauchwunde kann sie schlecht laufen, hat Schmerzen und ist nicht in der Lage, das Kind allein zu versorgen. Aus diesem Grund muss sie auch bis zu sechs Tage im Krankenhaus bleiben, sofern es keine Komplikationen gibt.

Ungeplanter Kaiserschnitt

Es kann vorkommen, dass ein Kaiserschnitt nicht im Vorfeld geplant ist, sondern nach einer ganz normal verlaufenen Schwangerschaft aufgrund von unvorhersehbaren Komplikationen bei der Geburt durchgeführt werden muss. Ein solcher ungeplanter Kaiserschnitt kann zum Beispiel folgende Gründe haben:

  • Schlechtes Schädel-Becken-Verhältnis, das vorher nicht erkennbar war
  • Wehenschwäche: Lassen die Wehen nach oder werden nicht stark genug, kann man versuchen, sie mit verschiedenen Methoden zu unterstützen. Hilft das nicht, kann ein Kaiserschnitt nötig sein.
  • Probleme bei der Schwangeren, z. B. plötzliche Blutdruckschwankungen, Fieber, vorzeitige Plazentaablösung.
  • Probleme beim Baby: Nabelschnurvorfall (etwa, wenn die Nabelschnur sich um den Hals des Kindes wickelt), schlechte Herztöne und mehr.

Ist der Kaiserschnitt nicht geplant, sondern ergibt sich durch Komplikationen bei der Geburt, ist der Ablauf der OP etwas anders. In der Regel wird eine Vollnarkose gegeben, weil sie schneller wirkt. Es kann auch häufiger zu Verletzungen der benachbarten Organe kommen, zum Beispiel von Blase oder Darm.

Ungeplanter Kaiserschnitt: Darf der Papa dabei sein?

In vielen Fällen handelt es sich bei einem ungeplanten Kaiserschnitt um einen Notfall. Hier zählt sehr oft jede Minute, alles muss sehr schnell gehen. Deshalb ist es dem werdenden Vater nicht gestattet, mit in den OP-Saal zu gehen. Zudem ist ein Notfallkaiserschnitt eine sehr belastende Situation.

Nach dem Kaiserschnitt

Der klassische Ablauf sieht vor, dass die frisch gebackene Mama direkt nach der OP für ein paar Stunden zur Beobachtung in den Kreißsaal kommt. Hier kann sie das Baby stillen oder es einfach nur im Arm halten. Geht es ihr gut, kann sie danach auf die normale Wochenstation.

Durch den Schnitt am unteren Bauch hat sie meist größere Schmerzen und kann sich in den ersten Tagen nach der Geburt oft nur unter Schmerzen bewegen. Es ist deswegen üblich, dass die Mutter bis zu sechs Tage im Krankenhaus bleibt.

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Geht es ihr sehr gut, kann sie aber auch schon ab dem dritten Tag entlassen werden. Die Hebamme kontrolliert die Wundheilung der Naht.