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Acrylgießen: Anleitung und Profi-Tipps zum Acrylic Pouring

Acrylgießen: Anleitung und Tipps zum Acrylic Pouring
Acrylgießen: Anleitung und Tipps zum Acrylic Pouring Credit: unsplash.com/Scott Webb

Keine Lust, mit Acrylfarbe zu malen? Dann versucht mal Acrylgießen! Wir haben eine Anleitung und Tipps zum Acrylic-Pouring-Trend.

Inhaltsverzeichnis

Wenn saubere Pinselstriche nicht so euer Ding sind, könnte Acrylgießen das Richtige sein. Beim Acrylic Pouring wird die Acrylfarbe nämlich nicht auf Papier oder Leinwand aufgemalt, sondern ausgegossen. Durch den Fluss der Farben entstehen fantastische Gebilde, die an einen bunten Kosmos erinnern und super zum anhaltenden Galaxy-Trend der letzten Jahre passen.

Das Tolle ist, dass man zum Acrylgießen keine besonderen Kunstkenntnisse braucht. Experimentierfreudigkeit und Lust am Farbenrausch sind die einzigen Skills, die nötig sind. Außerdem solltet ihr keine Scheu vor einer hemmungslosen Sauerei haben, denn bei Acrylic Pouring wird geklotzt und nicht nur gekleckert. Daher immer eine großflächige Unterlage bereitlegen und alte Klamotten anziehen.

Wie Acrylgießen im Detail funktioniert und welches Material ihr dafür benötigt, erfahrt ihr im Artikel. Wir haben uns mit der Kunsttherapeutin und Malerin Carina Klein getroffen, die für uns eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Acrylic Pouring erstellt hat.

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Neben Tipps und kreativen Ideen zeigt sie auch, wie man weniger Acryl verschwendet, um die Pouring-Technik nachhaltiger zu gestalten.

Dieses Material braucht ihr zum Acrylgießen

Zuallererst braucht ihr etwas, das ihr mit dem Acylic-Pouring-Prinzip dekorieren möchtet. Das kann ein Stück Pappe, MDF oder eine Leinwand sein. Von klassischem Papier würden wir abraten, weil die viele Farbe zu schwer ist und das Papierblatt durchweichen könnte. Wer mag, kann die Farben auch auf plastische Gegenstände gießen und damit Schmuckkästchen verzieren.

Das bringt uns zum zweiten unverzichtbaren Zubehör: Acrylfarben. Profi-Malerin Carina empfiehlt, keine allzu billigen Farben zu wählen, da sie oft weniger Pigmente enthalten und nicht so dekorativ trocknen wie hochwertige Acrylfarben. Teure Premiumfarben müssen es aber auch nicht sein, denn ihr verbraucht davon reichlich beim Gießen.

Tipp: Für schöne Effekte solltet ihr mindestens drei unterschiedliche Farben im Mix verwenden. Je höher die Kontraste, umso eindrucksvoller das Fluid Painting. Mit Metallic-Farben oder untergerührtem Bastelglitzer setzt ihr ebenfalls tolle Akzente.

Die dritte Zutat, die beim Acrylgießen nicht fehlen darf, ist ein Pouring Medium. Also etwas, das die Acrylfarben verflüssigt, ohne sie matt und rissig zu machen. Das wäre beispielsweise bei purem Wasser der Fall. Eine günstige Alternative zu professionellen Pouring Fluids ist Vinylkleber (hier bei Amazon)*. Er selbst ist transparent, bindet die Pigmente und erhält die Farbtiefe.

Tipp: Das Mischverhältnis von Gießmedium und Acryl beträgt ungefähr 3:1 – auf drei Teile Pouring-Kleber kommt also nur ein Teil Farbe auf den Keilrahmen. Mehr dazu lest ihr unten in der Step-by-Step-Anleitung.

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Zugefügtes Silikon verstärkt die Bläschenbildung beim Arcylic Pouring
Credit: pexels.com/Scott Webb

Für eine klare Zellbildung wie im Bild oben müsst ihr eurer Acrylfarbe zusätzlich zum Gießmedium noch eine Geheimzutat beifügen: Silikonöl (hier bei Amazon)*. Schon wenige Tropfen von dem transparenten Öl genügen, um Bläschenmuster in die fließende Farbe zu zaubern.

Tipp: Einige Künstler schwören auch auf Haaröl, um Zellen beim Acrylgießen herzustellen. Wichtig ist hier vor allem, dass das Haaröl Silikone wie Dimethicone enthält (hier bei Amazon)*.

Funfact: Wenn euch beim Anblick der mikroskopartigen Zellen übel oder schwindelig wird, habt ihr wahrscheinlich genau wie ich eine Trypophobie. Was es damit auf sich hat, lest ihr hier: Die Angst vor Löchern und ich mittendrin.

Hier eine Material- und Werkzeugliste für das Acrylic Pouring:

  • Leinwand (alternativ Kisten oder Kästchen)
  • Acrylfarben
  • Vinylkleber (Pouring Fluid)
  • Silikonöl (oder Haaröl mit Dimethicone)
  • Gläser, Tassen oder Becher
  • Löffel, Pinselstiele oder Holzstäbchen zum Umrühren
  • Packpapier oder Plastik zum Abdecken
  • Alte Kleidung oder Kittel zum Überziehen
  • Reißzwecken mit dickem Kopf

Tipp:

Pinnt die Reißzwecken als Standfüße an die Unterseite des Keilrahmens. Sie dienen als Abstandshalter zum Boden und verhindern, dass das flüssige Bild an der Unterlage festklebt. Wichtig ist, dass die Leinwand eben in der Waage liegt, da sonst die Farben weiter herabfließen.

Im Video: 4 Tricks, um Kinderzeichnungen dekorativ aufzuhängen

Acrylgießen: Anleitung und Profi-Tipps zum Acrylic Pouring

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Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Acrylgießen

Unterschieden werden beim Acrylgießen grundsätzlich zwei Methoden. Einmal das Puddle Pouring und einmal das Dirty Pouring. Beim Puddle Pour gibt man die mit Kleber verdünnten Farben einzeln auf das Bild, während beim Dirty Pour alle Farben zusammen auf der Leinwand landen. Das sorgt für mehr Spaß, ist aber auch die größere Schweinerei.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für Acrylic Pouring
Credit: Carina Klein

Hier die genaue Schritt-für-Schritt-Pouring-Anleitung.

Schritt 1:
Zunächst solltet ihr eure Arbeitsfläche großräumig mit alten Mülltüten, Papier oder Folie abdecken und Kleidung anziehen, die schmutzig werden darf.

Schritt 2: Nun von jeder Farbe etwas in ein eigenes Gefäß abfüllen und dann etwas mehr als die identische Menge an Vinylkleber in jedes Glas geben. Die einzelnen Mischungen jeweils mit einem sauberen Löffel gut durchrühren und eventuell ein wenig (!) Wasser hinzufügen. Zuletzt folgt jeweils ein Schluck Silikonöl.

Profi-Tipp zum Mischverhältnis: Die Pouring-Farbe hat die richtige Konsistenz, wenn sie dünnflüssiger als Joghurt, aber dickflüssiger als Milch ist.

Bevor die Farbe über der Leinwand vergossen wird, werden die einzelnen Farben mit einem Pouring Medium angereichert
Credit: Carina Klein

Schritt 3: Es geht an die Vorbereitung des Malgrunds. Erhöht den Keilrahmen von hinten mit Reißzwecken und platziert ihn möglichst waagerecht auf der Unterlage. Hier kann eine Wasserwaage helfen. Die Ränder der Leinwand könnt ihr mit einer Mischung aus weißer Acrylfarbe und Kleber bestreichen – das erhöht die Fließkraft und eure Farbe läuft anschließend schön über die Kanten herab.

Schritt 4: Jetzt könnt ihr die Farben einzeln aus ihren Bechern neben- und übereinander auf den Malgrund schütten. Die Puddle-Pouring-Variante hat den Vorteil, dass sich der Verlauf der Farben besser steuern lässt.

Wollt ihr euch selbst vom Pouring-Effekt überraschen lassen, füllt ihr die Farben abwechselnd in ein großes Gefäß. Wie beim Marmorkuchen geht ihr anschließend mit einem kleinen Stäbchen durch die Farben. Achtung: nicht zu viel in der Farbe rühren, sonst vermischt ihr die Töne zu stark.

Die Acrylfarbe wird in der Mitte der Leinwand ausgegossen
Credit: Carina Klein

Schritt 5: Bei Variante Nummer zwei (Puddle Pouring) legt ihr nun eure Leinwand auf das Gefäß mit den Farben samt Vinylkleber und dreht beides miteinander um. Wartet einen Moment, dann könnt ihr das Gefäß hochziehen und beobachten, welche Muster sich in der Farbe bilden.

Seid ihr unzufrieden mit dem Farbfluss, könnt ihr die Leinwand hochnehmen und vorsichtig kippen, sodass die Farbe in die Ecken und (wenn ihr die gesamte Fläche bedeckt haben möchtet) über den Rand hinaus laufen. Anschließend wieder flach hinlegen und gut trocknen lassen – je nach Dicke der Farbschichten kann das mehrere Tage dauern.

Durch Drehen der Leinwand kann man die nasse Farbe gezielter in Form bringen
Credit: pexels.com/Luis Quintero

Tipp: Beim Trocknen solltet ihr euch in Geduld üben. Um den Prozess abzukürzen, verteilt ihr die Farbe am besten gleichmäßig und möglichst dünn auf der Leinwand. Dick aufgetragene Farbe braucht nicht nur länger, um zu trocknen, sie neigt auch zu Rissen. Niemals das Pouring-Kunstwerk in der Sonne oder in Heizungsnähe trocknen lassen – durch die trockene Luft platzt die Farbe häufig auf.

Sobald euer Acrylkunstwerk durchgetrocknet ist, könnt ihr es nach Belieben mit Glanzlack (hier bei Amazon)* bestreichen, damit die Farben auch nach dem Trocknen schön leuchten. Ist der Lack dann getrocknet, seid ihr endlich fertig und könnt euer Gemälde aufhängen.

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Bereiche, mit denen ihr unzufrieden seid, lassen sich einfach übermalen
Credit: Carina Klein

Profi-Tipp: Bildbereiche, die ihr weniger gelungen findet, könnt ihr mit etwas Gegenständlichem bemalen. Die fantasievollen Gemälde eignen sich ebenfalls super als Hintergrund für die Collagen-Kunst. Und wenn ihr so gar nicht happy mit dem Ergebnis seid, könnt ihr das Bild nach dem Trocknen einfach erneut für die Pouring-Technik verwenden.

Drei Ideen für kreatives Acrylgießen

Als wäre der pure Farbfluss beim Acrylgießen nicht schon genug, um jedes Künstlerherz höher schlagen zu lassen, wollen wir euch hier noch drei einfache WOW-Effekte für euer Fluidartwork zeigen.

1. Die Farben gegeneinander fließen lassen

Bereitet statt eines Gefäßes mit Farbmischung gleich zwei Stück davon zu. Setzt beide Mischbecher auf die Leinwand und zieht sie gleichzeitig weg (Flip Cup), sodass die Farbmassen direkt aufeinanderprallen. Sie sollten dann in einem dekorativen Welleneffekt zu den Seiten hin auseinanderfließen.

Ein toller Effekt entsteht auch, wenn man zwei Farbgemischte gegeneinanderlaufen lässt
Credit: unsplash.com/Pawel Czerwinski

Tipp: Ihr könnt das Zerfließen der Farben verstärken, indem ihr die Rückseite der Leinwand mit einem Fön erhitzt. Dabei solltet ihr das Teil aber dennoch in einer horizontalen Balance halten.

2. Farbkleckse als Bildmittelpunkt inszenieren

Zu viel Farbe auf einer Leinwand ist nicht so eures? Bestreicht einfach den Großteil des Malgrunds mit einem Gemisch aus weißer Acrylfarbe und Vinylkleber. Dann setzt ihr am Rand oder in der Mitte euer mäßig gefülltes Pouring-Gefäß an. Der Farbklecks breitet sich innerhalb der gesteckten Grenzen aus.

Trick: Die Außenränder der Leinwand mit weißer Acrylfarbe und Pouring Medium verflüssigen
Credit: pexels.com/Fiona Art

Tipp: Für scharf umrissene Pour-Konturen empfehlen wir, das Silikonöl für die Zellen nur auf bunte Acrylfarbe anzuwenden. Die sogenannten Unfarben Schwarz und Weiß lasst ihr am besten ölfrei, um das Muster zu rahmen.

3. Flüssige Acrylfarbe mit einem Schaber bearbeiten

Wie beim Zuckerguss auf einem Kuchen könnt ihr mit einem Schaber oder einem umfunktionierten Stück Pappe dekorative Muster in den flüssigen Farbfilm „ritzen“. Linien, Spinnennetze oder Spiralen unterstreichen den psychedelischen Effekt von Acrylic-Pouring-Bildern und können einzelne Bildbereiche hervorheben.

Mit einem Schaber lassen sich coole Schraffuren in der Acrylfarbe platzieren
Credit: unsplash.com/Pawel Czerwinski

Tipp: Experimentiert beim Acrylgießen auch mal mit fluoreszierender Nachtleuchtfarbe. Abgesetzt in den eingearbeiteten Mustern kommt der Effekt im Dunkeln besonders schön zur Geltung.

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So könnt ihr Acrylic Pouring nachhaltiger gestalten

Beim Pouring landet jede Menge kostbare Farbe neben dem Bild. Das ist nicht nur eine richtige Schweinerei, sondern auch Verschwendung. Künstlerin Carina Klein hat einige tolle Tricks in petto, wie man das Acryl Pouring nachhaltiger gestalten kann.

Tipp 1: Statt Plastikbecher nehmt ihr zum Mischen der Farben am besten normale Gläser. Die lassen sich einfach ausspülen und wiederverwenden.

Tipp 2: Stellt eine große Wanne unter eure Leinwand, um die herabfließende Farbe aufzufangen. Ihr könnt beispielsweise Papier hineintunken, das ihr zum Einpacken von Geschenken, als Briefpapier oder für andere DIY-Projekte verwendet.

Tipp 3: Zu viel Farbe angerührt? Kippt sie nicht weg, sondern gebt sie in verschließbare Gläser. Luftdicht verschlossen hält sich die Farbe noch eine ganze Weile und steht für neue Pouring-Experimente oder Bastelstunden bereit.

Farbreste sollten nicht einfach in den Müll gekippt werden, denn das ist schlecht für die Umwelt. Lieber die Farbe mit Küchenpapier aus dem Glas wischen, trocknen lassen und dann entsorgen.

Wir hoffen, wir konnten euch zu einem neuen Hobby inspirieren und wünschen euch ganz viel Spaß beim Acrylgießen!

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