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Schule: Was bedeuten die Formulierungen auf dem Zeugnis?

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Das steckt wirklich in schriftlichen Zeugnisbeurteilungen

Lehrer*innen haben ihre ganz eigene Sprache. Wir helfen euch, sie zu verstehen.

Schulnoten von 1 bis 6 verraten recht deutlich, wo ein*e Schüler*in steht. Aber was bedeuten Formulierungen wie „stets bemüht“, in „vollem“ oder „vollstem Umfang“ im Zeugnis? Wir klären auf.

Inhaltsverzeichnis

Kaum zu glauben, aber für die rund 2,5 Millionen Schüler und Schülerinnen in NRW ist die erste Hälfte ihres aktuellen Schuljahres schon wieder rum. Ferien gibt es zwar keine, dafür aber ein Halbjahreszeugnis.

Und mit ihm die Chance, seine Leistungen bis zum nächsten Zeugnis am Schuljahresende, wenn nötig, zu verbessern. Keinen anderen Zweck hat das Halbjahreszeugnis nämlich. Es zeigt Schüler*innen und Eltern, wo das Kind gerade steht, wo es bereits gute Leistungen erbringt und wo noch Lern- oder Förderbedarf vonnöten ist.

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Wenn man doch nur genau wüsste, was das Zeugnis bedeutet. Neben den klassischen Schulnoten von 1 bis 6 findet man nämlich auch schriftliche Beurteilungen. Wie bei Arbeitszeugnissen steckt auch hier die genaue Bedeutung im Detail. Je nachdem, wie »gut«, »bemüht« oder »sicher« ein*e Schüler*in bewertet wird, liegen hier die Noten zwischen eins bis fünf oder sogar sechs.

Grundschule vs. weiterführende Schule

In der Regel finden sich solche schriftlichen Bewertungen auf den Zeugnissen der Klassenstufen eins und zwei. Manchmal sind zusätzlich zu Schulnoten auch in den Klassenstufen drei und vier- (oder fünf und sechs, wenn die Grundschulzeit in dem Bundesland bis Klassenstufe sechs gilt) noch kleine Absätze zu finden.

In höheren Klassenstufen (ab der weiterführenden Schule) sind schriftliche Beurteilungen regulär nicht auf einem Zeugnis. Zum Teil findet man da kleine Anmerkungen zur Teilnahme an Schulwettbewerben oder AGs. Diese sind aber wertungsfrei und zeigen lediglich außerschulisches Engagement.

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Lehrer-Sprech entschlüsselt

Schriftliche Beurteilungen auf einem Zeugnis umfassen den Leistungsstand und die Lernentwicklung, so wie Sozial-, Lern- und Arbeitsverhalten eines Schülers oder einer Schülerin.

Das Halbjahreszeugnis des letzten Grundschuljahres (Klasse 4 oder 6) enthält zudem eine Empfehlung für die weiterführende Schule bzw. Schulform.

Lesetipp: Wie wichtig ist die Grundschulempfehlung für die weiterführende Schule?

Typische Formulierungen und ihre Bedeutung

Die ehemalige Lehrerin und sofatutor-Lernexpertin Tanja Szyska weiß, welche Formulierungen eine durchaus positive Bedeutung tragen und welche Eltern aufhorchen lassen sollten.

So kann ein »kann sicher im Zahlenraum bis 100 rechnen« positiv gewertet werden, kann aber bspw. auch bedeuten, dass ein Kind Lernlücken hat, weil es eigentlich schon sicher im Zahlenraum bis 200 rechnen können sollte.

Deshalb, so empfiehlt es Szyska, sollten Eltern zu Beginn des Schuljahres in Erfahrung bringen, welche Unterrichtsinhalte abgehandelt werden, welche Kompetenzen ein Schulkind also zum Ende eines Schuljahres haben sollte.

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Ein deutlicheres Indiz für gute oder fehlende Kompetenzen des Kindes liegen in Wörtern wie »stets«, »äußerst«, »in der Regel« oder »zunehmend«. Während die ersten beiden Formulierungen dafür sprechen, dass ein Kind einen Lernbereich schon sehr gut beherrscht, bedeuten die anderen beiden, dass es sich positiv entwickelt. Es ist also auf einem guten Weg, die zu erreichenden Kompetenzen zu meistern, an der einen oder anderen Stelle hat es aber noch Lücken.

Formulierungen wie »eher weniger« oder »sehr selten« zeigen einen Verbesserungsbedarf an. Ein Kind, das sich in einem Fach »bemüht hat« hat noch Schwierigkeiten mit dem Lerntempo oder gewissen Inhalten. Der oder die Lehrer*in glaubt aber, dass dieses Kind Potenzial hat, besser zu werden.

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Beurteilungen des Sozialverhaltens

Die Beurteilung des Sozialverhaltens findet sich vornehmlich auf Grundschulzeugnissen der Klassenstufen eins und zwei, weil der Übertritt vom Kindergarten in die Schule mit vielen Veränderungen einhergeht. Schulen können Eltern auf diese Weise für das Sozialverhalten ihrer Kinder in der Schule sensibilisieren.

„Sätze wie »Bislang fällt es ihr schwer, sich an Regeln zu halten« oder »Er versucht immer länger, sich zu konzentrieren« sind Indikatoren für Entwicklungsbereiche“, so Expertin Tanja Szyska. „Diese Formulierungen zeigen jedoch auch, dass die Lehrkraft deinem Kind Verbesserungspotenzial zuschreibt.“

Formulierungen wie »kontaktfreudig« oder »lebhaft« können ein Hinweis darauf sein, dass ein*e Schüler*in Konzentrationsprobleme hat oder andere Schüler*innen ablenkt.

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Gespräch mit Fachlehrer*innen

Eltern, die die Formulierungen im Zeugnis nicht auf die schulischen Leistungen ihres Kindes übertragen können, sollten sich an den bzw. die Klassenlehrer*in wenden oder das Gespräch mit den einzelnen Fachlehrer*innen suchen.

Gerade zum Halbjahr ist es noch nicht zu spät, Lernlücken wieder zu schließen oder mithilfe von Förder- und Forderstunden Unterrichtsinhalte nachzuholen und Wissen zu vertiefen.