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Kolostrum: Warum die Vormilch so wichtig für dein Baby ist

Kolostrum: Warum die Vormilch so wichtig für dein Baby ist
Kolostrum: Warum die Vormilch so wichtig für dein Baby ist Credit: Getty Images

Unmittelbar nach der Geburt werden Babys an Mamas Brust angelegt, damit sie die ersten Tropfen Kolostrum erhalten. Warum diese Vormilch auch 'flüssiges Gold' genannt wird und warum wirklich alle Mütter ihre Babys zu Beginn ihres Lebens damit versorgen sollten, erfahrt ihr hier.

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Schon während der Schwangerschaft bereitet sich der Körper der Frau darauf vor, das Baby zu versorgen. Vor allem das Anschwellen der Brüste ist ein eindeutiges Anzeichen dafür. Denn die größer werdenden Brüste zeigen äußerlich, was bereits in Mamas Körper passiert. Die Hormone (u.a. Prolaktin und Östrogen) sorgen dafür, dass sich das Drüsengewebe in den Brüsten vermehrt. So können sich Milchgänge und -säckchen bilden und auf die Produktion von Kolostrum bzw. der späteren Muttermilch vorbereiten.

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Kolostrum: Warum die Vormilch so wichtig für dein Baby ist

Tatsächlich bilden sich bereits im zweiten Trimester erste, kleine Mengen Kolostrum. Damit sorgt der weibliche Körper dafür, dass auch ein zu früh geborenes Baby die Chance hat, das ‚flüssige Gold‘ zu trinken.

Aber was genau macht das Kolostrum so wichtig und gesund?

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Was genau ist das Kolostrum?

Die erste Milch, die die Mutterbrust unmittelbar nach der Geburt absondert, bezeichnet man als Kolostrum, auch Erstmilch, Vormilch oder Kolostralmilch genannt. Zwar handelt es sich dabei bereits um Muttermilch, die Zusammensetzung des Kolostrums unterscheidet sich aber zu der späteren, endgültigen Muttermilch.

In seiner Konsistenz ist die Kolostralmilch dicker und cremiger und außerdem viel gelber als reife Muttermilch. Das kommt daher, weil sie genau auf die Bedürfnisse eines Neugeborenen angepasst ist.

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Warum ist das Kolostrum so wichtig für ein Neugeborenes?

Im Bauch der Mutter war das Baby vor Keimen, Bakterien und anderen Umwelteinflüssen geschützt. Zudem war es rundum mit allen Nährstoffen versorgt, die es für seine Entwicklung gebraucht hat. Nach der Geburt fällt all das weg. Es muss sich von nun an also ’selbst‘ vor Viren und Bakterien schützen und Nahrung aufnehmen.

Das Verdauungssystem eines so kleinen Babys wäre aber gar nicht in der Lage, die reife Muttermilch zu verarbeiten. Geschweige denn wäre der kleine Magen in der Lage, ausreichend davon zu trinken. Deshalb gibt es das Kolostrum. Denn es ist weniger fettig als die endgültige Muttermilch, dazu besonders gut verdaulich und reich an Vitaminen, Eiweißen, Enzymen und Antikörpern. Schon von kleinsten Mengen profitiert das Baby enorm.

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Was bewirkt die Vormilch beim Baby?

Nicht nur die gelbliche Farbe hat der Erstmilch den Beinamen ‚flüssiges Gold‘ verpasst, sondern vor allem ihre Inhaltsstoffe. So sind es Karotinoide und Vitamin A, die die Farbe prägen, vor allem das Vitamin A hat aber noch eine ganz andere Aufgabe. Es ist nämlich sehr wichtig für das Sehvermögen deines Kindes. Außerdem unterstützt es die Haut und das Immunsystem des Babys.

Vormilch enthält zudem eine Vielzahl an Mineralstoffen mit wichtigen Aufgaben:

  • Magnesium unterstützt Herz und Knochen deines Kindes
  • Kupfer stärkt das Immunsystem, genauso wie
  • Zink, das auch wichtig ist für die Entwicklung des Gehirns

Das Kolostrum schützt dein Baby auch besonders vor Infektionen und stärkt sein Immunsystem. Tatsächlich ist eine Vielzahl weißer Blutkörperchen in der Vormilch enthalten, die dem Körper deines Kindes dabei helfen, Antikörper zu bilden.

Auch der Darm deines Babys ist so kurz nach der Geburt noch ungeschützt. Doch besonders ein Antikörper der Vormilch hilft ihm dabei, einen richtigen Schutz aufzubauen. Das sIgA (sekretorisches Immunglobulin A) ist in großer Zahl im Kolostrum enthalten und kleidet den Magen-Darm-Trakt deines Kindes aus. Damit ist das Baby vor den Krankheiten geschützt, die die Mutter bereits hatte.

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Auch vor Neugeborenengelbsucht (Neugeborenen-Ikterus) schützt Erstmilch. Zur Erklärung ein kleiner Exkurs: Nach der Geburt besitzen Neugeborene eine Überzahl roter Blutkörperchen, die, da sie nicht mehr gebraucht werden, zerfallen. Das Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) wird bei diesem Prozess zum Farbstoff Bilirubin umgewandelt. Normalerweise baut die Leber Bilirubin ab. Bei einem Neugeborenen ist sie aber noch nicht in der Lage, so viel davon abzubauen. Deshalb lagert sich der Farbstoff in Haut und Augen ab. Die Folge ist die Neugeborenengelbsucht.

Und hier kann das Kolostrum helfen, denn es hat eine leicht abführende Wirkung und sorgt so für eine raschere Darmentleerung beim Baby. Das Mekonium, auch Kindspech genannt, ist der erste Stuhlgang des Babys, mit dem es all das ausscheidet, was es im Mutterleib zu sich genommen hat. Mit dabei ist aber auch das Bilirubin.

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Wie lange hat man Kolostrum?

Die Vormilch hat sich bereits in der Schwangerschaft gebildet und mit dem Ablösen der Plazenta, also dem Ende der Geburt, steht sie dem Baby zur Verfügung. Für etwa 30 Stunden hat die Erstmilch dieselbe Zusammensetzung. Sie ist also besonders verträglich für das Baby. Nach zwei bis vier Tagen dann findet der Milcheinschuss der reifen Muttermilch statt.

Was tun, wenn Mama nicht stillen will?

Auch Frauen, die sich dafür entscheiden, ihr Baby mit Ersatznahrung zu füttern, wird nahegelegt, ihrem Kind das Kolostrum anzubieten. Denn die gesundheitlichen Vorteile, die die Vormilch hat, sind einzigartig und auch nicht durch Baby-Ersatznahrung zu ersetzen. Im Anschluss an das Kolostrum kann das Kind mit Muttermilch, aber auch mit Ersatznahrung gefüttert werden.

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient lediglich der Information. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Arzt oder die Hebamme kontaktieren.