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Übungswehen: Wie fühlen sie sich an und wann treten sie auf?

Übunsgwehen: Die wichtigsten Fakten
Übunsgwehen: Die wichtigsten Fakten Credit: Getty Images

Schon weit vor der Geburt spüren Frauen Wehen, die Übungswehen, auch als Braxton-Hicks-Kontraktionen bekannt. Ab welcher SSW Übungswehen auftreten können, wie du sie erkennst und von anderen Wehen unterscheidest und warum sie nützlich sind, verraten wir hier.

Inhaltsverzeichnis

Viele Schwangere fürchten Wehen, weil sie mit ihnen Schmerzen assoziieren. Diesen schlechten Ruf haben Wehen aber absolut nicht verdient. Denn bei einer unproblematischen Schwangerschaft sind sie etwas durchaus Positives. Schließlich helfen sie uns am Ende, unser Kind auf die Welt zu bringen und machen uns zu einer Mutter.

Tatsächlich beginnen Wehen nicht erst mit dem Einsetzen der Geburt. Schon viele Wochen vorher übt der Körper dafür. Mithilfe der Übungswehen, auch als ‚wilde Wehen‘, ’schmerzlose Kontraktionen‘ oder ‚Braxton-Hicks-Kontraktionen‘ bezeichnet, bereitet sich der Körper auf die Geburt des Babys vor.

Warum Übungswehen so wichtig sind und niemandem Angst machen sollten, wie sie sich (für viele, aber nicht alle) anfühlen, woran du sie erkennst, wie sie sich von anderen Wehen unterscheiden und vieles mehr, wollen wir euch erklären.

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Übungswehen: Wie fühlen sie sich an und wann treten sie auf?

Was genau sind Übungswehen?

Übungswehen sind Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur. Diese zieht sich kurz zusammen, entspannt sich danach aber wieder sofort.

Genau genommen sind Übungswehen keine echten Wehen, denn sie führen nicht zu einer Geburt. Man bezeichnet sie deshalb sogar als ‚falsche Wehen‘. Unnütz sind sie aber dennoch nicht. Das An- und Entspannen sorgt dafür, dass die Muskulatur der Gebärmutter trainiert wird. Ebenso wichtig ist, dass sie die Durchblutung der Gebärmutter anregen. All das hat den Zweck, die Geburt, die bei den ersten Übungswehen meist noch viele viele Wochen entfernt ist, vorzubereiten.

Übungswehen sind also keine vorzeitigen Wehen, sondern Übung und Test für die Geburt.

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Ab wann treten Übungswehen auf?

Bereits 1872 beschrieb der britische Arzt John Braxton Hicks (nach welchem die Braxton-Hicks-Kontraktionen schließlich benannt wurden), dass viele seiner schwangeren Patientinnen ab der 20. Schwangerschaftswoche erste Anzeichen für Wehen spürten. Er stellte fest, dass diese Vorwehen, im Gegensatz zu Geburtswehen, nicht den Zweck hatten, die Geburt einzuleiten, sondern dass sie lediglich der Vorbereitung darauf dienten.

Übungswehen werden nicht von allen Schwangeren gleichermaßen wahrgenommen. Einige spüren sie schon vor der 20. Schwangerschaftswoche, während andere erst um die 25. Schwangerschaftswoche Anzeichen dafür wahrnehmen. All das ist normal. Dir und deinem Kind geht es gut. Und auch wenn eine Frau keine ‚wilden Wehen‘ spürt, so findet die Vorbereitung auf die Geburt dennoch statt.

Ab der 32. Schwangerschaftswoche können Übungswehen übrigens bis zu viermal pro Stunde auftreten.

Wenn du dir Sorgen darüber machst, ob das, was du fühlst, noch Übungswehen, Vorwehen oder schon echte Wehen sind, wende dich immer an deinen Gynäkologen oder die Hebamme.

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Wie fühlen sich Übungswehen an?

Die klassischen Übungswehen sind in der Regel nicht schmerzhaft, sondern machen sich vor allem durch das Hartwerden des Bauches bemerkbar. Es kann sich durch die Braxton Hicks ein leichtes Druckgefühl aufbauen.

Manchmal bildet sich bei einer Übungswehe auch eine regelrechte Beule am Bauch, die ihn unförmig aussehen lässt. Diese Beule ist aber, anders als viele denken, nicht das Baby, das sich gegen die Wand der Gebärmutter stemmt, sondern ein Teil der Gebärmuttermuskulatur, die sich zusammenzieht und dadurch nach außen wölbt.

Zum Teil werden Übungswehen auch von einer Hitzewallung oder einem kurzzeitig beschleunigten Herzschlag begleitet. Auch das ist normal und nicht bedenklich.

Es gilt aber weiterhin: Wer sich Sorgen macht oder wer feststellt, dass sich die Übungswehen plötzlich anders oder viel intensiver anfühlen, sollte bitte immer seinen Arzt oder die Hebamme um Rat fragen. Hier kann schnell abgeklärt werden, um es sich weiterhin um harmlose Übungswehen oder doch um muttermundwirksame vorzeitige Wehen handelt.

Wie lange dauert eine Übungswehe?

Bei vielen Schwangeren dauert eine Übungswehe zwischen 15-30 Sekunden. Manchmal können Übungswehen auch bis zu einer Minute andauern. Länger als eine Minute sollten sie jedoch nicht anhalten. Dann ist es ratsam, deinen behandelnden Gynäkologen aufzusuchen.

Meist bemerken Schwangere Übungswehen in den Abendstunden oder dann, wenn sie zur Ruhe kommen. Das hat allerdings nichts mit möglichen Bewegungen des Kindes zu tun. Sondern damit, dass die Ablenkungen und der Stress des Tages von einem abfallen und man sich und seinen Körper dann besser wahrnimmt.

Gut zu wissen: Ein gutes Erkennungsmerkmal für Braxton-Hicks-Kontraktionen ist die Unregelmäßigkeit, mit welcher sie sich bemerkbar machen. Während der Abstand von Geburtswehen sich Stück für Stück verkürzt, treten Übungswehen mal mit einem Abstand von zehn Minuten auf und dann wieder stundenlang gar nicht.

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Wann sind Übungswehen gefährlich?

Grundsätzlich geht von Übungswehen keine Gefahr aus. Sie können am Tag bis zu zehnmal bedenkenlos auftreten, mal in einem Abstand von zehn Minuten und dann wieder über mehrere Stunden gar nicht. Zum Teil können sie auch tagelang nicht in Erscheinung treten.

Die Abstände zwischen den ‚wilden Wehen‘ werden, anders als bei Geburtswehen, auch nicht kontinuierlich kleiner. Außerdem kann man Übungswehen gut durch Ruhe im Zaum halten. Wärme und Entspannung, zum Beispiel durch ein warmes Bad in der Schwangerschaft, lassen sie oft abklingen.

Wichtig zu wissen: Übungswehen öffnen weder den Muttermund, noch verkürzen sie den Gebärmutterhals. Es handelt sich nicht um vorzeitige Wehen, sondern sie sind ganz natürlich, normal und erst einmal ungefährlich.

Du bist dir unsicher, ob die Übungswehen stärker werden oder häufiger auftreten? Am besten notierst du dir, wie oft und wie lange du Übungswehen hast. In der Schwangerschaft achten die meisten Frauen ganz anders und viel bewusster auf ihren Körper und dessen Signale. Da wir Wehen immer mit der Geburt eines Kindes verbinden, können auch Übungswehen erst einmal Angst machen. Aber sieht man schwarz auf weiß, dass sie nicht so oft aufgetreten sind, wie man es subjektiv empfunden hat, kann einen das ungemein beruhigen.

Auch wichtig: Übungswehen verursachen keine starken Schmerzen. Die meisten Schwangeren nehmen sie ausschließlich über das Hartwerden des Bauches wahr. Manch eine verspürt unter Umständen ein leichtes Ziehen. Sollten die Wehen von starken Schmerzen begleitet werden, solltest du sie zeitnah abklären lassen.

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Übungswehen, Senkwehen oder Geburtswehen? Unterschiede erkennen

Welchen Wehentyp du gerade spürst, ist immer auch abhängig davon, wie weit deine Schwangerschaft vorangeschritten ist.

Übungswehen treten meist zwischen der 20. und 35. Schwangerschaftswoche (SSW) auf. Sie sind nicht schmerzhaft, unregelmäßig und klingen nach kurzer Zeit wieder ab. Viele nehmen sie nur wahr, weil der Bauch hart wird. Wärme und Entspannung lassen sie abklingen.

Um die 36. SSW können sich die Übungswehen merklich verändern. Plötzlich nimmst du nicht mehr nur den Druck und das Hartwerden am Bauch wahr, sondern auch ein Ziehen nach unten. Es kann sein, dass sich dein Bauch, und damit auch das Baby, nach unten schieben. Man spricht in diesem Zeitraum dann von Senkwehen. Nicht jede Schwangere spürt Senkwehen. Bei manchen Frauen überschneiden sich Senk- und Geburtswehen sogar. Wenn du mehr zu Senkwehen erfahren möchtest, schau am besten in unserem kleinen Wehen-Guide zu Senkwehen vorbei.

Je näher der errechnete Geburtstermin rückt, umso wahrscheinlicher ist es, dass du Geburtswehen hast und bald dein Baby im Arm halten kannst. Ein sehr gutes Erkennungsmerkmal ist ihre Regelmäßigkeit. Die Abstände verkürzen sich zudem zunehmend. Außerdem nehmen viele Frauen Geburtswehen als schmerzhafter wahr. Auch der Abgang von Fruchtwasser ist ein eindeutiges Indiz für eine beginnende Geburt. Erst mit den Geburtswehen verkürzt sich der Gebärmutterhals und der Muttermund öffnet sich.

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Anders als bei Übungs- oder Senkwehen klingen echte Geburtswehen nicht durch Ruhe und Wärme ab. Wichtig deshalb: Ist der Geburtstermin schon nahe und du möchtest mithilfe eines Bades den Test machen, ob du ’nur‘ Übungs- bzw. Senkwehen hast oder ob es sich doch schon um richtige Wehen handelt, sorge dafür, dass du nicht alleine bist. Handelt es sich nämlich um Geburtswehen, sollte unbedingt jemand da sein, der dir aus der Wanne helfen kann oder, wenn die Zeit drängt, einen Krankenwagen rufen kann.

Angeberwissen: Erst in den letzten zwei bis drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin spricht man übrigens von Vorwehen. Sie unterstützen die Reifung des Muttermundes und des Gebärmutterhalses für die Geburt. Allerdings verwendet man Vorwehen oft auch synonym für Übungs- und Senkwehen.

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Quellen:
Onmeda.de
familienplanung.de
Frauenärzte im Netz

Wichtiger Hinweis: Die Inhalte dieses Artikels dienen lediglich der Information und ersetzen keine Diagnose beim Arzt. Treten Unsicherheiten, dringende Fragen oder Beschwerden auf, solltet ihr euren Gynäkologen oder die Hebamme kontaktieren.